Weißt Du, was das Fingeralphabet ist?
Heute geht es um einen Begriff, der mir überraschenderweise noch nie zuvor begegnet ist. Da ich seit der zweiten Klasse eine Brille trage, habe ich mich mit dem Thema „blind sein“ schon mal beschäftigt. Ich weiß, dass Menschen, die nicht sehen, dank der Braille- bzw. Blindenschrift lesen können, weil diese aus erhabenen Punkten besteht, die mit den Fingern gefühlt werden können.

Der Autor
beschäftigt sich in seinem Buch mit dem Thema Optimismus. Eine der Optimismus-Geschichten, die er erzählt, ist die von Hellen Keller, die im Verlauf ihrer Kindheit ihr Hör- und Sehvermögen verlor, was ihr die Freude am Leben raubte. Diese erlangte sie jedoch dank ihrer Lehrerin Anne Sullivan und dem Fingeralphabet wieder. Unser Autor schreibt:
„Sullivan hatte bereits mit Samuel Gridley Howe zusammengearbeitet, dem Arzt, der zwei Jahrzehnte zuvor mit Laura Bridgman, einem anderen taubblinden Mädchen, Pionierarbeit bei der Entwicklung des Fingeralphabets geleistet hatte.“
S. 16.
Was uns Sumit nicht verrät, ist, wie das Fingeralphabet funktioniert. Wir erfahren nur, dass die Finger der Lehrerin über die Hand von Hellen Keller gleiten, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass das Fingeralphabet nichts mit der Blindenschrift zu tun hat. Ich bin gespannt, ob wir mit Hilfe des Internets herausfinden können, wie das Fingeralphabet funktioniert.
Was ist das Fingeralphabet?
Dank diesem YouTube Video, das das Ziel hat, dem Zuschauer die einzelnen Buchstaben des Fingeralphabets beizubringen, weiß ich nun, wie es funktioniert. Die Handbewegungen, bzw. Buchstaben, die das Video zeigt, kommen mir bekannt vor. Die eine oder andere Handbewegung habe ich definitiv schon einmal bei einem Dolmetscher für Gebärdensprache gesehen.
Das Fingeralphabet ist also eine Ergänzung der Gebärdensprache für Menschen, die nicht hören können. Was ich noch nicht begreife, ist, wie es Menschen hilft, die nicht nur nicht hören, sondern auch nicht sehen können.
Eine Antwort auf die Frage gibt die Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden. Der Beitrag zum taktilen Fingeralphabet erläutert, dass es zwei Arten der Verständigung für Menschen gibt, die nicht hören und sehen können:
- Das Lorem.
- Das Daktylieren – das Abfühlen des Fingeralphabets.
Das Lorem ist in Deutschland stark verbreitet, das Daktylieren in den USA. Sumit meint in seinem Buch also das Abfühlen des Fingeralphabets, das wir in dem YouTube Video gesehen haben. Beim Abfühlen befindet sich die buchstabierende Hand in den Händen des Lesers. Wie das funktioniert ist in diesem YouTube Video zu sehen, das drei unterschiedliche Möglichkeiten der Kommunikation für taubblinde Menschen zeigt.
Das in Deutschland verbreitete Lorem-Alphabet, das seinen Namen seinem Erfinder Hieronymus Lorem verdankt, wird in diesem YouTube Video erklärt.
Fazit
Wir wissen nun, wie das Fingeralphabet funktioniert, das Sumit in seinem Buch erwähnt. Im Rahmen unserer Recherche haben aber auch gelernt, dass es nur eine von mehreren Sprachen ist, die seh- und gehörlose Menschen nutzen können.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mich macht dieser Beitrag unglaublich glücklich. Zum einen hat er meinen Horizont erweitert, weil ich wieder etwas gelernt habe. Zum anderen zeigt er, dass wir in Sachen Inklusion auf einem sehr guten Weg sind. Wir leben endlich in einer Zeit, in der eine Behinderung nicht als Strafe Gottes wahrgenommen wird und Menschen mit Behinderung vor der Gesellschaft versteckt werden. Nein, wir leben in einer Zeit, in der Menschen mit Behinderung sich mit Hilfe von Vereinen, Organisationen und digitalen Tools vernetzen. Diese Vernetzung führt dazu, dass Menschen mit Behinderung sich nicht allein fühlen und voneinander lernen können. Ja, mehr noch, sie können wie das Videos mit den drei Sprachen gezeigt hat, gemeinsam hilfreiche Strukturen erschaffen.
Viele Menschen mit Behinderung können heute dank technischer und gesellschaftlicher Weiterentwicklungen selbstbestimmt leben. Ich finde das großartig. Ich finde es auch fantastisch, dass Menschen mit Behinderung auf Social Media ihren Unmut äußern, wenn Menschen sie mit Fragen nach ihrem Rollstuhl oder mit ihrem Mitleid nerven. Ich hoffe, wir sind bald an dem Punkt, an dem wir einem Menschen im Rollstuhl genauso begegnen wie einem Menschen, der kein Rosenkohl mag, oder eine andere Haarfarbe hat als wir.
Ich glaube, wir sind nicht mehr sehr weit von diesem Zustand entfernt, da die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz auch massiv zur Barrierefreiheit beitragen kann. Dieser Beitrag geht detailliert auf das Thema Barrierefreiheit und Künstliche Intelligenz ein und zeigt, was heute schon möglich ist. Ich habe mir die im Beitrag erwähnte App „Seeing AI“ installiert und damit ein Foto gemacht, woraufhin mir die App im Detail erklärt hat, was auf dem Foto zu sehen ist. Sagen wir mal so: Die App beschreibt das Bild viel besser, als ich es könnte.
Ich habe die große Hoffnung, dass wir mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz schon bald Kommunikationshürden zwischen Menschen einreißen, die Sprachen wie das Fingeralphabet beherrschen und jenen, die es nicht können. Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem ich ganz ohne Dolmetscher ein Gespräch mit einem Menschen führen kann, der nicht hören kann.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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