Macht Fernsehen bzw. machen digitale Medien Kinder intelligent?

Ich muss 20:15 Uhr zu Hause sein.

Ja doch, ich weiß, wir schreiben das Jahr 2022 und leben in einer Welt, in der es inzwischen möglicherweise Kinder gibt, die mit das „Prinzip Fernsehen“ – nach dem man 20:15 Uhr zu Hause sein wollte, um einen bestimmten Film zu sehen –, gar nicht mehr kennen. Die heutige Frage ist inspiriert von dem Buch von

Werner Tiki Küstenmacher: LIMBI – Der Weg zum Glück führt durchs Gehirn,

das in 1. Auflage 2004 erschien und mir in der Auflage von 2008 vorliegt. Der Autor berichtet in seinem Buch über eine schwedische Studie von 1995. 1995 steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, und Kinder wie ich schauten so gern fern, wie die heutige Generation gern Videos im Internet schaut. Ich lehne mich an dieser Stelle weit aus dem Fenster und vermute, dass das Schauen von Videos im Internet und das Fernsehschauen auf Kinder ähnliche Wirkungen haben könnten.

Lass uns nun, nach dieser kleinen historischen Einordnung, einen Blick auf die Studie werfen. Die Studie, über die unser Autor schreibt, belegt,

„dass Kinder aus Familien ohne Fernseher in Sachen Allgemeinbildung und praktischer Intelligenz gegenüber >>Fernsehkindern<< benachteiligt sind -vorausgesetzt, diese Kinder sitzen nicht ununterbrochen vor dem Gerät. Dauerglotzen zerstört die positive Wirkung des Fernsehens.“

S. 204f.

Lass uns doch einmal schauen, ob wir für das Internet eine vergleichbare Studie finden und ob es aktuellere Studien über das Fernsehen und das Internet gibt, die zu ähnlichen Schlüssen kommen.

Die schwedische Fernseh-Studie

Im Internet existiert die Studie nicht.

Im Rahmen meiner Recherche konnte ich die von unserem Autor zitierte Studie nicht ausfindig machen. Deshalb gehe ich an dieser Stelle einfach davon aus, dass es die Studie gibt und unser Autor sie korrekt zitiert hat. Die spannende Frage, die mir unter den Nägeln brennt, lautet, ob man die Aussagen, die 1995 über das Fernsehen getroffen wurde, auch auf die digitalen Medien übertragen kann. Immerhin verbrachten Jugendliche 2019 durchschnittlich 200 Minuten am Tag im Internet und weitere 100 Minuten mit digitalen Spielen.

Aktuelle Studien

Das Internet ist voll von aktuellen Studien zum Thema Kinder und digitale Medien. Zu meiner Überraschung scheint der Fernseher bei Kindern nicht so tot zu sein, wie ich dachte. Bei all den Studien, die ich gesichtet habe, war keine einzige Studie dabei, die sich mit der Thematik der schwedischen Studie beschäftigt. Daher kann ich zu meinem Bedauern die heutige Frage nicht durch aktuelle Studien belegen oder widerlegen.

Mehr Fernsehen = mehr Schokolade?

Gegenstand der meisten Studien, wie zum Beispiel der Kim Studie 2020 und der  RTL Studie von 2019 war die Menge und Art der genutzten Medien in verschiedenen Altersgruppen.

Die Blikk Studie von 2017 beschäftigt sich mit den negativen Auswirkungen eines übermäßigen Medienkonsums. Sie legt nahe, dass Kindern im Kita-Alter, die das Smartphone der Eltern mehr als 30 Minuten am Tag nutzen, von Entwicklungsstörungen betroffen sind. Zudem geht die tägliche Bildschirmnutzung bei Kindern mit einem erhöhten Konsum von Süßgetränken und Süßigkeiten einher.

Fazit

Nach meiner heutigen Recherche kann ich die Frage, ob Fernsehen bzw. digitale Medien Kinder Intelligent macht, nicht beantworten. Allerdings habe ich gelernt, dass der Fernseher in der jungen Generation nicht so tot ist, wie ich dachte.

Nach meiner Recherche habe ich das Gefühl, dass sich die Frage vielleicht gar nicht (mehr) beantworten lässt, weil das Fernsehen von heute nur noch wenig mit dem Fernsehen von 1995 zu tun hat. Das Angebot in diesem Bereich (gerade, wenn wir digitale Medien hinzuziehen) ist viel breiter geworden.

Ich glaube, alles was sich sagen lässt, ist, dass die Folgen der Mediennutzung von der Art und Weise der Mediennutzung abhängen. Verbringen Kinder ihre ganze Zeit Online und vor dem Fernseher, werden wahrscheinlich ihre sozialen Kompetenzen verkümmern. Nutzen sie dagegen keine digitalen Medien, wird es ihnen wahrscheinlich schwerer als ihren Klassenkammeraden fallen, ihre Hausaufgaben zu erledigen, wenn diese eine Recherche im Internet erfordern. Wie so oft macht die Dosis das Gift (wir erinnern uns, dass auch die schwedische Studie Dauerglotzen für problematisch hält).

An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig: Hast Du Kinder? Und wenn ja: Wie handhabst Du deren digitale Medien und Fernsehkonsum? Hast Du das Gefühl, dass sie davon profitieren?

 

Buchcover zum Beitrag

Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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Datum & Autor

9. Juni 2022
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