Weißt Du, was ätiologisch bedeutet?

Unser heutiger Begriff ist uns schon einmal in einem Lexikoneintrag zum Thema babylonische Sprachverwirrung begegnet. Damals fehlte mir die Zeit, der Bedeutung des Begriffes auf den Grund zu gehen. Heute werden wir dieses Versäumnis dank des Autors

Ich bin vielleicht sagenhaft alt, aber mich gibt es wirklich.

Kai Vogelsang: China und Japan. Zwei Reiche unter einem Himmel

nachholen.

„Natürlich ist diesen Personifikationen des Exodus ebenso wenig zu trauen wie der Legende von Xu Fu, (S. 5.) Beides sind ätiologische Sagen: Sie sollten Ursprung von Immigranten erklären, die in Yamato, noch Jahrhunderte später >Leute der Quin< (Hata) oder >Han< (Aya) genannt wurden – Bezeichnungen, die später zu Clannamen wurden.“

S. 25f.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber für mich enthält der Satz eine Menge Wissen, das mir erstmalig im Buch unseres Autoren begegnet ist. Daher möchte ich dieses zunächst einmal aufschlüsseln, bevor wir uns unserem heutigen Begriff zuwenden.

In Japan lebten und leben die Yamato, dies sind die „echten“ Japaner und Menschen, die erst nach Japan kamen, als das Land schon lange eine Insel war. Diese Einwanderer kamen nicht selten aus China. Der Exodus, von dem in unserem Zitat die Rede ist, meint die Auswanderung von Chinesen über Korea nach Japan im 4. und 5. Jahrhundert. Diese chinesischstämmigen Einwanderer kamen in mehreren Wellen ins Land. Zwei dieser Wellen sollen von König Rongtong und dem Führer Azhi angeführt worden sein. Der Chinese Xu Fu war lange vor diesen Wellen bereits im Jahr 221 vor Christus Leiter einer Expedition nach Japan, um hier das Kraut der Unsterblichkeit zu finden. 

Nachdem wir nun eine grobe Vorstellung davon haben, worum es in unserem Zitat geht, ist es jetzt endlich an der Zeit, unserem heutigen Begriff auf den Grund zu gehen.

Diese Sage beruht auf wahren Begebenheiten.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt unseren Begriff und verrät uns seine Bedeutungen, nicht aber seine Herkunft.

ätiologisch, ursächlich, begründend; in der Medizin die Ätiologie betreffend. – Ätiologische Mythen, Bez. für Mythen bzw. Sagen in denen der beobachtende Mensch bei ungewöhnl. Naturgebilden, Bauwerken, Namen, Bräuchen u. a. die Frage nach ihrem Wesen und ihrer Herkunft mit den Mitteln des mythisch-mag. Weltbildes und des assoziativen Denkens und Fantasierens beantwortet.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 1, S. 433.

In einem anderen Lexikoneintrag (den ich hier aus reiner Faulheit nicht zitiere) erfahren wir, dass das griechische Wort atia = Grund, Ursache bedeutet und unser heutiger Begriff sich damit aus dem Griechischen ableitet.

Ätiologische Sagen, sind also Sagen, die nicht völlig frei erfunden sind, sondern auf Beobachtungen beruhen. Im Falle unseres Zitates sollen sie erklären, wie chinesische Einwanderer nach Japan gelangten.

Fazit

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, was unser heutiger Begriff bedeutet. Dank unseres Autors kennen wir nun neben der uns bereits bekannten ätiologischen Sage des Turmbaus zu Babel zwei weitere ätiologische Sagen aus dem japanischen Raum.

An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig. Welche ätiologischen Sagen kennst Du?

25. Juni 2024
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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25. Juni 2024
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