Weiß Du, was die Dunbar-Zahl ist?

Wie viele Soziale Kontakte kann ein Mensch pflegen?

Heute geht es um ein Thema, das mich schon lange beschäftigt. Es geht um die Frage, wie viele soziale Kontakte ein Mensch pflegen kann. Die Frage beschäftigt mich, weil wir Menschen sind und Menschen soziale Wesen sind, die seit Jahrtausenden in Gruppen leben. Ursprünglich waren diese Gruppen wichtig, um in der Wildnis zu überleben, und auch heute noch sichern Gruppen unser Überleben.

Die Gruppen, in denen wir leben, haben sich im Verlauf der Zeit massiv verändert. Ursprünglich lebte der Mensch in kleinen Gruppen, in denen sich jeder kannte. Jeder Mensch war Teil einer einzigen Gruppe. In diesen Gruppen übernahmen die einzelnen Mitglieder Aufgaben für die Gemeinschaft und hielten sich an die Regeln der Gruppe. Diejenigen, die sich nicht nach an die Regeln hielten, wurden aus der Gruppe ausgeschlossen und mussten sich von da ab allein gegen Säbelzahltiger und Co. verteidigen.

Heute leben wir in gigantisch großen Gruppen in Städten, Bundesländern und Staaten. Dabei ist jeder von uns Teil von unterschiedlichen Gruppen. Auch in diesen Gruppen hat jedes Mitglied Aufgaben, die es im Sinne der Gemeinschaft übernehmen muss. Und noch immer gibt es in diesen Gruppen Regeln, an die sich alle Mitglieder halten (sollten). Wenn wir diese Aufgaben nicht übernehmen oder gegen diese Regeln verstoßen, droht auch heute noch der soziale Ausschluss.

Der Hauptunterschied zwischen den ursprünglichen und den heutigen Gruppen ist der soziale Kontakt der Gruppenmitglieder. Die ursprünglichen Gruppen wurden hauptsächlich durch soziale Kontakte zusammengehalten, die heutigen Gruppen hauptsächlich durch soziale Normen und Regeln wie zum Beispiel Gesetze. Die ursprünglichen Gruppen erreichten eine gewisse Größe und brachen danach auseinander, weil die Gruppe zu groß wurde, um die sozialen Kontakte zwischen allen Gruppenmitgliedern zu gewährleisten.

Ich weiß, dass ursprüngliche Gruppen selten mehr als 150 Menschen umfassten. In dem Buch von

Randall Munroe: What if? 2 – Was wäre wenn? Weitere wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen

Hallo, ich bin der Robin und meine Antwort lautet nicht 42, sondern 150.

bin ich nun endlich über den Mann gestolpert, dem ich dieses Wissen verdanke. Unser Autor schreibt:

„Der britische Anthropologe und Psychologe Robin Dunbar hat bekanntlich behauptet, dass jeder Mensch im Durchschnitt 150 soziale Kontakte unterhält.“

S. 38.

Dank Wikipedia weiß ich, dass die Zahl, die unser Autor hier nennt, auch unter dem Namen Dunbar-Zahl bekannt ist. Dass die Zahl ihren Namen ihrem Entdecker Robin Dunbar verdankt, können wir uns denken. Viel spannender sind daher die Fragen, wie Robin auf die Zahl kam und ob die Dunbar-Zahl auch in unserer heutigen Gesellschaft noch eine Rolle spielt.

Wieso ist die Dunbar-Zahl 150?

Laut dieses Zeitungsberichts gibt es zwei Grundlagen für die Dunbar-Zahl:

  1. Die Größe des menschlichen Gehirns.
  2. Die Größe von Jäger- und Sammler-Gruppen.

Nicht nur Menschen, sondern auch Affen leben in sozialen Gruppen. Laut unseres Zeitungsberichts haben Forscher beobachtet, dass Affenrassen mit größeren Gehirnen in größeren Gruppen leben als Affen mit kleineren Gehirnen. Bei einer kurzen Recherche habe ich keine dieser Forschungen gefunden. Was ich gefunden habe, ist die Information, dass Schimpansen-Gruppen ca. 50 Tiere groß sind. Das Gehirn eines Schimpansen wiegt 450 Gramm, dass eines Menschen ca. 1450 Gramm. Das menschliche Gehirn wiegt also das Dreifache eines Schimpansen-Gehirns und ursprüngliche menschliche Gruppen sind dreimal so groß wie Schimpansen-Gruppen.

Die Größe ist echt nicht alles.

Unser Zeitungsbericht beruft sich darauf, dass Jäger- und Sammler-Gesellschaften wie die Pygmäen im Kongo etwas mit der „Magischen“ 150 zu tun hätten. Bei meiner Recherche habe ich keine Informationen zu der Größe eines Pygmäen-Stamms gefunden. Was ich dagegen gefunden habe, sind Informationen zu der Größe von Pfadfindergruppen. Diese haben zwar nur bedingt etwas mit einem klassischen Jäger- und Sammler-Stamm zu tun, dennoch habe ich keine Gruppe gefunden, die mehr als 150 Mitglieder hat:

Dieser Beitrag führt

  • Steinzeitdörfer mit 120 bis 150 Mitgliedern
  • Römische Heere mit 160 Mitgliedern
  • Amisch Gruppen mit 150 Mitgliedern
  • gore-tex Werke mit maximal 150 Mitarbeitern
  • schwedische Steuerbehörde mit 150 Personen
  • Männliche Facebook-Mitglieder mit 120 Freunden
  • Twitter-Accounts mit 100 bis 200 Follower

als Belege für die Dunbar-Zahl an.

Laut Patrik Lindenfors, Andreas Wartel und Johan Lind bin ich nicht der einzige Mensch, der Probleme bei der Recherche nach Belegen für die Dunbar-Zahl hat. Die drei Forscher haben sich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und kommen in dieser Studie zu dem Schluss, dass die Zahl 150 statistisch nicht haltbar ist. Wenn ich die Tabelle  in der Studie richtig interpretiere, wären alle Zahlen zwischen 2,1 und 520 ähnlich plausibel wie Dunbars Zahl 150.

Welche Rolle spielt die Dunbar-Zahl in unserer heutigen Gesellschaft?

Wenn ich sage, dass es 150 sind, dann werden es 150 sein.

Wie wir gesehen haben, sorgt allein die Existenz der Dunbar-Zahl dafür, dass Gruppen wie die gore-tex Werke und die schwedische Steuerbehörde entstehen, die maximal 150 Personen umfassen. Wenn wir nur fest genug an die Dunbar-Zahl glauben und uns nach ihr richten, können wir sie also zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden lassen. Wenn wir es also darauf anlegen, könnten wir dafür sorgen, dass die Dunbar-Zahl in unserer heutigen Gesellschaft eine sehr hohe Rolle spielt.

Fazit

Wir wissen nun also, was die Dunbar-Zahl ist. Wir wissen, dass sie etwas mit sozialen Kontakten zu tun hat. Auch wenn wir nicht sicher sagen können, wie viele Kontakte ein einzelner Mensch aktiv pflegen kann, weiß doch jeder von uns, dass er nicht in der Lage ist, mit jedem Menschen auf dieser Welt aktive Kontakte zu pflegen. Wir sind nicht einmal in der Lage, aktive Kontakte zu allen Menschen in unserem Staat, in unserem Bundesland oder in unserer Stadt zu pflegen. Dennoch haben die Regeln dieser Gruppen großen Einfluss auf unseren Alltag. Verstoßen wir gegen die Regeln dieser Gruppen, müssen wir mit Konsequenzen rechnen.

Doch die Sache ist die: Innerhalb dieser großen Gruppen hat jeder von uns eigene Gruppen, die wir durch aktive soziale Kontakte pflegen. Jeder von uns hat Familie und Freunde. Und jeder von uns entscheidet, mit welchen Familien-Mitgliedern und Freunden sozialen Kontakte gepflegt werden und mit welchen nicht.

Ich zum Beispiel habe eigentlich eine gigantisch große Familie. Dennoch habe ich mit wenigen Menschen (es sind definitiv weniger als 10) aus der Familie regelmäßigen Kontakt. Aufgrund des Blogs habe ich inzwischen einen gigantisch großen Freundeskreis, wenn ich meinen Twitter Account als Basis nehme, auf dem mir inzwischen über 6.000 andere Twitter Accounts folgen. Dennoch habe nur zu relativ wenigen dieser Follower regelmäßigen Kontakt. Mein fast täglicher Guten-Morgen-Tweet auf Twitter hat meiner Erinnerung nach noch nie mehr als 100 Likes oder mehr als 10 Kommentare erhalten. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich auch mit großer Mühe nicht in der Lage wäre, mehr als 150 meiner Twitter-Follower aus einer Liste mit Twitter-Followern zu erkennen. Ich vermute, dass ich mit weniger als 100 meiner Follower seit 2019 intensiveren Kontakt hatte.

Meine Familie und mein Twitter-Account sagen mir, dass ich nicht unbegrenzt viele soziale Kontakte pflegen kann und will. Ich pflege gern soziale Kontakte, weil ich viel von Menschen lernen kann. Doch die Pflege meiner sozialen Kontakte darf nicht zu Lasten meiner anderen Aktivitäten gehen. In meinem Fall begrenzt eher nicht die Größe meines Gehirns, sondern eher mein Tagesplan die Anzahl meiner aktiven sozialen Kontakte.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Kannst Du sagen, mit wie vielen Menschen Du aktiven sozialen Kontakt pflegst? Und was hältst Du von der Dunbar-Zahl?

19. Januar 2023
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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