Weißt Du was eine Camera obscura ist?

Jedes Smartphone hat eine Kamera.

Heute ist unsere Welt voller Kameras. In fast jedem Smartphone und fast jedem Laptop ist eine Kamera verbaut. Selbst auf öffentlichen Plätzen gehören Kameras, die das Geschehen beobachten, schon lange zum Alltag. Und weil es gefühlt an jeder Stelle Kameras gibt, gibt es auch unglaublich viele verschiedene Kameras zu kaufen. Eine Kamera, die mir in einem Geschäft noch nie begegnet ist, ist eine Camera obscura. Im Augenblick bin ich noch nicht einmal absolut sicher, ob es sich bei einer Camera obscura tatsächlich um eine Kamera handelt. Denn als Jack London in seinem Buch

Jack London: Martin Eden

die Camera obscura erwähnte, waren Kameras alles andere als normal. Sie waren definitiv noch ein ganzes Stück weit davon entfernt, die Welt zu erobern.

Wilde Bedeutungsspekulation

Seht her liebe Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen das Monster aus der Südsee.

Wenn ich Camera obscura höre, denke ich automatisch an einen Jahrmarkt. Nicht an so einen Jahrmarkt wie heute, der von Süßigkeiten und Fahrgeschäften dominiert wird, sondern an einen dieser alten Jahrmärkte, auf denen Tiere und Menschen zur Schau gestellt wurden, die nicht zum Alltag gehörten. Und weil auf diesen Märkten Dinge zur Schau gestellt wurden, die außergewöhnlich waren und auf die meisten Jahrmarktbesucher befremdlich wirkten, stelle ich mir vor, dass die Camera obscura eine Kamera ist, die die Welt nicht 1 zu 1 sondern völlig verzerrt, ähnlich wie in einem Spiegelkabinett, abbildet.

Ob ich mit dieser Spekulation richtig liege, wird uns nun hoffentlich unser Lexikon verraten.

Was das Lexikon sagt

Heute habe ich damit gerechnet, dass unser Lexikon uns im Stich lässt. Doch zu meiner großen Freude habe ich mich geirrt und bin auf folgenden Eintrag gestoßen:

Camera obscura [lat. >>dunkle Kamera<<] die (Lochkamera), kastenförmige Kamera mit feinem Loch anstelle eines Objektives. Auf der transparenten Rückwand der C. o. wird ein umgekehrtes, seitenvertauschtes Bild sichtbar.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 02, S. 542.

Obwohl die Geschichte mit dem Jahrmarkt an den Haaren herbeigezogen war, sind wir mit unserer wilden Bedeutungsspekulation erstaunlich nah an die Wahrheit gekommen. Eine spiegelverkehrte Welt, die auf dem Kopf steht, ist vielleicht nicht verzerrt, aber zumindest befremdlich, oder?

Das ist keine Camera obscura.

Obwohl mein Vater ein Fotograf war, kann ich mich nicht daran erinnern, je mit einer echten Camera obscura Kontakt gehabt zu haben. Allerdings meine ich mich daran zu erinnern, dass das menschliche Auge mit der Camera obscura etwas gemeinsam hat und die Welt ebenfalls auf dem Kopf gestellt sieht. Meiner Erinnerung nach ist es Aufgabe unseres Gehirns, dieses Bild zu drehen, so dass wir die Welt „richtig“ herum wahrnehmen. Weil die Camera obscura dem menschlichen Auge an dieser Stelle so ähnlich ist, werden wir nun einen kleinen Ausflug ins Internet wagen und mit etwas Glück erfahren, wie genau die Camera obscura funktioniert und wer sie erfunden hat.

Wie funktioniert die Camera obscura?

Abpausen ist auch in der Kunst erlaubt.

Ach, wie schön ist doch, das Internet zu haben, das kleine wunderbare Erklärbärfilme wie diesen bereit hält, der uns in weniger als einer Minute erklärt, wie eine Camera obscura funktioniert und uns sogar verrät, dass die Camera 0bscure ein wichtiges Feature der heutigen Kamera nicht hatte: Sie konnte keine Bilder machen. Obwohl dies beim genaueren Hinsehen nicht ganz stimmt, immerhin nutzen einige Maler die Camera obscura, um detailgetreue Bilder der Wirklichkeit zu malen. Bis heute habe ich mich immer gefragt, wie die Künstler es damals schafften, so detailgenau zu malen. Jetzt verstehe ich es.

Laut Internet wusste schon Aristoteles um das Phänomen der durch Lichtstrahlen und Reflektion umgedrehten Welt. Doch die Camera obscura wurde erst lange nach seinem Tod erfunden. Ein Mann namens Alhazen, ein muslimischer Mathematiker und Optiker, der in Basra, im Irak geboren wurde und in der ägyptischen Hauptstadt Kairo lebte und arbeitete, gilt heute als derjenige, der um das Jahr 980 die erste Camera obscura der Welt gebaut hat.

Fazit

Lieber Karton, Du wirst gleich zu einer Kamera.

Eine schwarze Box und ein kleines Loch waren in der Lage, die Welt der Malerei zu revolutionieren. Und richtig große Künstler waren sich nicht zu schade, die Wirklichkeit im wahrsten Sinne des Wortes einfach abzupausen. Nie hätte ich gedacht, dass ein so schlichtes Gerät so bedeutend für die Kunst war.

Zu meiner großen Freude habe ich im Internet eine simple Anleitung für den Bau einer Camera obscura gefunden. Wenn Du mich also demnächst mal mit einem Karton vor dem Gesicht durch die Gegend laufen siehst, habe ich nicht völlig den Verstand verloren, sondern meine erste eigene Camera obscura erschaffen.

Und nun bin ich neugierig: Hattest Du schon einmal eine Camera obscura in der Hand?

Update 18.12.2020: Dieser Blogbeitrag hat auf Twitter einige Reaktionen bekommen, die eine spannende Informationen bezüglich Ingolstadt und der Camera Obscura enthalten, die ich Dir an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte: Von @AZedelmaier kam der Tipp, das sich auch eine Camera Obscura – Schanzer Photoclub Ingolstadt e.V. (schanzer-photoclub.de) in Igolstadt befindet, die @Toolianmax schon einmal live und in Farbe erlebt hat. Bei meinem ersten Besuch in Ingolstadt schaue ich da bestimmt mal vorbei. 😉

3. November 2020
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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3. November 2020
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