Weißt Du, was gang und gäbe bedeutet?

Das weiß nun doch wirklich jeder, oder?

Wenn Du jetzt denkst: „Klar weiß ist das. Gang und gäbe bedeutet, dass etwas völlig normal ist.“, dann geht es Dir wie mir. Gang und gäbe gehört zu den Redewendungen, die mir sehr häufig in Unterhaltungen begegnen. Der Autor

Sten Odenwald: Der Traum vom All. Eine Zeitreise durch die letzten 73 000 Jahre

ist einer der wenigen mir bekannten Menschen, der sie auch schriftlich verwendet und Sätze wie den folgenden formuliert:

„Der Einsatz der Atomenergie für den Betrieb interner Funktionen eines Raumschiffs längst gang und gäbe.“

S. 130.

Beim Lesen des Satzes bin ich über die Schreibweise des Wortes gäbe gestolpert und fragte mich zum ersten Mal in meinem Leben, ob Gang von gehen kommt und gäbe von geben, und die Redewendung einfach die Kurzform der Formulierung ist:

„Es geht, also gibt es das auch“.

Es ist wie immer Zeit, zum Lexikon zu greifen und zu schauen, ob es eine Antwort auf diese Frage hat.

Was das Lexikon sagt

Laut unseres Lexikons stimmt die Vermutung, dass gang und gäbe etwas mit gehen und geben zu tun hat:

Gang und gäbe sein Die Wörter »gang« und »gäbe« sind Verbaladjektive zu »gehen« und »geben«. Sie bedeuten »Kurs oder Wert habend« (eigentlich »was gehen, umherlaufen kann«) und »im Umlauf befindlich« (eigentlich »was gegeben werden kann«) von Münzen und Waren. Die Wendung steht für »allgemein üblich sein«: Manipulationen dieser Art sind gang und gäbe. – In Thomas Manns Roman »Joseph und seine Brüder« heißt es: »Allgemein und aus guten Gründen war damals die Verwandtenehe (…) gang und gäbe«. (Seite 254).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit. Zitate und Redewendungen, Band 20, S. 207.

Was mich an unserem Lexikon-Eintrag verwirrt, ist die Sache mit den Münzen und Waren. Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet mir verständlich machen kann, was gang und gäbe mit Münzen und Waren zu tun hat.

Was das Internet sagt

Ja, das Internet, genauer gesagt die Webseite des SWR , erklärt, was unsere heutige Redewendung mit Münzen und Waren zu tun hat. In der Zeit, in der die Redewendung entstand, gab es andere Münzen als heute. Manche dieser Münzen waren weit verbreitet, andere nicht. Mit den Münzen, die weit verbreitet waren, konnten Dinge mit Leichtigkeit erworben werden. Mit den anderen Münzen konnte es aufgrund ihrer Unbekanntheit Schwierigkeiten geben. Oder anders formuliert: Für Münzen, die in Gang waren, gab es Waren im Austausch. Für Münzen, die nicht in Gang waren, gab es keine Waren.

Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch ich bin wieder einmal überrascht, dass sich hinter einer mir so vertrauten Redewendung eine mir völlig unbekannte Herkunft versteckt.

Buchcover zum Beitrag

Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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Datum & Autor

31. Mai 2023
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