Weißt Du, was ein Code of Conduct ist?
Obwohl mir der Begriff schon des Öfteren begegnet ist, kenne ich seine Bedeutung nicht. Mit etwas Glück wird sich das heute dank des Autors

Reinhard K. Sprenger: Magie des Konflikts. Warum ihn jeder braucht und wie er uns weiterbringt
ändern. Er schreibt in seinem Buch unter anderem über die widersprüchlichen Herausforderungen, vor denen Führungskräfte stehen. So wird von ihnen wird auf der einen Seite erwartet, dass sie ihre Mitarbeitenden kontrollieren, und auf der anderen Seite sollen sie ihnen vertrauen. Neben solchen widersprüchlichen Forderungen werden Führungskräfte zudem dazu angehalten, sich an geschriebene Regeln wie die folgenden Drei zu halten:
„Diversity! Compliance! Code of Conduct!“
S. 61.
Die ersten beiden Regeln sind mir so bekannt, dass ich sie vereinfacht erklären kann:
- Bei der Diversity geht es darum, allen Altersgruppen, Nationalitäten und Geschlechtern die gleichen Chancen zu geben und im eigenen Unternehmen möglichst Menschen aus allen Gruppen zu beschäftigen.
- Bei der Compliance geht es um festgeschriebene Regeln und Gesetze, die es einzuhalten gilt. Sie sorgen unter anderem dafür, dass keine problematischen Geschäftsverbindungen eingegangen werden können. So können Mitarbeitende in großen Unternehmen nicht einfach überall Dinge bestellen. Sie müssen bei Lieferanten bestellen, die durch das eigene Unternehmen verifiziert wurden, bzw. sie müssen Lieferanten verifizieren lassen, bevor sie hier bestellen können.
Einzig auf den Code of Conduct kann ich mir keinen Reim machen. Ich bin gespannt, ob unser Lexikon ihn kennt.
Was das Lexikon sagt
Nix. Selbst mein Wirtschaftslexikon schweigt zu diesem Thema.
Was das Internet sagt
Das Internet, oder genauer gesagt die Webseite leo.org verrät uns, dass der Code of Conduct eine englische Formulierung ist, die sich mit

- Verhaltenskodex
- Verhaltensregel
ins Deutsche übersetzen lässt. Der Code of Conduct ist wichtig, aber nicht rechtlich verpflichtend wie Compliance-Regeln. Wer gegen Compliance verstößt muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Wer gegen den Code of Conduct verstößt, muss damit rechnen, dass das eigene Unternehmen Konsequenzen zieht.
Die Webseite hr works bringt in meinen Augen die Problematik das Code of Conduct mit den folgenden Sätzen auf den Punkt:
„Ein Code of Conduct ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Es gibt somit keine Vorgaben, welche Themen er behandeln muss. Je größer ein Betrieb ist, desto umfangreicher fällt normalerweise der Verhaltenskodex auch aus.“
Es gibt keine klaren Regeln für die Erstellung eines Code of Conduct. Der Code muss am Ende zum Unternehmen passen, also haben alle ein Mitspracherecht. Das ist großartig auf der einen Seite, auf der anderen Seite führt das im schlimmsten Fall dazu, dass der Code am Ende ein einziger großer nichtssagender Kompromiss ist.
Schauen wir uns doch mal in der Praxis an, welche Varianten ein Code of Conduct haben kann. Dazu betrachten wir drei Varianten in Bezug auf das Arbeitsrecht etwas genauer.
Code of Conduct – VW & Arbeitsrecht

Zum Schmunzeln gebracht hat mich das Querlesen des Code of Conduct des VW-Konzerns. Auf den Seiten 9 und 10 wird das Thema Menschenrechte bearbeitet. Mitarbeitende des Konzerns werden aufgefordert, ihre Vorgesetzten darüber zu informieren, wenn ein Lieferant gegen das geltende Arbeitsrecht verstößt und seinen Mitarbeitenden zum Beispiel nicht den Mindestlohn zahlt. Der Whistleblower bei VW begibt sich mit der Meldung in eine spannende Situation. Denn selbst wenn VW die Vorwürfe bestätigt findet, führt dies nicht automatisch zur Beendigung der Geschäftsbeziehung. In Konzern-Sprache klingt das Ganze so:
„Unser Unternehmen wird die Vorwürfe näher prüfen und erforderliche Maßnahmen einleiten. Dies schließt gegebenenfalls die Beendigung der Geschäftsbeziehung mit dem betreffenden Lieferanten ein.“
S. 10.
Code of Conduct – Thyssen-Krupp & Arbeitsrecht
Auch der Code of Conduct von Thyssen-Krupp thematisiert das Arbeitsrecht. Bei genauerem Hinsehen gibt es auch hier keine harte Verpflichtung, diesen einzuhalten, er wird lediglich geachtet und unterstützt:
„Wir achten und unterstützen die Einhaltung der international anerkannten Menschenrechte sowie fairer Arbeitsbedingungen.“
S. 10.
Code of Conduct – DATEV & Arbeitsrecht
Ganz anders schaut es beim Code of Business Conduct der DATEV aus. Der Code ist hier keine schicke PDF-Broschüre mit einem fancy Layout, sondern eine einfache textbasierte Webseite, die sich in Sachen Arbeitsrecht glasklar äußert, ohne dass dabei der Begriff Arbeitsrecht fällt:

„DATEV achtet die international anerkannten Menschenrechte und lehnt menschenunwürdige Praktiken wie z. B. Zwangsarbeit oder Kinderarbeit ab. Mit Unternehmen und Institutionen, die solche Praktiken anwenden oder zulassen, arbeitet DATEV nicht zusammen.“
Fazit
Ich gehöre zu den Menschen, die gern in kleinen Unternehmen arbeiten, weil ich mit den Widersprüchen nicht umgehen kann, die Reinhard am Beispiel der Führungskräfte erläutert und die uns im Code of Conduct des VW-Konzerns begegnet sind. Kleine Unternehmen haben in der Regel keine Zeit, Dinge wie einen Code of Conduct auf die Beine zu stellen. Das bedeutet nicht, dass sie ohne Verhaltensregeln arbeiten. Sie arbeiten lediglich ohne aufgeschriebene Verhaltensregeln. Die Verhaltensregeln in kleinen Unternehmen sind lebendig. Sie entwickeln sich meiner Erfahrung nach immer weiter und sind nicht in Stein gemeißelt.
Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben bewusst Code of Conducts quergelesen. Dabei habe ich als DATEV-Fangirl festgestellt, dass dieses das einzige der drei Unternehmen ist, mit dem ich in der Praxis arbeiten könnte. Vielleicht ist der Code of Conduct irgendwann einmal ein guter Selektor für mich, um einen größeren Arbeitgeber für mich zu finden.
An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig: Wie sind Deine Code of Conduct Erfahrungen? Ist Dir schon einmal einer begegnet, der Dich voll und ganz überzeugen konnte.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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