Warum bin ich neidisch, wenn andere Erfolg haben?
Wenn mich irgendetwas auf der Welt ganz besonders nervt, dann ist es Neid. In meinen Augen ist Neid destruktiv und sinnlos und daher setze ich alles daran nicht neidisch zu sein. Dennoch gibt es noch immer Momente, in denen mich der Neid trifft. Zum Glück habe ich inzwischen einen guten Mechanismus gegen aufkommenden Neid entwickelt, den ich am Ende des Beitrages mit Dir teilen werde. Doch zunächst möchte ich erst einmal darstellen, warum laut
Neid überhaupt erst entsteht, denn diese Frage konnte ich mir bis heute nicht zufriedenstellend beantworten.
Ungerechtigkeit macht neidisch
Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für sehr niedliche Kapuziner-Äffchen, wie dieses YouTube Video von Franz de Waals TED Talk bei Minute 12:35 zeigt. In diesem Experiment sitzen zwei Äffchen in Käfigen. Sie können einander sehen und haben die Aufgabe dem Leiter des Experiments ein Stein zu geben. Geben sie den Stein, erhalten sie eine Belohnung. In der ersten Runde gibt das erste Äffchen den Stein und erhält dafür ein Stück Gurke, welches es sofort verputzt. Auch das zweite Äffchen überreicht den Stein, allerdings bekommt es eine leckere Weintraube als Belohnung.
Jetzt ist das erste Äffchen ist sauer. Es hat den gleichen Job gemacht wie sein Kollege und bekommt nur eine doofe Gurke und keine leckere Weintraube? Wie sauer es ist, erleben wir in der zweiten Runde des Experimentes. Äffchen 1 übergibt brav seinen Stein und erhält wieder eine Gurke. Dieses Mal wirft das erzürnte Äffchen die Gurke dem Versuchsleiter wieder entgegen. Es isst lieber nichts, als das unfaire Vorgehen zu akzeptieren.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch ich kann Äffchen 1 sehr gut verstehen und wäre in dieser Situation auch neidisch, allerdings würde ich mit meinem Käfignachbarn verhandeln und schauen, ob wir nicht gemeinsam zu einer fairen Lösung kommen.
Sexuelle Selektion macht neidisch
Was ich in Sachen Neid bis jetzt nicht auf dem Schirm hatte ist die Sexuelle Selektion. Zum Glück gibt unser Autor auch hierfür ein sehr anschauliches Beispiel, um mir diesen Neidfaktor verständlich zu machen. Das Beispiel lautet wie folgt:
Der Freund unseres Autors erhält eine Gehaltserhöhung, oder gewinnt im Lotto. Nun kommt eine Frau zu der Szene hinzu. Ohne die Gehaltserhöhung oder den Lottogewinn wäre unser Autor für die Frau die attraktivere Partnerwahl gewesen. Doch mit der Gehaltserhöhung bzw. Lottogewinn ändern sich dies. Nun ist der Freund unseres Autors die attraktivere Partnerwahl für die Frau.
Das fiese an diesem Neidfaktor ist, dass er in der Regel nur bei befreundeten Menschen greift. Wenn ein Unbekannter im Lotto gewinnt, lässt uns das in der Regel völlig kalt. Erst wenn es der beste Freund ist, kommen Neidgefühle auf.
Wie ich meinen Neid endlich in den Griff bekommen habe
Um meinen Neid in den Griff zu bekommen, erweitere ich meinen Vergleich und betrachte nicht nur den Punkt, der mich neidisch macht.
Wenn jemand, der meine Fähigkeiten hat mehr verdient als ich, beginne ich nach Unterschieden zu suchen, die diesen Unterschied rechtfertigen. In der Regel stelle ich schnell fest, dass sein Job viel anstrengender ist als meiner. Bei dieser Feststellung verschwindet mein Neid, da mir durch den erweiterten Vergleich bewusst wird, dass auch ich ein so hohes Gehalt verdienen könnte, wenn ich bereit wäre einen anstrengenden Job zu akzeptieren. Dank des erweiterten Vergleiches freue ich mich darüber, dass meine Arbeitsbedingungen großartig sind, und erinnere mich daran, dass ich mich zugunsten guter Arbeitsbedingungen bewusst für ein geringeres Gehalt entschieden habe.
Dieser erweiterte Vergleich funktioniert auch bei Sketchnotern. Ich bin nicht neidisch das andere Sketchnoter besser sketchnoten, weil ich weiß, dass diese viel mehr Zeit und Aufwand in ihre Sketchnotes stecken als ich. Ich mag Sketchnoten sehr, weil es Dinge vereinfacht und genau diese Einfachheit spiegelt sich auch in der Umsetzung meiner Sketchnotes wider. Andere Sketchnoter legen unglaublich viel Wert auf Details und Perfektion. Diese erreichen sie, weil sie viel mehr Zeit in ihre Werke investieren als ich und daher sketchnoten sie besser als ich. Das ist mehr als fair und kein Grund für Neid.
Auch beim Erfolg von Selbstständigen funktioniert der erweiterte Vergleich hervorragend. Ich kenne viele Selbstständige, die erfolgreicher sind als ich. Doch darauf bin ich nicht neidisch. Diese Selbstständigen haben in der Regel keine 40 Stunden Angestellten-Woche. Sie verwenden ihre ganze Zeit auf Ihre Selbstständigkeit. Sie haben mehr Erfolg, weil Sie mehr Zeit in das Thema investieren als ich. Sie haben den Erfolg, weil sie in schlechten Monaten schlaflose Nächte in Kauf nehmen. Sie haben mehr Erfolg, weil sie viel Risikoaffiner sind als ich. Sie haben sich den Erfolg redlich verdient.
Fazit
Es ist völlig normal, dass wir in Situationen geraten, in denen wir neidisch sind. In diesem Moment haben wir die Wahl. Wir können uns unserem Neid hingeben, oder etwas gegen ihn tun. Wir können
- einen erweiterten Vergleich starten und uns bewusst Unterschiede vor Augen führen, um unseren Neid abzumildern
- mit dem Objekt unseres Neides kommunizieren und schauen, ob wir gemeinsam einen Weg finden das Ganze gerecht zu machen
- wenn 1 und 2 nicht funktionieren unsere Umgebung ändern. Wenn unser Chef es für Fair hält für die gleiche Arbeit unterschiedliche Gehälter zu zahlen, dann ist er wahrscheinlich nicht der richtige Chef für uns.
An dieser Stelle bin ich neugierig:
- Kennst Du weitere Ursachen für Neid?
- Kennst Du weitere Möglichkeiten Neid in den Griff zu bekommen?
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