Weißt Du, was Ich-Syntonie und Ich-Dystonie ist?

Dieses Märchen ist viel tiefgründiger als ich dachte.

Jedes Volk hat seine Märchen. Märchen sind besondere Form von Geschichten. Sie bestehen aus einfachen Worten, die jeder versteht. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und enthalten Weisheiten, die wir manchmal erst im Erwachsenenalter erkennen.

Eines der Märchen, mit denen ich groß geworden bin, ist die Geschichte von Aschenputtel. Sie handelt von einem jungen Mädchen, das ihre Mutter verliert. Ihr Vater entscheidet sich, neu zu heiraten. Die neue Frau bringt eigene Kinder mit in die Ehe, die die Tochter wie eine Dienstmagd behandeln. Diese nimmt ihr Schicksal an, kümmert sich von nun an um den Haushalt und erfüllt ihren neuen Schwestern alle Wünsche.

Eines schönen Tages lädt das Königshaus alle unverheirateten Frauen des Landes auf einen Ball ein, damit der Prinz seine zukünftige Frau wählen kann. Obwohl Aschenputtel und ihre beiden Stiefschwestern unverheiratet sind, machen sich nur die beiden Schwestern für den Ball fertig. Schließlich gilt Aschenputtel nur als eine schmutzige Dienstmagd, die keine Braut für einen Prinzen sein kann.  

Doch es kommt anders als die Schwestern planen. Am Abend des Balls erscheint Aschenputtel eine Fee, die sie mit einem Zauber für den Ball herausputzt. Auf diesem Ball verliebt sich der Prinz in Aschenputtel, und ein paar Herausforderungen später heiraten die beiden.

Doch warum erzähle ich Dir an dieser Stelle von einem Märchen, das Du möglicherweise in- und auswendig kennst? Den Grund hierfür hat mir der Autor 

Jorge Bucay: Was Märchen über dich erzählen

gegeben: In diesem Märchen geht es um die mir bis heute völlig unbekannten Begriffe Ich-Syntonie und Ich-Dystonie.

Was ist Ich-Syntonie?

Die Ich-Syntonie ist ein Begriff aus der Psychotherapie. Daher möchte ich die Frage mit den Worten unseres Autors beantworten, der Psychotherapeut ist:

„In meinem Beruf habe ich gelernt, dass die Suche nach uns selbst, dem eigenen Leben, den eigenen Aufgaben und Überzeugungen eines der Themen ist, die immer wieder neu betrachtet werden wollen. Es geht, um den exakten Fachbegriff zu verwenden, um »Ich- Syntonie«, ein Konzept, das über den gängigen Begriff des Selbstwerts hinausgeht. Das Märchen vom Aschenputtel zeigt, das zu einem gesunden Selbstbild zwangsläufig der magische Moment gehört, da man sich des eigenen Wertes bewusst wird und positive Gedanken und Gefühle sich selbst gegenüber entwickelt.“

S. 55.
Schau mal, wie großartig Du bist.

Um die Ebene der Ich-Syntonie zu erreichen, braucht Aschenputtel eine gute Fee und einen Prinzen. Die gute Fee verwandelt Aschenputtel optisch in eine Prinzessin und die Liebe des Prinzen hilft Aschenputtel zu erkennen, dass sie um ihrer Selbst willen geliebt werden kann. Auf dem Ball hat Aschenputtel das Kleid, die Schuhe und die Kutsche, die einer zukünftigen Prinzessin gebühren. So gekleidet verliebt sich der Prinz in sie. Nach diesem Abend verliert Aschenputtel all diese Statussymbole, doch die Liebe des Prinzen bleibt. Denn er verliebt sich nicht in die Statussymbole, sondern in den guten und sanftmütigen Menschen hinter diesen Symbolen.

Am Ende des Märchens ist Aschenputtel Ich-Synton. Sie ist die Urheberin Ihrer Situation. Sie ist gern die geliebte Prinzessin an der Seite des Prinzen. Sie entscheidet sich, aus dem Leben als Dienstmagd herauszutreten und den Prinzen zu heiraten.

Was ist Ich-Dystonie?

Du ahnst es wahrscheinlich schon. Ich-Dystopie ist das, was Aschenputtel zwischen dem Tod ihrer Mutter und ihrer Begegnung mit der guten Fee erlebt. Aschenputtel glaubt, dass sie nur geliebt wird, wenn sie alles tut, was ihre Schwestern von ihr verlangen. Doch dem ist nicht so. Obwohl sie alles für diese tut, wird sie von ihnen nicht geliebt. Und weil sie nicht von ihnen geliebt wird, glaubt sie, dass sie nicht liebenswert ist. Sie leidet unter einem geringen Selbstwertgefühl und dem Gefühl, von niemandem geliebt zu werden. Sie hat das Gefühl, nicht genug zu sein.

In dieser Zeit ist Aschenputtel Ich-Dyston. Sie ist nicht die Urheberin ihrer Situation. Sie fühlt sich ungerecht behandelt. Sie strebt nicht danach, diese Dienstmarkt zu sein, doch sie glaubt, keine andere Wahl zu haben. Sie ist in dieser Rolle nicht glücklich, doch sieht keine Möglichkeit, eine Rolle anzunehmen, die ihr mehr entspricht. Sie ist gezwungen, das ein Leben zu leben, das sie eigentlich nicht leben möchte.

Fazit

Dank unseres Autors wissen wir nun, was die beiden Begriffe bedeuten. Die spannende Frage lautet an dieser Stelle: „Wie kann ich die Ich-Syntonie erreichen, wenn ich gerade keine gute Fee und keinen Prinzen zur Hand habe?“ Zu meiner großen Freude hat unser Autor auch auf diese Frage eine passende Antwort parat:

„Ein gutes und einfaches Rezept zur Ich-Syntonie besteht darin, deine Liste [der Dinge, die du für die die du liebst, tust] zu nehmen und damit zu beginnen, all diese Dinge, die du für deine Liebsten tust, auch für dich selbst zu tun.“

S. 58f.

Unser Autor erklärt die beiden heutigen Begriffe in Bezug auf die Liebe und beschreibt damit nur einen kleinen Teil der Ich-Syntonie und der Ich-Dystonie.  Dieses 15 Minuten lange YouTube Video erklärt die beiden Begriffe noch ausführlicher und legt dar, dass Menschen mit Ich-Dystone das Gefühl haben, ihr Leben selbst zu gestalten, während Ich-Syntone Menschen das Gefühl haben, dass ihr Leben gestaltet wird, und sie keinen Einfluss darauf haben. 

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Bevor ich das Buch unseres Autors gelesen habe, bin ich nie auf die Idee gekommen, dass das Märchen vom Aschenputtel etwas mit dem Thema Selbstliebe zu tun haben könnte. Ich dachte immer, dass es in dem Märchen nur darum ginge, aufzuzeigen, dass die Bösen am Ende nicht gewinnen. Unser Autor hat mir gezeigt, dass mehr in diesem Märchen steckt. Daher bin ich an dieser Stelle neugierig. Welche Weisheit hat Dir dieses Märchen immer vermittelt?

Buchcover zum Beitrag

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Datum & Autor

15. Mai 2023
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