Weißt Du, woher die Redewendung „Auf dem Kieker haben“ kommt?
Die Redewendung jemanden auf dem Kieker haben ist mir so vertraut, dass ich bis heute geglaubt habe, dass ich genau weiß, woher sie kommt. Weil ich die Redewendung bis dato nur gehört habe, dachte ich, dass Kieker Kicker geschrieben wird. Obwohl ich ein Sportmuffel bin, weiß ich, dass ein Kicker ein Fußballer ist. Also war ich bis jetzt der festen Überzeugung, dass jemanden auf dem Kicker haben bedeutet, jemanden abschießen bzw. jemanden kicken, so wie ein Fußballer immer den Blick auf dem Ball hat und danach strebt, ihn zu schießen.
Dank folgendem Satz
„Nicht nur die Grenzpolizei, die mich auf dem Kieker hatte, sondern auch die politische Prominenz tobte.“
S. 100.
in dem Buch von
Cédric Herrou: Ändere deine Welt. Wie ein Bauer zum Fluchthelfer wurde
habe ich die Redewendung nun zum ersten Mal ausgeschrieben gesehen und bin nun sicher, dass der Kieker, von dem Cédric hier spricht, nichts mit einem Fußballer zu tun hat. Ich bin gespannt, ob unser Lexikon uns die wahre Herkunft der Redewendung verraten kann.
Was das Lexikon sagt
Ja, unser Lexikon kann uns etwas über die Herkunft verraten:
Kie|ker, der; -s, -: 1. (nordd., bes. Seemannsspr.) Fernglas, Fernrohr. 2. *jmd., etw. auf dem K. haben (ugs.; 1. misstrauisch [längere Zeit] beobachten: die Straße auf dem K. haben, 2. jmdn. dauernd kritisieren, ihn für alles verantwortlich machen, an ihm herumnörgeln. 3. großes Interesse an jmdm., etw. haben).
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, 1285.
Der Kieker ist also ein Fernglas oder Fernrohr, mit dem Seemänner unter anderem lange Zeit geschaut haben, ob denn nun endlich Land in Sicht ist.
Was uns unser Autor sagen möchte
Was unseren zitierten Satz angeht passen in meinen Augen alle 3 Bedeutungen der Redewendung, die uns unser Lexikon verrät, perfekt. Der Olivenhainbesitzer Cédric, der Flüchtlingen aus Afrika hilft, über die Grenz zu kommen, um sie außer Gefahr zu bringen,
- wurde von der Grenzpolizei über längere Zeit misstrauisch beobachtet,
- wurde von den Grenzpolizisten dafür kritisiert, dass er den Flüchtlingen half und so ihre Arbeit erschwerte,
- zog ein großes Interesse von Seiten der Grenzpolizei auf sich, die ihn gern aus dem Verkehr gezogen hätte.
An dieser Stelle ziehe ich meinen imaginären Hut vor Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani, den beiden Übersetzerinnen des Buches, die eine so treffende Redewendung gewählt haben.
Fazit
An Tagen wie diesen bin ich überrascht, wie lange ich in der Lage bin, falsches Wissen in mir zu tragen. Wäre mir die Formulierung nicht schriftlich begegnet, wäre ich wahrscheinlich mein ganzes Leben der festen Überzeugung gewesen, dass die Redewendung jemanden auf dem Kieker haben etwas mit Fußball zu tun hat.
An dieser Stelle bin ich neugierig. Welches fehlerhafte Wissen hast Du über Jahre mit Dir herumgetragen?
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