Ist Homeoffice eine Karrierebremse?
Heute geht es um ein Thema, in dem ich inzwischen einiges an Erfahrung habe: Das Homeoffice. Ich arbeite seit 2014 vorwiegend im Homeoffice und genieße die Vorteile sehr. Aus diesem Grund werde ich hellhörig, wenn ich über Informationen stolpere, die meinen Erfahrungen widersprechen. Genau solche Informationen sind mir in dem Buch von

begegnet. Veronika widmet dem Thema ein ganzes Kapitel ihres Buches.
In ihrem Homeoffice-Kapitel, das den Titel trägt „Aus den Augen, aus dem Sinn“, führt Veronika zahlreiche Daten aus Studien an, die sich mit dem Homeoffice bzw. der Telearbeit beschäftigen.
Im Folgenden möchte ich einige der Daten und Studien aus dem Kapitel wiedergeben und sie mit meinen persönlichen Erfahrungen vergleichen, um zu ermitteln, ob ich weiterhin im Homeoffice arbeiten oder lieber ins Büro zurückkehren sollte.
Distanz sorgt für weniger kollegialen Austausch
Als erstes zeigt Veronika ihren Lesern die Allen-Kurve, die ihren Namen dem MIT-Professor Thomas J. Allen verdankt, der in den 1970er Jahren herausfand, dass Menschen am häufigsten mit Menschen sprechen, die in der Nähe sitzen und am seltensten mit Menschen, die am weitesten weg sitzen.
Diese Art der Kommunikation sorgt für einen wichtigen Fluss an Informationen (und Inspirationen), der sich sehr positiv auf die Produktivität der Mitarbeitenden auswirken kann.
Meine Erfahrungen

Zu Beginn meines aktuellen Jobs habe ich mit meinen Kollegen im Büro gearbeitet und kann definitiv bestätigen, dass ich in der Zeit im Büro häufiger mit Kollegen kommuniziert habe als im Homeoffice. In meinem Fall war dies allerdings nicht immer positiv, denn immer wieder rissen mich andere Mitarbeitende durch eine kurze Ansprache aus meinem Flow und reduzierten so meine Produktivität.
Im Homeoffice kommt diese Art von unproduktiven Störung nur selten vor, weil wir klare Regeln im Team haben. Alles, wie das morgendliche „Hallo“ ins Team, was wichtig, aber nicht dringend ist, wird schriftlich (zum Beispiel via Chat) kommuniziert und nur in dringenden Fällen greifen wir zum Hörer oder starten einen Videocall. Durch diese klaren Regeln kann sich jeder auf seine Arbeit konzentrieren, ohne dass die Kommunikation untereinander leidet.
Homeoffice reduziert Chancen auf Beförderungen
Größere Nähe sorgt nicht nur für mehr Kommunikation, sondern erhöht laut der Studie
auch die Chance, befördert zu werden. Die Studie basiert auf einem Experiment in einem chinesischen Callcenter. Spannenderweise kommt sie zu dem Ergebnis, dass Homeoffice positive und negative Seiten hat.
Zu den positiven Seiten zählen

- Mitarbeitende sind im Homeoffice zufriedener
- Mitarbeitende sind im Homeoffice produktiver
- Jährliche Kosten für die Beschäftigung eines Homeoffice-Mitarbeiters sind 2000 $ geringer.
Zu den negativen Seiten zählen
- Mitarbeitende können sich im Homeoffice einsam fühlen
- Mitarbeitende haben bis zu 50 % geringere Chance auf Beförderung.
Meine Erfahrung
Die positiven Ergebnisse der Studie kann ich voll und ganz bestätigen. Auch das Gefühl der Einsamkeit kenne ich, doch dies lässt sich relativ leicht reduzieren, indem ich in solchen Momenten einen Kollegen im Chat frage, ob er kurz Zeit für einen Austausch hat, oder ein Kundentelefonat vorziehe.
Die geringere Chance auf Beförderung war und ist für mich kein Nachteil, weil ich in kleinen Unternehmen arbeite. In diesen gibt es schlichtweg keine Positionen, auf die ich mich befördern lassen könnte. Das bedeutete allerdings nicht, dass ich mich nicht weiterentwickeln kann. In solch kleinen Unternehmen haben Mitarbeitende einen sehr hohen Gestaltungsfreiraum in Bezug auf ihren Job. Ich kann mich im Homeoffice eigenständig mit Hilfe von YouTube und Co. weiterbilden und neue Arbeitsbereiche für mich erschließen.
Geringere Gehaltssteigerung
Die Studie

kommt zu dem Schluss, dass Mitarbeitende die flexible Arbeitsmodelle in Anspruch nehmen, zu denen auch das Homeoffice zählen kann, geringere Gehaltssteigerungen erhalten als Mitarbeitende im Büro.
Meine Erfahrung
An dieser Stelle decken sich die Studienergebnisse mit meiner Erfahrung. Ich zähle zu den Menschen, die nur selten eine Gehaltserhöhung bekommen. Daran ist allerdings nicht allein das Homeoffice schuld. Ich frage einfach nur selten nach Gehaltserhöhungen. Da ich in kleinen Unternehmen arbeite und mich immer in Positionen befinde, in denen ich direkten Einfluss auf die Einnahmen des Unternehmens habe, frage ich nur in zwei Fällen nach Gehaltserhöhungen:
- wenn ich mir sicher bin, dass sich das Unternehmen eine Gehaltserhöhung aufgrund meiner Arbeit leisten kann,
- wenn ich meine laufenden Kosten mit meinem Gehalt nicht mehr vernünftig decken kann.
Die größten „Gehaltserhöhungen“ in meiner Karriere habe ich immer dann erhalten, wenn ich das Unternehmen gewechselt habe.
Gut für die Umwelt und die eigene Freizeit

Zum Schluss ihres Homeoffice-Kapitels führt Veronika noch einige Daten an, die belegen, dass die Arbeit im Homeoffice den CO2 Ausstoß reduziert. Ich spare es mir, hier die Daten zu zitieren, weil wir keine Daten brauchen, um zu beweisen, dass kein Arbeitsweg weniger CO2 verursacht als ein Arbeitsweg.
Meine Erfahrung
Ich möchte hier noch anfügen, dass nicht nur die Umwelt und die Verkehrslage vom Wegfall meines Arbeitsweges profitiert, sondern auch meine Freizeit.
Fazit
Ich bin unserer Autorin dankbar dafür, dass sie all diese Homeoffice-Daten zusammengetragen hat. Ich für meinen Teil werde am Homeoffice festhalten, denn meine Erfahrung zeigt, dass die Nachteile des Homeoffice in kleinen Unternehmen nicht so stark zum Tragen kommen wie in großen. Sollte ich allerdings jemals in Erwägung ziehen, für ein großes Unternehmen zu arbeiten, werde ich die Arbeit im Büro zumindest in Betracht ziehen.
Obwohl unsere Autorin in ihrem Kapitel aufzeigt, dass das Homeoffice Nachteile mit sich bringt, empfiehlt sie Unternehmen übrigens nicht, sich nicht gänzlich von Homeoffice abzuwenden. Stattdessen sollte der Fokus darauf gelegt werden, die Nachteile zu minimieren, indem für
- geeignete Technologien
- gemeinsame Regeln und
- etablierte Gewohnheiten (z.B. zum regelmäßigen Austausch)
gesorgt wird.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie sind Deine persönlichen Homeoffice Erfahrungen?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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