Weißt Du, was ein Prädikator ist?
Dieser Begriff kommt mir unglaublich bekannt vor. Wenn ich ihn lese, denke ich an das Prädikat aus der deutschen Grammatik, dessen Bedeutung ich mir einfach nicht merken kann. Zudem melden sich meine kaum vorhandenen Lateinkenntnisse und merken an, dass ich in diesem Begriff wahrscheinlich das lateinische Wort für sagen „dicere“ und die vom Latein abgeleitete Silbe „prä“ für „vor“ verbirgt. An diesem Punkt kommt mein Gehirn zu dem Schluss, dass ein Prädikator eine Wettervorhersage sein muss. Da der Autor
Martin E.P. Seligman: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben
in seinem Buch aber nicht über Wettervorhersagen sondern über das Glück schreibt, ist meine Vermutung entweder völlig falsch oder nur eine von mehreren Bedeutungen des heutigen Begriffes. Es ist daher nun an der Zeit, zum Lexikon zu greifen und heraufzufinden, was es mit dem folgenden Satz unseres Autors wirklich auf sich hat:
„George Vaillant hat die besten Prädikatoren für erfolgreiches Altern entdeckt.“ S. 31.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon hält heute nicht nur einen passenden Beitrag bereit, es schlägt auch die Brücke zwischen den Begriffen Prädikator und Prädikat. Allerdings ist diese eine andere als ich dachte. Aber siehe selbst:
Prädikator, der; -s, …oren [lat. praedicator = der Verkündiger] (Logik, Philos.): Prädikat (4) (als sprachlicher Ausdruck).
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1789.
Jetzt wissen wir, dass unser Begriff sich tatsächlich aus dem Lateinischen ableitet, wenn auch von einem anderen Begriff als von mir vermutet. Damit wir nun noch die Bedeutung des Begriffes verstehen folgen wir an dieser Stelle dem Hinweis unseres Lexikons, die vierte Bedeutung des Begriffes Prädikat nachzuschlagen.
Prädikat, das; – [e]s, -e [urspr. = Rangbezeichnung < lat. praedicatum, subst. 2. Part. von: praedicare, ↑predigen]: 1. in einer bestimmten schriftlichen Formulierung ausgedrückte auszeichnende Bewertung einer Leistung, eines Werks, Erzeugnisses: bei einer Prüfung das P >>gut<< erhalten; ein Film mit dem P. >>wertvoll<<; für das P. Spätlese hat der Wein zu wenig Öchsle. 2. kurz für ↑Adelsprädikat. 3. (Sprachw.) die Struktur des Satzes bestimmender Satzteil, der eine Aussage über das Subjekt macht (z.B. der Bauer pflügt den Acker). 4. (Logik, Philos.) der Bestimmung von Gegenständen dienender sprachlicher Ausdruck od. der zugrunde liegende Begriff.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1789.
Bis jetzt kannte ich zwei der vier Bedeutungen des Begriffes Prädikat. Die zweite und vierte Bedeutung lese ich heute zum ersten Mal. Eigentlich sollte die vierte Bedeutung mir dabei helfen zu verstehen, was es mit unserem heutigen Begriff auf sich hat. Doch irgendwie stehe ich auf der Leitung und verstehe nicht so recht, was unser Lexikon meint. Hoffentlich kann mir an dieser Stelle das Internet aus der Patsche helfen.
Was das Internet sagt
Wo das Lexikon scheitert hilft dieses nicht einmal 60 Sekunden dauerndes YouTube Video meinen grauen Zellen auf die Sprünge. Dieses Video bezieht sich nicht auf Philosophie oder Logik, sondern auf Statistik. Es zeigt uns, wie ein Prädikator genutzt werden kann, um ein Vorhersagemodell zu erschaffen. In unserem Video wird die Frage gestellt, wieviel gesehene Werbeanzeigen (Prädikator) zum Kauf wie vieler Hamburger (Kriterium) führen.
Unser Autor bzw. der von unserem Autor zitierte George Vaillant möchte nicht voraussagen, wie viele Webeanzeigen wie viele Burger verkaufen. Er möchte eine Voraussage über erfolgreiches Altern (Kriterium) treffen. Der oben zitierte Satz enthält also das Kriterium und das Wort Prädikatoren, aber nicht die Information welche Prädikatoren für erfolgreiches Altern gebraucht werden. Zum Glück verrät uns unser Autor noch auf der gleichen Buchseite, dass die Prädikatoren für erfolgreiches Altern laut George Vaillant Einkommen, körperliche Gesundheit und Lebensfreude sind. Ein Mensch mit hohem Einkommen, guter körperlicher Gesundheit und viel Lebensfreude hat also gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu altern.
Update 04.07.2022: Was Twitter sagt
Auch in der Sprachwissenschaft gibt es laut @Juergen_Fritz Prädikatoren. Der Baum vor dem Haus ist ein Nominator und die Bäume im Wald Prädikaoren. Warum das so ist, hat Jörgen in einem ausführlichen Beitrag auf seinem Blog erläutert.
Fazit
Ich freue mich sehr, dass es uns heute gelungen ist, den Satz unseres Autors zu verstehen. Auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher, ob der aus der Logik stammende Prädikator in unserem Lexikon mit dem in der Statistik verwendeten Prädikator aus unserem YouTube Video identisch ist. Doch wer weiß, vielleicht begegnet uns die Antwort auf diese Frage an einem anderen Tag.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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