Weißt Du, was eminent bedeutet?

Unser heutiger Begriff kommt mir sehr vertraut vor, weil er mir schon unzählige Male begegnet ist. Häufig habe ich das Gefühl, einen Satz zu verstehen in dem der Begriff vorkommt, obwohl ich nicht genau weiß, was der Begriff bedeutet. Ein solcher Satz ist mir in

Hupsi…

Lars Chittka: Im Cockpit der Biene. Wie sie denkt, fühlt und Probleme löst

begegnet:

„Denn kein Wissenschaftler arbeitet in einem Vakuum: Sowohl zu entscheidenden Entdeckungen wie eminenten Irrtümern haben die Zeit und die Umstände beigetragen, unter denen sie jeweils gearbeitet und die sie beeinflusst haben.“

S. 23.

Ich verstehe, dass unser Autor uns sagen möchte, dass ein Wissenschaftler in Zeiten der Inquisition andere Entdeckungen machen kann als heute. So riskierte Leonardo Da Vinci vor 500 Jahren viel, als er sich im Geheimen Leichen organisierte und sie sezierte, um zu verstehen, wie genau sich der menschliche Körper bewegt. Würde er heute leben, könnte er unter bestimmten Bedingungen Leichen völlig legal sezieren. 

Lass uns nun einmal schauen, inwiefern sich die Bedeutung des Zitates verändert bzw. erweitert, wenn wir den Begriff eminent nicht einfach ignorieren.

Ob Leonardo die Toten heute Nacht wohl in Ruhe lassen wird?

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon hält für unseren heutigen Begriff zwei passende Beiträge bereit.

eminent [frz.], außerordentlich, sehr, äußerst, in hohem Maße (bes. in Bezug auf eine als positiv empfundene Qualität, Eigenschaft).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 04, S. 169.

emi|nent <Adj.> [frz. éminent < lat. eminens, 1. Part. von: eminerer = heraus-, hervorragend]: a) (österr. sonst bildungsspr.) sehr wichtig, bedeutsam; außerordentlich groß, in hohem Maße gegeben; hervorragend, herausragend: eine -e Begabung; b) <intensivierend bei Adjektiven u. Verben> sehr, außerordentlich; in hohem Maße, äußerst: eine e. gefährlicher Gegner.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 623.

Dank unseres Lexikons haben wir einen sehr bunten Blumenstrauß an möglichen Bedeutungen für das Zitat unseres Autors. Ich bin gespannt, welche am besten passt.

Ein Blumenstrauß voller Bedeutungen.

Was unser Autor uns sagen möchte

An dieser Stelle kann ich natürlich nur spekulieren. Doch für mein Sprachempfinden passt die Bedeutung „außerordentlich groß“ am besten in unser Zitat:

„Denn kein Wissenschaftler arbeitet in einem Vakuum: Sowohl zu entscheidenden Entdeckungen wie außerordentliche großen Irrtümern haben die Zeit und die Umstände beigetragen, unter denen sie jeweils gearbeitet und die sie beeinflusst haben.“

Das Buch unseres Autors handelt von Bienen. Hier stellt sich die Frage, warum unser Autor mit einem solchen Satz um die Ecke kommt. Leonardo Da Vinci hätte bestimmt keinen Stress bekommen, wenn er für seine Kunst einfach nur Bienen zitiert hätte, oder? Die Bienenforschung litt wahrscheinlich nie unter der Inquisition. Doch die Bienenforschung litt möglicherweise unter der Annahme, dass der Mensch das einzig intelligente Lebewesen auf unserer Erde ist. Diese Annahme legitimiert, wie wir Tiere behandeln.

Solange Tiere nicht intelligent sind und keine Gefühle haben, können wir sie uns untertan machen. Wir können sie in engen Käfigen einsperren, damit wir sie anschauen können, oder um sie effizient als Nahrungsmittel zu züchten. Wir können sie als Forschungsobjekte nutzen und lebend verzehren.

Sollten wir herausfinden, dass Tiere intelligent sind und Gefühle haben, müssen wir all das, was lange Zeit normal war, in Frage stellen. Das wir das bereits tun, erlebe ich, wenn ich den Tierpark in Berlin besuche. Als Kind hatte ich hier immer einen perfekten Blick auf die Tiere, da sie in ihren Käfigen und Gehegen in der Regel keine Rückzugsräume hatten, in denen sie sich vor neugieren Blicken verbergen konnten. Heute dagegen kommt es vor, dass ich in ein Gehege starre und keine Tiere sehen kann, weil sich diese in einem nun existierenden Rückzugsraum verstecken. So freue ich mich zum Beispiel jedes Mal, wenn ich im Berliner Zoo einen Otter sehe. Dieses Glück hatte ich trotz häufiger Besuche mit meiner Jahreskarte erst zwei Mal.  

Auch Bienen sind Tiere. Sie gehören zu den Tieren, die Lebensmittel produzieren. Damit meine ich nun nicht nur die Tatsache, dass Imker den Tieren ihren fleißig gesammelten Honig streitig machen. Damit meine ich auch die Tatsache, dass Bienenvölker durch die Gegend gekarrt werden, um als Bestäuber zu fungieren. Dass hierbei durch Pestizide oder LKW-Unfälle ganze Völker ausgerottet werden zeigt der Film „More than honey“ von Markus Imhoof in aller Ausführlichkeit. Dieses rund 13 Minuten lange YouTube Video von Arte gibt einen schnellen Überblick über die Ausbeutung der Tiere. 

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Menschen wie unser Autor Lars Chittka laden uns und damit auch unserer Wissenschaftler in die Welt der Tiere ein und schenken uns damit eine wertvolle Chance, unser aktuelles Handeln in Bezug auf Bienen und andere Tiere zu überdenken. Wer weiß, vielleicht wird unsere Zeit als jene in die Geschichte eingehen, in denen Menschen gegenüber Tieren unsagbar grausam waren.

Fazit

Ich habe keine Ahnung, ob ich mir merken werde, was unser heutiger Begriff bedeutet, oder ob ich ihn in Zukunft wieder ignorieren werde.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Von welchen Begriffen kannst Du Dir die Bedeutung einfach nicht merken?

23. April 2024
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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23. April 2024
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