Hast Du schon einmal von einem Corporate Citizen gehört?
Wenn ich mich recht erinnere ist mir dieser Begriff 2 Mal in meinem Leben begegnet. Den ersten Kontakt hatte ich Anfang des Jahres auf einer Buchvorstellung des Berliner Universitäts Professors und Begründers der Tee Kampagne Günter Faltin. Damals nahm ich mir fest vor den Begriff zu recherchieren, doch leider wurde dieses Vorhaben ein Opfer meines Gedächtnisses. Zum Glück gibt es Bücher und so erinnerte mich
Michael Loebbert: Kultur entscheidet. Kulturelle Muster in Unternehmen erkennen und verändern
an mein vergessenes Vorhaben.
Corporate Citizen – Wortbedeutung
Heute brauchen wir kein Lexikon um der Bedeutung des Begriffes auf die Schliche zu kommen. Ein einfaches Englisch-Deutsch Wörterbuch genügt um eine erste Ahnung zu bekommen:
Corporate – überbetrieblich, gemeinsam, gesellschaftlich, körperschaftlich
Citizen – Bürger
Bei einem Corporate Citizen haben wir es laut unserer Übersetzung also mit einem gesellschaftlichen Bürger zu tun. Okay, ich gebe zu, das bringt uns der Antwort auf unsere heutige Frage nähr, ist aber noch nicht die Antwort. Oder kannst Du Dir vorstellen was genau ein gesellschaftlicher Bürger ist?
Corporate Citizen – Kontext
Um der Bedeutung des Wortes einen entscheidenden Schritt nähr zu kommen, müssen wir den Kontext berücksichtigen in dem dieses Wort Verwendung findet. In unserem heutigen Buch bin ich über folgenden Satz gestolpert:
Welchen kulturellen Beitrag ein Unternehmen liefert, spiegelt sich auch auf das Unternehmen zurück, seine Rolle als „Corporate Citizen“, seine Anziehungskraft auf Mitarbeiter und Geldgeber.
Michael Loebbert: Kultur entscheidet. Kulturelle Muster in Unternehmen erkennen und verändern, S. 36.
Wer auch immer von einem Corporate Citizen spricht, meint in der Regel ein Unternehmen. Der Begriff bringt zum Ausdruck, dass Unternehmen nicht in einem luftleeren unternehmerischen Raum agieren, sondern immer auch Teil eines Staates und Teil einer Gesellschaft, also sozusagen Bürger sind.
Unternehmens-Steuern für staatliche Leistungen
Unternehmen profitieren vom Staat. So sorgt letzterer in der Regel dafür, dass das Unternehmen Mitarbeiter erhält, die über grundlegende Fähigkeiten im Rechnen und Schreiben beherrschen. Zudem stellt der Staat dem Unternehmen in Form von Straßen eine Infrastruktur bereit, die das Unternehmen nutzen kann, um seine Waren von A nach B zu transportieren. Im Gegenzug zahlt das Unternehmen Steuern und leistet so einen finanziellen Beitrag mit dessen Hilfe der Staat Bildung, Infrastruktur und co. finanzieren kann.
In wirtschaftlich starken Zeiten geht die Rechnung Bildung und Infrastruktur für Steuern in der Regel auf. In solchen Zeiten wachsen die Unternehmen und brauchen händeringend neue Arbeitnehmer um das Wachstum stemmen zu können. Durch das Wachstum verdienen die Unternehmen gutes Geld und ein Teil davon erhält der Staat in Form von Steuern zurück.
In wirtschaftlich schwächeren Zeiten kommt das Konstrukt allerdings leicht ins Wanken. Die Unternehmen brauchen aufgrund des fehlenden Wachstums keine neuen Arbeitnehmer. Da auch die Gewinne unter der wirtschaftlich schwachen Zeit leiden, zahlen die Unternehmen in dieser Zeit auch weniger Steuern. Auf den ersten Blick ist also alles gut: Das Unternehmen erhält weniger Leistungen vom Staat und zahlt daher auch weniger.
Bildung kostet immer Geld
Schauen wir uns einmal die Bildung an, offenbart sich an dieser Stelle ein Problem auf der Seite des Staates. Während der Staat in wirtschaftlich schwachen Zeiten weniger Steuereinnahmen hat, bleiben seine Bildungs-Ausgaben in dieser Zeit auf den ersten Blick konstant. Denn egal wie es der Wirtschaft geht, der Ausbildungsbetrieb des Staates läuft unverändert weiter.
Auf den zweiten Blick habe ich sogar die Vermutung, dass in dieser Zeit die Bildungsausgaben des Staates sogar steigen, da einige Menschen die beschäftigungsfreie Zeit nutzen um sich auf Kosten des Staates weiterzubilden. Lange Zeit glaubten Wirtschaftswissenschaftler, dass der Staat diesen Kraftakt leisten kann, weil er in wirtschaftlich guten Zeiten genug Geld beiseitelegen konnte, um in wirtschaftlich schwachen Zeiten zu investieren. Inzwischen erkennen wir, dass diese Rechnung langfristig nicht aufgeht und an immer mehr Stellen Geld fehlt.
Dieser Umstand fällt nicht nur Eltern auf, wenn sie Ihre Kinder in marode Schulen schicken, sondern auch Autofahrern, die immer häufiger aufgrund von Schlaglöchern in den Straßen gezwungen sind das Tempo Ihrer Fahrt zu drosseln. Eltern und Autofahrer, sind aber nicht nur Eltern und Autofahrer, sondern oft auch Mitarbeiter von Unternehmen. Mitarbeiter, die aufgrund schlechter Straßenverhältnisse einen längeren Arbeitsweg haben und sich manchmal nicht auf den Job konzentrieren können, weil die Betreuung der eigenen Kinder durch Fehlzeiten der Lehrer nicht sichergestellt werden kann.
An dieser Stelle schließt sich der Kreis. Die finanziellen Probleme des Staates schlagen sich irgendwann negativ auf das Unternehmen nieder. Ein Unternehmen, welches sich als Corporate Citizen begreift ist sich dieses Kreislaufes bewusst und es ist bereit seinen Beitrag zu leisten um diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem es sich gesellschaftlich engagiert. Wie genau dieses gesellschaftliche Engagement aussieht, ist auch von der Größe der Unternehmens abhängig.
Corporate Citizen in der Praxis
Ein schneller und einfacher Weg, den jedes Unternehmen gehen kann sind Spenden. So ist es inzwischen zum Beispiel keine Seltenheit mehr, dass Holzerarbeitende Unternehmen an NGOs Spenden, die sich um die Rettung der Wälder kümmern.
Etwas aufwendiger, aber auch für viele Unternehmen stemmbarer Weg ist es die eigenen Mitarbeiter bei deren ehrenamtlichen Tätigkeiten zu unterstützen. So kann ein Unternehmen, das einen freiwilligen Feuerwehrmann beschäftigt, mit ihm gemeinsam eine gute Lösung finden, die ihm einen Feuerwehr-Einsatz in der Arbeitszeit erleichtert.
Je größer das Unternehmen wird, desto mehr kann es sich engagieren. Manch ein Unternehmen sponsert vielleicht einen lokalen Verein, ein anderes dagegen gründet möglicherweise eine eigene Stiftung.
Und nun bin ich neugierig: Wie verbreitet ist das Konzept Corporate Citizen in Deutschland? Arbeitest Du in einem Unternehmen, welches sich in einer der oben genannten Formen sozial engagiert?
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