Was ist der Oddball Effekt?

Der Oddball Effekt beschreibt ein Phänomen unseres Zeitempfindens, daher starten wir an dieser Stelle mit einem kleinen Ausflug in die Zeit.

Tag und Nacht

Es gab einmal eine Zeit, da wurde das Leben der Menschen von Tag und Nacht strukturiert. Wenn es hell wurde standen die Menschen auf, wenn es dunkel wurde zogen sie sich in ihre Höhlen zurück. Das Leben schritt gemächlich voran und die Menschen lebten Tag für Tag.

Die Sonnenuhr

Sonnenuhr

Doch dann kam die Zeit als die Menschen ihre Höhlen verließen und begannen in größeren Gemeinschaften miteinander zu leben. Irgendwann in dieser Entwicklung und lange Zeit vor Christi Geburt erfand der Mensch ein Gerät, dass in der Lage war das Leben der Menschen genauer einzuteilen: Die Sonnenuhr.

In meiner Wahrnehmung beginnt mit der Erfindung der Sonnenuhr die Erfindung der Zeit wie wir sie heute kennen. Plötzlich wurde das Leben nicht mehr nur von Hell und Dunkel bestimmt, plötzlich hatte jeder Tag eine Zeiteinteilung die produktiv genutzt werden konnte. Diese Zeiteinteilung, die durch die Sonnenuhr möglich wurde, war gemessen mit unseren heutigen Möglichkeiten noch sehr grob und von Land zu Land und Jahreszeit zu Jahreszeit sehr unterschiedlich. Doch damals war das völlig ausreichend. Noch lebten die Menschen schließlich in kleinen Gemeinschaften und nicht in einem globalen Dorf.

Von der Sonne zum Atom

Jede Sekunde nutzen

Seit der Erfindung der Sonnenuhr ist viel Zeit vergangen und in Sachen Zeitmessung hat sich einiges getan. Heute können wir Stunden, Minuten und Sekunden genau messen. Dank Zeitzonen und Atomzeituhr können wir uns mit anderen Menschen zu einem exakten Zeitpunkt verabreden und dass schenkt uns die Möglichkeit jede Sekunde des Tages zu nutzen.

Wir treffen und um 16 Uhr…

Warten ist doof

Während ich zu den Menschen gehöre, die Zeit als etwas Wertvolles erachten, takte ich meine Wochentage sehr genau durch. Jeden Morgen stehe ich auf, schreibe einen Blogbeitrag, lese ein Buch und beginne dann erst mit der „echten“ Arbeit. Wenn ich mich mit Menschen verabrede, tue ich alles in meiner Macht stehende dafür pünktlich zu sein. Ich schnappe mir einfach ein Buch und mache mich frühzeitig auf den Weg.

Doch dann gibt es Menschen, die das mit der Zeit nicht so genau nehmen. Mit diesen Menschen verabreden wir uns um 16 Uhr und sie kommen definitiv nicht vor 16:30 Uhr. Lange Zeit hat mich dieses Verhalten in den Wahnsinn getrieben und daher habe ich mich sehr gefreut als ich über

Claudia Hammond: Tick, tack. Wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht

gestolpert bin. Endlich hatte ich die Gelegenheit mehr über die Zeit zu lernen und hoffte zu verstehen, warum Zeit so unterschiedlich verstanden wird. Ein kleines Puzzleteil auf dem Weg dieses Verstehens ist der Star unseres heutigen Beitrages: Der Oddball-Effekt.

Der Oddball-Effekt

Stell Dir vor, Du siehst auf Deinem Bildschirm alle 2 Sekunden ein neues Bild. Das erste Bild ist das Bild eines Elefanten. Auch das zweite, dritte, vierte und fünfte Mal erscheint dieses Elefantenbild wieder. Beim 6ten Mal siehst Du ein Lama, gefolgt von 15 weiteren identischen Elefantenbildern. Wenn Dir die Vorstellung nicht reicht, kannst Du hier einen kleinen Selbstversuch machen.

Das Lama war länger da

Das spannende ist, dass Du nach diesem Versuch schwören könntest, dass Du das Lama Bild definitiv länger gesehen hast als das Elefantenbild. Dieses Phänomen nennt sich Oddball-Effekt. Eine neue Information nehmen wir anders wahr als eine bekannte Information. Fast ist es so als würden wir kurz die Pause Taste auf unserer inneren Uhr drücken, um uns die Zeit zu nehmen die neue Information zu erkennen.

Zu wissen wie dieser Effekt heißt ist natürlich interessant, aber noch viel interessanter ist natürlich zu wissen, was zum Kuckuck bzw. Lama da los ist.

Energiesparen und Fluchtreflex

Den kenn ich doch schon…

Nun unser Gehirn ist wie wir schon an verschiedenen Stellen gesehen haben ein Energiesparwunder. Dem ersten Elefantenbild schenken wir die volle Aufmerksamkeit, um alles auf dem Bild zu erkennen, ab der zweiten Einblendung lässt unsere Aufmerksamkeit nach. Sobald unser Gehirn weiß, dass es diese Information schon verarbeitet hat, geht es in den Energiesparmodus. In dem Moment, in dem das Lama auf dem Bildschirm erscheint, schaltet unser Hirn von 0 auf 100. Wie beim ersten Elefantenbild, scannt unser Gehirn das Bild, um jedes Detail zu erkennen. Wenn nun wieder der Elefant erscheint lehnt sich unser Hirn zurück und spart Energie.

Leckes Menschenfleisch

Wenn unser Gehirn so ein wahres Energiesparwunder ist, warum gibt es dann „Vollgas“ wenn es eine neue Information bekommt? Die Antwort auf diese Frage ist wie so oft unser geliebter Säbelzahntiger. Unser Gehirn schenkt neuen Informationen mehr Aufmerksamkeit, weil von diesen eine Gefahr ausgehen könnte. Würden wir noch in Höhlen leben hätten wir keinen Bildschirm, auf dem wir entspannt Elefanten, Lamas, ja sogar Säbelzahntiger beobachten könnten. Säßen wir noch in Höhlen würden wir echte Tiere live sehen und müssten bei jedem Tier entscheiden, ob sie als Nahrung geeignet sind, oder wir lieber flinke Füße machen sollten, um nicht verspeist zu werden.

Energiesparen und Fluchtreflex sind meine Erklärungsansätze für dieses Phänomen. Zu meiner großen Freude hat unsere Autorin einennetwas anderen Erklärungsansatz

Die innere Uhr

Laut unserer Autorin gibt es ein Modell, das sich minimalistische Uhr nennt. Das Modell geht davon aus, dass in unserem Inneren ein Schrittmacher ist, der monoton mitläuft während wir unser Leben leben. Wenn wir das erste Elefantenbild sehen, stellt sich unserer Schrittmacher auf dieses Bild und die Dauer, die es angezeigt wird, ein. Wenn das zweite Bild dem ersten entspricht bleibt unser Schrittmacher unbeeindruckt und läuft einfach weiter.

Doch wenn wir das Lama Bild sehen, sind wir emotional so berührt, dass unserer Schrittzähler plötzlich schneller laufen. Beim nächsten Elefantenbild kehrt er zum ursprünglichen Takt zurück. Weil der innere Schrittzähler beim Lama mehr aus einmal getickt hat, nehmen wir die Dauer, die wir das Lama gesehen haben als länger wahr.

Fazit

Dank dem Oddball Effekt ist mir klar geworden, dass Zeit nicht so objektiv ist, wie ich immer dachte. Mit diesem Wissen fällt es mir leichter zu verstehen, warum manche Menschen das mit der Pünktlichkeit anders sehen als ich, sie haben einfach eine andere Zeitwahrnehmung. Egal was die Atomuhr sagt, jeder von uns lebt sein Leben in seinem Takt. 😉

27. Dezember 2019
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