Was bitte sind „Wenn-Dann Umsetzungspläne“?

Geht es Dir manchmal auch so wie mir: Du sitzt abends auf dem Sofa, bist gut gesättigt und könntest dennoch irgendwie einen kleinen Snack vertragen? Beim ersten Mal denkst Du vielleicht noch „Ich hab genug gegessen! Ich verzichte lieber auf den Snack.“ Auch beim zweiten oder dritten Mal bleibst Du stark, aber mit jedem Mal wird Dein innerer Widerstand geringer und irgendwann sitzt Du auf der Couch und hast den Leckerbissen verputzt.
Heute freue ich mich darauf dank
Walter Mischel: Der Marshmallow-Effekt
das Wissen mit Dir teilen zu können warum wir uns so verhalten und was Du in Zukunft gegen den Snackdrang (und andere unvernünftige Impulse) tun kannst.
Der Heiße Reiz – Warum ist es so schwer zu widerstehen?

Das Verlangen nach einem Snack ist ein „Heißer Reiz“. Dieser Reiz ist der Wunsch nach einer schnellen Belohnung. Er ist ein Lustgefühl. Der Heiße Reiz ist spontan. Wir wissen wir sollten ihm wiederstehen um langfristige Ziele zu erreichen, aber wir wissen auch, dass einmal nachgeben keine dramatischen Folgen haben wird. Die Sache ist nur die: der Heiße Reiz kommt immer wieder. Ihn interessiert es nicht, dass wir gestern schon eine Ausnahme gemacht haben und weil er immer wiederkommt kann der Heiße Reiz jedwede langfristigen Ziele torpedieren.

Der Heiße Reiz meldet sich übrigens nicht nur in Bezug auf Snacks. Er kommt in vielen Gewändern. Er ist auch der, der uns dazu motiviert morgens den Wecker noch einmal auf Snooze zu stellen. 5 Minuten mehr Schlaf sind ja kein Drama. Doch wie oft bleibt es dabei? Wie oft werden aus 5 Minuten 10, 15 oder 20 Minuten? Und plötzlich stellen wir fest, dass wir kaum mehr Zeit haben und beeilen uns rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, jedwede Erholung durch das längere Schlafen ist durch den spontanen Morgen-Stress dahin.
Mit diesem „Fehlverhalten“ wollte sich unser Autor nicht abfinden. Unser wunderbarer Walter wusste um den Heißen Reiz und wollte herausfinden, ob Menschen in der Lage sind Strategien zu entwickeln um diesem Reiz besser zu widerstehen
Das Heiße Reiz Experiment
Um eine Antwort auf seine Frage zu finden startete unser Autor, der ein nicht nur Autor, sondern auch Wissenschaftler war ein Experiment, von dem ich Dir nun erzählen möchte.

Dier Hauptrollen in unserem heutigen Experiment haben Kinder und eine Clown-Box inne. Die Clown-Box war eine Erfindung unseres Autors. Die Box war wie ein Clown gestaltet und war in der Lage mit dem Kind zu sprechen. Und da es sich bei unserer Box um eine Clown-Box handelte, hatte sie nur eins im Sinn: Sie wollte mit dem Kind spielen und ihm Freude machen. Also sagte die Clown-Box gern Dinge wie:
- „Lass uns Spielen.“,
- „Es macht viel mehr Spaß zu Spielen als Deine Arbeit zu machen“
- „Nur 5 Minuten spielen, komm schon, bitte.“.

Um die Clown Box für Kinder noch attraktiver zu machen, war sie in tollen Farben angemalt und verfügte sogar über Lichter, die verlockend blinken konnten.

Bei unserem Versuch befanden sich immer ein Kind und die Clown-Box in einem Raum. Das Kind hatte vom Leiter des Experiments eine Aufgabe bekommen, die es zu lösen hatte. Es sollte kleine Schweinchen auf einem Brett sortieren. Der Versuchsleiter warnte jedes Kind vor der Clown-Box. Die Box hätte es darauf abgesehen das Kind vom Arbeiten abzulenken und der Versuchsleiter gab jedem Kind auch einen wichtigen Tipp mit auf dem Weg, wie es der Box besser widerstehen konnte. Wenn die Box die Kinder zum Spielen aufforderte sollten die Kinder einfach sagen „Nein, ich kann nicht, ich arbeite.“

Nachdem der Versuchsleiter ein Kind auf diese Weise gebrieft hatte, schickte er es in den Raum und ließ es mit seiner Aufgabe beginnen. Natürlich ist jedes Kind anders, aber den meisten Versuchsteilnehmern gelang es dank des „Nein, ich kann nicht, ich arbeite.“ oder einer vom Kind angepassten Version den Reizen des Clowns zu widerstehen. In manchen Fällen konnte das Kind den Clown nicht völlig ignorieren, oft blieb es aber bei einem relativ kurzen Blickkontakt zwischen Kind und Clown.
Das Ergebnis
Um festzustellen, ob Kinder mit diesem kleinen Satz erfolgreicher dabei waren ihren Heißen Reizen mit dem Clown zu spielen zu widerstehen, brauchten unsere Forscher einen Vergleichswert. Um diesen zu erhalten nutzten sie den gleichen Versuchsaufbau, nur mit dem Unterschied, dass sie die Kinder dieses Mal nicht brieften.
Und was soll ich sagen? Das Ergebnis der beiden Gruppen kann sich sehen lassen:
- Kinder ohne Briefing: Schauten durchschnittlich 24 Sekunden zum Clown und schafften es dabei durchschnittlich 97 Schweine auf dem Tablett anzuordnen
- Kinder mit Briefing: Schauten durchschnittlich 5 Sekunden zum Clown und schafften es dabei durchschnittlich 138 Schweine auf dem Tablett anzuordnen
Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich hätte nicht gedacht, dass dieser kleine Satz einen solchen Unterschied machen kann, satte 41 Schweinchen mehr aufs Tablett zu bringen ist für ein Vorschulkind eine extrem krasse Leistung.
Wenn-Dann Umsetzungspläne
Die Langversion des Briefing-Satzes „Nein, ich kann nicht, ich arbeite.“ lautet „Wenn ich arbeite, dann kann ich nicht spielen.“ Wie Du sehen kannst, enthält der letzte Satz eine Wenn-Dann-Bedingung, die einige von uns aus der Programmierung von Software, Webseiten oder Excel-Tabellen kennen.

Das Spannende an diesen Bedingungen ist, dass sie bei Menschen ähnlich gut funktionieren wie bei Computern. Woher ich das weiß? Nun Walter hatte mit seinem Experiment entdeckt, dass eine Wenn-Dann-Bedingung äußerst nützlich dabei war Heißen Reizen zu widerstehen. Andere Forscher fanden Walters Findings spannend und entwickelten Sie weiter, denn sie ahnten, dass diese Bedingungen nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen erfolgreich sein würden. Diese Forscher entwickelten verschiedenen Wenn-Dann Umsetzungspläne für Erwachsene und halfen mit diesen Plänen vielen Menschen dabei ihre Ziele zu erreichen.
Und jetzt bin ich sehr gespannt ob dieser Trick auch bei mir und Dir funktioniert. Ich freue mich auf Deine Berichte, ob Sätze wie „Wenn ich jetzt aufstehe, dann schaffe ich es in aller Ruhe zur Arbeit“ und „Wenn ich jetzt stark bleibe, dann werde ich mein Wunschgewicht erreichen.“ auch bei Dir funktionieren.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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