Weißt Du, was ein Tausendsassa ist?

Ich mag tausend Füße haben, aber bin ich daher gleich ein Tausendsassa?

Der Begriff Tausendsassa ist mir sehr vertraut, ich habe ihn schon oft gehört. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich den Begriff schon oft gelesen habe. Bis zum heutigen Tag hätte ich schwören können, dass das Wort anders geschrieben wird. Doch

Ephraim Kishon: Drehen Sie sich um, Frau Lot. Satiren aus Israel, S. 28

scheibt Tausendsassa und nicht Tausendsasser, wie ich es geschrieben hätte. Nun frage ich mich natürlich, ob ich überhaupt weiß, was der Begriff bedeutet, wenn ich schon nicht weiß, wie er geschrieben wird.

Heute ist also der Tag gekommen, an dem wir zum Lexikon greifen und der Bedeutung des Begriffes auf den Grund gehen.

Was das Lexikon sagt

Wie so oft hat unser Lexikon auch heute die passenden Informationen für uns:

Tausendsassa, Tausendsassa, der; -s, – [s] [eigtl. Substantivierung der verstärkten alten Interjektion sa!, ↑heisa] (emotional): vielseitig begabter Mensch, dem man Bewunderung zollt: der T. hat es selbst repariert.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2293.

Um den Eintrag vollständig zu verstehen, habe ich kurz im Internet ein paar Begriffe nachgeschlagen. Eine Interjektion ist ein kurzer Ausruf, der einen Laut oder eine Empfindungen nachahmt. Die Begriffe muh oder pfui sind also Interjektionen. Offensichtlich gab es mal einen Ausruf sa, der das Wort heisa abkürzte. Heisa leitet sich vom altfranzösischen Begriff Çà ab, der sich mit hierher übersetzen lässt. Heisa war ein Lockruf für Hunde.

Wie genau der Lockruf für Hunde und der Tausendsassa zusammenhängen habe ich nicht verstanden. Was ich dank unseres Lexikons heute gelernt habe, ist, dass der Begriff Tausendsassa noch positiver besetzt ist, als ich bis jetzt dachte. Ich dachte immer, ein Tausendsassa ist ein Mensch, der tausend Dinge kann. Bei mir hatte dies interessanterweise einen negativen Beigeschmack. Dass die Bezeichnung Tausendsassa Bewunderung zollt, ist mir also neu und freut mich sehr.

Was unser Autor sagen möchte

Mit goldener Farbei ist alles schöner.

Ich bin ein großer Fan von Ephraim Kishon, weil er das Talent hat, Dinge und auch Menschen völlig ins Lächerliche zu ziehen und dabei auch vor sich selbst nicht Halt macht. Unvergessen bleibt mir die Geschichte, in der er von seiner Frau gebeten wird, eine Sache im Haus neu zu lackieren. Ephraim schiebt diese Aufgabe ewig vor sich her. Irgendwann wird seine Frau jedoch so wütend, dass er doch zum Pinsel greift. Er lackiert, was er lackieren soll und schaut sich sein Werk an. Die goldene Farbe, die er aufgetragen hat, gefällt ihm so sehr, dass er sich nun nach anderen Dingen umschaut, die neuen Lack vertragen könnten. Als seine Frau nach Hause kommt, kann sie nicht fassen, was ihr Mann getan hat und setzt ihn samt seinem frisch gold lackierten Koffer vor die Tür.

In der Geschichte mit dem Tausendsassa geht es nicht um goldenen Lack, sondern um das Leben in einem Kibbuz. In diesem leben laut Ephraim nicht nur militärische Tausendsassas, sondern auch Finanzgenies. Letztere sind laut Ephraims Erzählung wichtig, weil eine Schachtel Nähnadeln, die ein Neueinwanderer in den Kibbuz mitbringt, den Nähnadelmarkt im Kibbuz in helle Aufregung versetzt. Denn die von ihm mitgebrachten Nähnadeln decken den Bedarf des Marktes „auf fünf Jahre hinaus“. Um den Markt zu beruhigen, nehmen sich die Finanzgenies der Sache an und bringen – soweit ich Ephraim verstehe – durch ihre Aktivitäten noch mehr Chaos in den Markt, als es die Schachtel Nähnadeln getan hätte.

Da ich keine Ahnung vom Leben in einem Kibbuz habe und nicht einmal ganz sicher bin, was ein Kibbuz ist, kann ich dieser Geschichte von Ephraim gedanklich nicht so gut folgen, wie der Geschichte mit dem Goldlack. Alles, was ich über Kibbuze weiß, ist, dass es sie in Israel gibt.

Meine Vermutung lautet, dass uns der Autor in Form seiner ins lächerliche gezogene Geschichte sagen möchte, dass ein Kibbuz eine sehr kleine Gemeinschaft ist, in der alle Talente der Einwohner gebraucht werden. Denn Ephraims Geschichte heißt Kettenreaktion und handelt von einer Nacht und Nebelaktion, an deren Ende unser Autor ohne es zu wollen die größte Waschmaschinenfabrik des Landes gründet. Dabei wollte er am Anfang der Geschichte nichts anderes als einem langweiligen Abendessen mit Freunden entkommen, zu dem er und seine Frau als Gäste eingeladen waren. Im Rahmen dieser Geschichte wird unser Autor also selbst zum Tausendsassa, denn an ihrem Beginn ist er „nur“ ein gelernter Bildhauer, der zwischenzeitlich als Nachtwächter agiert bevor er den Beruf des  Schriftstellers ergreift.

Fazit

Nach der heutigen Recherche freue ich mich, den Begriff Tausendsassa in meinem aktiven Wortschatz willkommen heißen zu dürfen. Zudem freue ich mich wie ein Kullerkeks, dass ich nun endlich weiß, wie ich den Begriff richtig schreibe.

Buchcover zum Beitrag

Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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Datum & Autor

30. November 2022
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