Weißt Du, was eine randomisierte kontrollierte Studie ist?

Ich hab die Bedeutung vergessen.

Ich wette, dass mir der Begriff sowohl im Rahmen meines Studiums als auch meines Data Science Kurses begegnet ist und erläutert wurde. Dennoch weiß ich nicht, wie eine solche Studie im Detail abläuft. Ich weiß, dass der Befehl random bei einem Computer dafür sorgt, dass zufällig etwas wie ein Lied auf einer Liste abgespielt wird. Und ich weiß, was kontrolliert bedeutet. Doch beides hilft mir an dieser Stelle nicht weiter.

Der Autor

Richard Thaler: Misbehaving. Was uns die Verhaltensökonomik über unsere Entscheidungen verrät

erwähnt die randomisierte kontrollierte Studie als eines von zwei Forschungsinstrumenten, das von Ökonomen in den letzten 25 Jahren [das Buch erschien erstmals 2015] verwendet wurde, um empirische Daten über die Funktionsweise von Märkten zu sammeln.

Das zweite Forschungsinstrument

„besteht darin, entweder Experimente zu nutzen, die sich von selbst ergeben (etwa wenn Menschen sich für ein Programm anmelden und andere nicht) oder intelligente ökonometrische Techniken, mit denen sich die Auswirkungen von »Behandlungen« erfassen lassen, obwohl diese Situation nicht gezielt zu diesem Zweck konzipiert wurde.“

S. 25.

Zu meiner großen Freude lässt uns unser Autor in Bezug auf die randomisierten kontrollierten Studien nicht ganz im Dunkeln tappen, sondern verrät uns, dass diese in anderen Wissenschaften wie der Medizin schon lange zu den Standardmethoden gehört.

Das Wirtschaftslexikon kann bestimmt helfen.

Ich hatte kurz gedacht, dass wir heute nicht ins Lexikon schauen werden, weil dieser Begriff zu spezifisch ist. Doch dann fiel mir ein, dass ich aufgrund meines Studiums noch immer ein Wirtschaftslexikon im Regal habe, das noch keine 25 Jahre alt ist. Schauen wir doch mal, ob wir hierin mehr Informationen zu unserem heutigen Begriff finden.

Was das (Wirtschafts)lexikon sagt

Mein Wirtschaftslexikon erschien erstmals 2002 und enthält keinen Eintrag zu randomisierten kontrollierten Studien. Tatsächlich kennt es nicht einmal den Begriff „Studie“. Und wieder einmal bin ich unglaublich froh, dass es das Internet gibt.

Was das Internet sagt

Wie so oft erklärt ein YouTube Video in aller Kürze, was es mit randomisierten kontrollierten Studien in der Medizin auf sich hat. Bei diesen Studien wissen die Teilnehmer, dass sie an einer Studie für ein neues Medikament teilnehmen. Sie wissen, dass es in dieser Studie zwei Gruppen gibt:

  1. Die Experimentalgruppe erhält das neue Medikament.
  2. Die Kontrollgruppe erhält das normale Medikament.

Was sie allerdings nicht wissen, ist, in welcher der beiden Gruppen sie sich befinden. Diese Auswahl wird zufällig (also random) getroffen. Damit die Ergebnisse dieser Studien auch durch die Versuchsleiter nicht versehentlich beeinflusst werden können, wissen auch die Versuchsleiter bis zum Ende der Studie nicht, welche Person in welcher Gruppe ist.

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Wir wissen nun also, was eine randomisierte kontrollierte Studie ist. Es handelt sich hierbei um eine Studie, in der es eine Kontrollgruppe gibt, und in der die Gruppenzuteilung dem Zufall überlassen wird.

Welche Lehrer arbeiten motivierter?

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch ich habe keine Ahnung, wie genau Ökonomen eine solche Studie auf die Beine stellen können. Lass uns doch mal schauen, ob das Internet unserer Vorstellungskraft mit einem Praxisbeispiel auf die Sprünge helfen kann.

Auf der Webseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft befindet sich ein Beispiel für Randomisierte Kontrollierte Studien zu Fundraising und zu Diskriminierung. Leider ist die Projektbeschreibung so klug formuliert, dass ich nicht wirklich verstehe, worum es im Detail geht. Vielleicht hast Du hier mehr Glück.

Auch wenn die Webseite welt-sichten.org kein Fan der randomisierten kontrollierten Studien außerhalb der Medizin zu sein scheint, ist sie so freundlich, ein paar Beispiele solcher Studien zu nennen, die ökonomische Fragestellungen behandeln:

  • Arbeiten Lehrer mit Zeitverträgen oder mit Festanstellungen effektiver?
  • Welchen Einfluss hat der Einsatz von Medikamenten gegen Würmer auf die Schulbesuche von Kindern?
  • Was passiert, wenn es zusätzliche Lehrkräfte in einem Klassenraum gibt?
  • Was passiert, wenn ein Klassenraum videoüberwacht wird?

Bei all diesen Beispielen kann ich mir vorstellen, dass es möglich ist, die Gruppen zufällig zusammenzustellen. Was ich mir nicht vorstellen kann ist die Anwendung des Doppel-Blind-Prinzips. Während ich einem Patienten und dem Versuchsleiter leicht verheimlichen kann, welches Medikament er bekommt, weiß ein Lehrer, ob er eine befristete oder eine Festanstellung hat. Hier kann ich lediglich dem Versuchsleiter die Information vorenthalten, ob er gerade die Arbeitsergebnisse eine befristeten oder fest angestellten Lehrers vor Augen hat.

Fazit

Wir wissen nun, was eine randomisierte kontrollierte Studie ist. Unser Autor erwähnt diese Art der Studien, weil er der Meinung ist, dass viele Theorien aus der Wirtschaftswissenschaft den Faktor Mensch unterschätzen. Sie gehen von einem Homo Ökonomicus aus, also einem Menschen, der immer kluge wirtschaftliche Entscheidungen trifft. Das Problem in der Praxis ist, dass sich Menschen nicht immer klug verhalten. Daher trägt das Buch unseres Autors auch den Titel Misbehaving.

Wenn Du mehr zum Thema randomisierte kontrollierte Studien in der Ökonomie wissen möchtest, habe ich einen Tipp für Dich: Es gibt ein englisch sprachiges Buch zum Thema namens Randomistas von Andrew Leigh, das dieser Blog empfiehlt.

Jetzt bin ich neugierig: Fällt Dir ein Thema aus der Ökonomie ein, das sich sehr gut mit Hilfe einer solchen Studie erforschen ließe?

23. März 2023
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