Hast Du schon einmal von Job Crafting gehört?
In den letzten Monaten bin ich diesem Begriff schon einmal in einem TED Talk begegnet und habe ihn leider wieder vergessen. Zum Glück hat mir @jojo_en_riant von Twitter bei ihrem letzten Besuch in Berlin
Barry Schwartz: Warum wir arbeiten
mitgebracht und mir so die Gelegenheit geschenkt erneut über diesen wundervollen Begriff zu stolpern.
Job Crafting Wortbedeutung
Heute brauche ich ausnahmsweise kein Lexikon und kein Wörterbuch um über die Bedeutung des Begriffes schreiben zu können. Ich weiß, dass der Begriff aus dem Englischen stammt. Übersetzen würde ich ihn mit
- Job – Job
- Crafting – erschaffen, kreieren
Mit dieser groben Übersetzung sind wir auch schon bei der Bedeutung des Begriffes. Beim Job Crafting geht es darum, dass Angestellte einen Job zu erschaffen.
Als ich den Begriff das erste Mal hörte, war ich etwas ungläubig: „Moment, Angestellte erschaffen Jobs? Hier stimmt doch irgendetwas nicht. Wenn einer Jobs erschafft, dann sind das ja wohl Unternehmen.“ Mit diesen Gedanken lag ich auch nicht ganz falsch, denn beim Job Crafting geht es nicht darum dass Angestellte Jobs erschaffen, es geht darum, dass sie ihre eigene Stellenbeschreibung mit Leben füllen, in ihr einen tieferen Sinn erkennen und nicht einfach nur 1zu1 den Job machen, der in der Stellenanzeige steht.
Wie das genau funktioniert möchte ich Dir jetzt anhand zweier kleiner Gemüsehändler Geschichten erzählen. Los geht es:
Kein Job-Crafting – Die Erdbeer-Geschichte
Vor einigen Jahren spazierte ich mit meinem Vater durch Berlin. Es war ein unglaublich schöner Sommertag und wir genossen ihn in vollen Zügen. Plötzlich bekam mein Vater glänzende Augen. Er hatte einen Erdbeerstand entdeckt, an welchem frische rote Erdbeeren lagen und einfach verführerisch aussahen. Der Anblick allein genügte um die Süße der Früchte förmlich schmecken zu können.
Da wir gerade erst am Anfang unseres Spazierganges waren wollte ich meinem Vater den Wunsch nach diesen leckeren Früchten erfüllen, allerdings hatte ich wenig Lust den ganzen Tag ein Pfund Erdbeeren durch die Stadt zu tragen. Also fragte ich die noch sehr junge Verkäuferin, ob ich ihr nicht einfach eine Handvoll Erdbeeren abkaufen könnte, anstatt ein ganzes Pfund zu kaufen. Für die kleine Menge Erdbeeren würde ich ihr die Hälfte des Pfundpreises bezahlen, damit es für sie ein wirtschaftlich sinnvolles Angebot war.
Zu meinem großen Erstaunen gab mir die Händlerin einen Korb. Ihre Arbeitsanweisungen erlaubten es ihr nicht einzelne Erdbeeren zu verkaufen. Unter einem Pfund konnte sie nichts für mich tun. Sie wüsste auch gar nicht, wie sie eine Handvoll Erdbeeren in der Kasse verbuchen könnte. Also biss ich in den sauren Apfel und kaufte ein Pfund Erdbeeren, von denen mein Vater 5 Stück aß, die restlichen Erdbeeren verschenkte ich an ein paar Passanten.
Doch zum Glück geht es auch anders:
Job Crafting – Die genial verrückte Gemüsehändlerin am Forum Steglitz
Mitte der Neunziger Jahre war das Forum Steglitz in Berlin noch eine überdachte Markthalle, in der Kartoffel-, Fisch- und Gemüsehändler an kleinen marktähnlichen Ständen ihre Ware zum Kauf anboten. Wie auf einem echten Markt gab es hier Produkte in einer Vielfalt, die in keinem Supermarkt zu finden ist. Oder kannst Du Dich daran erinnern, wann Du das letzte Mal 20 Kartoffelsorten in einem Supermarkt begegnet bist? Das geniale an diesem Markt war, dass er jeden Tag war und man auch bei Wind und Wetter immer im Warmen einkaufen konnte.
Einem dieser Händler reichte der Stand im Forum nicht aus. Er wollte nicht mit anderen Händlern um die Kundschaft buhlen, sondern lieber von der Laufkundschaft profitieren, die jeden Tag am Forum vorbeilief. Aus diesem Grund befand sich sein Gemüsestand mit seiner einsamen Angestellten vor dem Forum. Während ihre Kollegen im Warmen standen und sich den ganzen Tag mit anderen Händlern unterhalten konnten, musste diese Händlerin draußen am Stand stehen. Egal ob es gerade schneite, regnete oder ob 35 Gerad Hitze herrschte, sie bekam jedes Wetter ab.
Doch statt sich darüber zu ärgern, beschloss unser Händlerin Job Crafting zu betreiben. Sie beschloss nicht einfach nur einen Gemüsehändlerin zu sein, sondern sie beschloss die bekannteste Gemüsehändlerin des Forums zu sein, die dafür sorgte, dass die Menschen ihre Vitamine bekamen. Wenn sie schon die Pole Position hatte, dann wollte sie die Bühne, die ihr ganz allein gehörte auch für sich nutzen. Statt einfach nur Gemüse zu verkaufen steckte sich diese Händlerin das Ziel jedem Kunden ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Um nichts dem Zufall zu überlassen begann unsere Händlerin auch ihre Kleidung zu diesem Zweck zu nutzen. So stand sie im Sommer oft mit Pipilangstrumpf Zöpfen am Stand und im Winter schmückte eine Weihnachtsmannmütze ihren Kopf.
Hätte ich diese Händlerin nach 5 Erdbeeren gefragt hätte sie mir diese auch dann verkauft, wenn ihre Arbeitsanweisungen anders gelautet hätten. Diese Händlerin hatte sich mittels Job Crafting ihren Job erschaffen. Sie war nicht nur Gemüsehändlerin, sie war Gemüsehändlerin mit Herz, Leib und Seele. Inzwischen gibt es keine Marktstände mehr im Forum, aber die Erinnerung an die Gemüsehändlerin, die jedem ein Lächeln schenkte ist geblieben.
Fazit – Es ist Dein Job
Diese beiden Geschichten zeigen die Magie des Job Craftings und die großartige Nachricht ist, dass es nicht nur bei Gemüsehändlern funktioniert. Auch als Hausmeister, Busfahrer oder Büroangestellte können wir Job Crafting betreiben. Alles was es dazu braucht ist es einen tieferen Sinn im eigenen Job zu erkennen.
So sorgt ein Hausmeister in einer Schule nicht nur dafür, dass alles in Ordnung ist, sondern er stellt sicher, dass die neue Generation alles hat was sie braucht um optimal lernen zu können. Ein Busfahrer fährt nicht einfach nur einen Bus, er schenkt jeden Tag tausenden Menschen Zeit und sorgt rettet gleichzeitig die Umwelt, weil sein Bus viele Autos ersetzt. Weiter gedacht rettet er damit sogar Leben, da weniger Autos auf der Straße auch die Chance für Autounfälle reduziert.
Wie ist es bei Dir? Kannst auch Du Deinen Job Craften?
Lesedauer & Kategorie
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Autor
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Datum & Autor
Kommentiere den Beitrag
Was passiert nach Deinem Kommentar?
Nachdem Dein Kommentar durch uns geprüft wurde, wird er freigegeben* und erscheint unter diesem Beitrag zusammen mit dem von Dir angegebenen Namen. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Sie dient uns an dieser Stelle in erster Linie zum Schutz vor Spam. Wenn Du Deine E-Mail-Adresse nicht hier angeben möchtest, kannst Du den Kommentar auch gern auf einem unserer Social Media Profile posten.
*Spam und Kommentare, die nur einen Backlink für die eigene Seite zum Ziel haben, werden einfach gelöscht. Nimm gern Kontakt mit uns auf und lass uns die Möglichkeiten eines Sponsored Post besprechen, wenn Du gern einen thematisch passenden Backlink unter einem bestimmten Beitrag platzieren möchtest.