In was für einer Welt wollen wir leben?

Fragen, Kommunikation
Fragen

Zum Intro eine kleine Vorwarnung: Dieser Beitrag wirft mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Fragen auf als er beantwortet 😉

Es gibt ein Thema, dass mich seit einiger Zeit begleitet: Wahrnehmung. Immer wieder bin ich fasziniert, wie unterschiedlich jeder von uns die Welt wahrnimmt in der wir leben. Jeder von uns lebt in seiner eigenen Welt, die aus seinen Gedanken und Erlebnissen entstanden ist. Und ich liebe es diese Welten kennen zu lernen, denn mit jeder Welt die ich kennenlerne, lerne ich etwas Neues.

Buch offen
Buch offen

Doch nicht nur im realen Leben begegne ich diesen spannenden Welten, die mich ins Grübeln bringen, sondern auch in den Büchern, die ich lese und so bin ich in

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens

einer Welt begegnet, die mich so sehr beschäftigt hat, dass ich heute über sie schreiben möchte.

Erichs Welt

Als ich diese Worte vor einiger Zeit las, verpasste ich ihnen ein Post-It, da sie mich ins Grübeln brachten. Das was ich da las, sind aus Erichs Sicht die Anforderungen an einen Menschen in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Erich schreibt der moderne Kapitalismus braucht Menschen…

  1. die reibungslos und in großer Zahl zusammenarbeiten.
  2. die immer mehr konsumieren wollen.
  3. deren Geschmack einheitlich und leicht zu steuern ist.
  4. die immer tätig sind und funktionieren.
Welt
Welt

Als Erich dies 1956 veröffentlicht ist die Welt noch eine ganz andere als heute. Die Welt ist in 2 Teile gespalten. Auf der einen Seite der Kapitalismus, auf der anderen Seite der Sozialismus. Beide Systeme sind der festen Überzeugung das bessere System zu sein. Beide Systeme streben danach die ganze Welt für sich zu gewinnen und das andere System zu besiegen.

Während sich die beiden Systeme einen Kalten Krieg miteinander führen, erlebt Deutschland ein Wirtschaftswunder. Ein Wirtschaftswunder, das den Menschen nach vielen harten Jahren sehr gut tut. Das Land erholt sich von der kriegerischen Zeit. Es entsteht viel Neues. Dieses Neue wird von Menschen erschaffen. Menschen, die für das Erschaffen von neuem gute Löhne erhalten. Gute Löhne, die sie in den Konsum stecken.

Auto
Auto

Das Land erlebt zum ersten Mal seit langem, wenn nicht zum ersten Mal überhaupt Luxus. Ganz normale Menschen haben plötzlich ein Haus, ein Auto und einen gut bezahlten Job. Die Zeiten, in denen Jemand in Deutschland Hunger leiden musste sind vorbei. Es herrscht Vollbeschäftigung.

Das ist die Zeit, in der Erich dieses Buch schreibt und das was er über den modernen Kapitalismus schreib, spiegelt das wieder was er im Alltag sieht.

Marias Welt

Nach meinem Gefühl passt dieses Anforderungsprofil schon lange nicht mehr. In den letzten 70 Jahren ist so unendlich viel passiert, so unendlich viel Wissen entstanden, das die Welt massiv verändert hat. Ich für meinen Teil lebe in einer Welt, in der die Menschen…

  1. reibungslos und in großer Zahl weltweit zusammenarbeiten.
  2. immer weniger und nachhaltiger konsumieren wollen.
  3. der Geschmack der Menschen auch dank Internet individuell und vielfältig ist.
  4. sich immer häufiger fragen, wie sie mit ihrer Arbeit etwas Gutes erschaffen können.

Mir ist absolut bewusst, dass ich in Berlin in einer Filterblase lebe. Die Stadt ist ständig im Wandel. Bezirke, die nach der Wende No-Go-Areas waren sind heute unendlich beliebt. In Berlin leben Menschen aus aller Welt, einen Urberliner wie mich zu treffen, ist inzwischen fast schon außergewöhnlich. Das macht die Stadt unendlich Bunt und wie ich finde wunderschön.

Katze
Katze

In Berlin zu leben bedeutet, dass die ganze Welt nur einen Katzensprung entfernt ist. Zudem ist Berlin dank seiner Start Up Szene experimentierfreudiger als andere Regionen. Viele Dinge, die die Welt erobern sollen, werden in Berlin getestet. So braucht ein Berliner heute kein Auto mehr, das nächste Car oder Roller Sharing Vehikel steht in der Regel nur weniger Meter entfernt. Für jene, die die Umwelt schonen wollen, gibt es natürlich auch die Möglichkeit E-Autos oder Fahrräder für eine kurze Strecke zu leihen.

Doch es ist nicht nur diese Stadt, die mein Weltbild prägt, sondern auch die Filterblase, die ich mir seit einem halben Jahrzehnt bewusst und aktiv baue. Ich konzentriere all meine Energie und Zeit auf die positiven Dinge die in der Welt passieren und blende die negativen Dinge aus. Ich möchte nicht wissen was alles schief läuft in der Welt, sondern den Dingen die gut laufen meine Aufmerksamkeit schenken, ihnen eine Bühne geben und meinen Beitrag dazu leisten, dass sie wachsen und gedeihen.  Denn ich für meinen Teil möchte in dieser Welt leben. In dieser Welt in der wir das Wissen und die Möglichkeiten die uns zu Füßen liegen, nutzen und die Welt erschaffen in der wir gern leben möchten.

Deine Welt

Und weil ich mir darüber im Klaren bin, dass mein Weltbild nicht „normal“ ist, habe ich eine Frage an Dich: Wie ist Dein Bild? Was glaubst Du brauchen wir für Menschen? In was für einer Welt möchtest Du leben?

4. Juli 2019
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Buchcover zum Beitrag
Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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4,4 min readCategories: Bücher, Wissen

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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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4. Juli 2019
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  1. Maria von du-bist-grossartig.de 18. November 2022 at 06:16 - Reply

    In

    Richard David Precht: Jäger, Hirten, Kritiker. Eine Utopie für die digitale Gesellschaft

    ist mir gerade der Begriff Gesellschaftsutopie begegnet. Bei nochmaligen lesen des Blog-Beitrages ist mir aufgefallen, dass er genau danach fragt. Daher möchte ich die Frage von damals nun erweitern und Dich auffordern Deine eigene Gesellschaftsutopie aufzuschreiben. Wichtig gemeint ist eine Gesellschaftsutopie (ein positives Bild von der Zukunft), keine Gesellschaftsdystopie (ein negatives Bild von der Zukunft, wie es in viele Actionfilmen dargestellt wird).

    Mit etwas Glück ist es ja am Ende Deine Gesellschaftsutopie, die so überzeugend ist, dass sie in einigen Jahrzehnten die Grundlage einer neuen Gesellschaftsordnung ist. Solltest Du in Sachen Gesellschaftsutopie etwas Inspiration benötigen, empfehle ich Dir das Buch

    Kate Raworth: Die Donut-Ökonomie

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