Werden Bibliotheken aussterben?
Heute geht es um ein Thema, das mir unglaublich am Herzen liegt: Bibliotheken. Für mich waren öffentliche Bibliotheken nicht nur während meines Studiums ein wichtiger Ort. Es waren Orte, an denen ich mich zurückziehen konnte und mich in Ruhe mit dem beschäftigen konnte, was mir große Freude bereitet: Bücher.
In den letzten Jahren ist mein Arbeitszimmer zu einer kleinen Bibliothek mutiert, in der an der einen Wand die Bücher stehen, die ich von meinem Vater geerbt habe und auf der anderen Wand die Bücher, die gezielt für diesen Blog angeschafft wurden. An der dritten Wand steht ein Regal mit Büchern, in denen Material für Sketchnotes schlummert.
Aufgrund meiner Bibliothek habe ich schon seit einigen Jahren keine offizielle Bibliothek mehr besucht. Dennoch graut es mir vor der Vorstellung, dass einst der Tag kommen könnte, an dem es keine Bibliotheken mehr gibt. Immerhin träume ich davon öffentliche Bibliotheken nach meinem Arbeitsleben wieder zu einem festen Ort in meinem Leben zu machen.
Zu meiner großen Freude bin ich in
Robert R. Bukvić: Die Coworking-Evolution. Wie wir zukünftig leben und arbeiten
über eine Information gestolpert, die mir in Sachen Zukunft Bibliothek große Hoffnung macht. In einem Interview unseres Autors mit Harry Gattner, dem Geschäftsführer des Zukunftsinstitutes steht:
„Nicht umsonst werden Bibliotheken zurzeit so häufig genutzt wie nie zuvor.“
S. 80.
Der Grund für die gestiegene Nutzung ist, das Bibliotheken ein Ort
- der Ruhe,
- der Konzentration und
- des Müßiggangs
sind.
Da es sich bei dem Zitat um einen Satz aus einem Interview handelt, fehlen Quellen für die Aussage. Ich wünsche mir, dass Harry recht hat, doch der Historiker in mir braucht Quellen, um dies glauben zu können. Lass uns daher einmal schauen, ob das Internet seine Aussage mit Zahlen untermauern kann.
Wie hat sich die Nutzerzahlen von Bibliotheken in den letzten Jahren entwickelt?
Laut der Webseite des statistischen Bundesamtes gab es 2018 7.478 Bibliotheken in Deutschland mit einem Gesamtbestand von 373.000.000 Büchern. Die Bibliotheken beschäftigten über 22.000 Mitarbeiter. Zwischen 2005 und 2015 stiegen die öffentlichen Ausgaben für Bibliotheken von 1,2 auf 1,5 Milliarden Euro. Allein im Jahr 2018 konnten öffentliche Bibliotheken 121 Millionen Besuche verbuchen.
Wenn ich den Filter der Webseite Bibliotheksstatistik korrekt benutzt habe, gab es 1999 6.546 Bibliotheken. 23 Jahre später ist die Anzahl der Bibliotheken höher, inzwischen gibt es ganze 6.743 Bibliotheken in Deutschland. Das die Anzahl der Bibliotheken auf dieser Webseite geringer ist als die Zahl des Statistischen Bundesamtes liegt meiner Vermutung nach an der unterschiedlichen Einstufung welche Orte als öffentliche Bibliothek gezählt werden und welche nicht.
Die Daten, die ich im Internet gefunden habe, belegen in meinen Augen die oben zitierte Aussage. Ich brauche mir also wirklich keinen Kopf machen, Bibliotheken sterben nicht aus.
Neue Konzepte für Bibliotheken
So sehr mich die positive Entwicklung der Bibliotheken freut, so sehr verwundert sie mich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese positive Entwicklung nur auf der Tatsache beruht, dass Bibliotheken ein ruhiger Ort sind.
Vielmehr glaube ich, dass Menschen wie Stefan Schwering, der aktuell Leiter der Zentralbibliothek im KAP1 bei Stadtbüchereien Düsseldorf ist, einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten. Stefan ist mir auf der re:publica 2023 in Berlin begegnet. Hier hielt er einen Vortrag über die Zukunft der Bibliotheken, dem ich interessiert als Sketchnoterin zuhörte. Stefan stellte in seinem Vortrag seine Bibliothek vor. In dieser Bibliothek gibt es neben Büchern allerlei Angebote, die mich in Erstaunen versetzten. So können Menschen in der Bibliothek sogar heiraten. Zu meiner großen Freude gibt es Stefans Vortrag auf YouTube, so dass auch Du erleben kannst mit welcher Energie und Begeisterung der Mann von seiner Bibliothek berichtet.
Stefans Bibliothek ist alles andere als ein staubiger Ort. Mit unglaublichen 74 Stunden in der Woche steht der Ort seinen Besuchern zur Verfügung. Möglich sind diese Öffnungszeiten dank digitaler Features, die es Nutzern erlauben selbstständig Bücher zu entleihen und diese zurückzugeben. Selbst das Finden von Büchern geht ohne Bibliothekar. Eine App weist einem ähnlich wie Google Maps den Weg zum Gewünschten Buch oder Genre. Doch Stefans Bibliothek bietet viel mehr als nur Bücher. Sie bietet mit Hilfe Ihrer App auch die Möglichkeit sich mit anderen Menschen in der Bibliothek zu vernetzen. Hierfür gibst Du einfach das Thema an, dass Dich interessiert und schon zeigt Dir die App Menschen in der Bibliothek, die sich für das gleiche Thema interessieren.
Als ich den Vortrag von Stefan hörte, dachte ich er sei ein Einhorn in der Bibliothekslandschaft. Bei meiner heutigen Recherche habe ich gemerkt, dass dem nicht so ist. Webseiten wie die des Bibliotheksverbandes und die des Bibliothekportals zeigen, dass Bibliotheken in ganz Deutschland neue Wege beschreiten und überall Bibliotheken voller Innovationen entstehen.
Fazit
So wie es aussieht, werden Bibliotheken in den nächsten Jahren nicht aussterben. Die Chancen stehen also gut, dass ich als alte Frau hier in Ruhe all jene Bücher lesen kann, für die mir aktuell die Zeit fehlen. Bibliotheken werden auch in Zukunft Orte des Wissen sein, doch da sich die Art wie wir Wissen speichern verändert, ändern sich auch die Bibliotheken. Bibliotheken sind zu meiner Überraschung nicht jene Orte, die dem gedruckten Buch nachtrauern, sie halten es in Ehren und geben ihm einen Raum in einem Ort, in dem auch digital gespeichertes Wissen und Netzwerkwissen zu finden ist.
An dieser Stelle bin ich neugierig. Wann warst Du das letzte Mal in einer Bibliothek? Gab es dort Dinge, die Dich überrascht haben?
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