Weißt Du was Integrated Reporting ist?

Das klingt nicht nach einem spannenden Thema.

HINWEIS: Die angeführten Beispiele in diesem Beitrag sind stark vereinfacht und dienen dem groben Verständnis für blutige Anfänger wie mich.

Als ich den Begriff „Integrated Reporting“ gerade gelesen habe, war ich mir wirklich nicht sicher, ob ich dieses Brett wirklich heute bohren möchte. Der Autor

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verrät uns lediglich, dass Integrated Reporting in die Thematik des Berichtswesen fällt, mit dem ich in der Vergangenheit wirklich wenig Berührung hatte. Aus diesem Grund beginnen wir heute ganz am Anfang und schauen uns im ersten Schritt an, was Berichtswesen eigentlich.

Was ist Berichtswesen?

Spannenderweise wollte mir unser Lexikon diese Frage gerade nicht beantworten, aber zum Glück ist Gabler Wirtschaftslexikon eingesprungen und versorgt uns mit folgender Information:

Ziel des Berichtswesens ist allg. die Deckung des Informationsbedarfs der Berichtsempfänger, speziell werden das Schaffen von Transparenz sowie die Vorbereitung und Kontrolle von Entscheidungen hervorgehoben.

https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/berichtswesen-31540
Das ist bestimmt ganz schön kompliziert.

In meinen Ohren klang Berichtswesen sehr hochtrabend, die Definition zeigt uns allerdings, dass es hierbei lediglich um das Sammeln von Informationen geht, auf deren Grundlage später Entscheidungen getroffen werden.

Die englische Übersetzung von Berichtswesen heißt Reporting, und das bedeutet, dass wir haben an dieser Stelle schon die Hälfte der folgenden Frage beantwortet haben:

Was ist Integrated Reporting?

Jeder braucht Berichte.

In einer normalen Organisation gibt es unendlich viele Berichte. Zumeist hat jeder Bereich seinen eigenen Bericht. So sammelt die Marketingabteilung wichtige Kennzahlen und erstellt daraus seinen Bericht. Und der Vertrieb tut das gleiche. Aus vielen Jahren Vertriebserfahrung weiß ich, dass Vertrieb und Marketing nicht wirklich getrennt betrachtet werden können. Mein Alltag im Vertrieb wurde massiv von den Aktivitäten des Marketings beeinflusst. Wenn die Marketing-Abteilung eine geniale Aktion gelandet hatte, merkte ich das sofort im Vertrieb. Plötzlich waren zahlreiche Kunden da, die unbedingt meine Produkte haben wollten.

Der Vertrieb ist viel besser als die anderen Abteilungen.

In der Realität greifen Marketing und Vertrieb also sehr harmonisch ineinander. Im klassischen Berichtswesen kann es passieren, dass die Abteilungen völlig separat betrachtet werden, weil im Unternehmen Silodenken herrscht. Wer nun auf Grundlage von einem dieser Berichte Entscheidungen trifft, läuft Gefahr, schlechte Entscheidungen zu treffen, da er möglicherweise nur einen Teil der relevanten Informationen berücksichtigt hat. Wenn nun sowohl Marketing als auch Vertrieb und das Partnermanagement aufgrund der schwachen Zahlen im letzten Monat beschließen, Vollgas zu geben, kann das dazu führen, dass auf einen Schlag so viele Kunden angezogen werden, dass der Vertrieb nicht alle bedienen kann. In den nächsten Reportings stellt das Management dann möglicherweise fest, dass die Kundenzufriedenheit abgenommen hat und geht dieses Problem nun schlimmstenfalls mit Schulungen für den Vertrieb an. Es löscht so ein Feuer, dass laut Daten in der Realität gar nicht existiert.

Die Lösung ist ein Bericht für alle.

An genau dieser Stelle setzt das Integrated Reporting an, es geht sogar noch einen großen Schritt weiter: Statt vieler Einzelberichte entsteht im Integrated Reporting ein einziger Bericht, der nicht nur die Daten aller Abteilungen zusammenführt, sondern auch die Wertschöpfung des Unternehmens insgesamt. Das Integrated Reporting versteht also, dass sich nicht nur Abteilungen gegenseitig beeinflussen, sondern dass auch ein Unternehmen von seiner Umwelt beeinflusst wird und diese beeinflusst. Ein Unternehmen, dass in Moskau angesiedelt ist, wird mit dem gleichen Verhalten andere Ergebnisse erzielen, als wenn es in Berlin angesiedelt wäre.

Wie genau Integrated Reporting im Detail funktioniert, verrät uns dieses Dokument (PDF, englisch, Download), Beim Querlesen bin ich über folgenden Satz gestolpert:

„The primary purpose of an integrated report is to explain to providers of financial capital how an organization creates value over time.“

Mir sind nicht nur die kurzfristigen Gewinne wichtig.

Das vielleicht wichtigste Ziel eines Integrated Report ist es, den Kapitalgebern zu erklären, wie die Organisation im Verlauf der Zeit Werte erschafft. Im ersten Moment stand dieser Satz für mich im Widerspruch zu dem, was ich ursprünglich über das Integrated Reporting dachte, bevor es Klick gemacht hat: Es macht einen Unterschied, ob Kapitalgeber nur auf die Zahlen schauen und den Fokus darauf richten, von welchen Investitionen sie kurzfristig am meisten profitieren, oder ob sie ihren Fokus auf langfristig erfolgreiche Investitionen legen. Beim ersten Interesse ist der Purpose des Unternehmens egal, beim anderen nicht.

Über den Sinn des Reportings

Während ich Berichte erstelle kann ich keine Kunden betreuen.

Doch zurück zu unserem Autor. So schön die Sache mit dem Integrated Reporting theoretisch klingt, so problematisch kann seine Erstellung in der Praxis sein. Da unser Autor viel Praxiserfahrung hat, ist er kein Fan des Reportings. In der Realität sieht er schlicht und einfach zu oft, dass das theoretisch gut gemeinte Reporting in der Realität viele Probleme verursacht. Das Reporting hat zum Ziel, Daten zu sammeln, die es dem Management ermöglichen, gute Entscheidungen zu treffen. Jene, die die Reports erstellen, können während der Zeit, in der sie dies tun, nicht ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen. 

Ich bin nicht Pfleger geworden, um Reports zu erstellen.

Ich kenne dieses Reporting-Drama aus dem Pflegebereich. Mitarbeiter in Heimen müssen unglaublich viele Berichte schreiben. (Immerhin geht es hier um Menschenleben, und daher geht es nicht ohne Kontrolle, oder?) Der Report sorgt dafür, dass dokumentiert und analysiert wird, ob die Mitarbeiter einen guten Job gemacht haben und nicht versäumt haben, den zu Pflegenden alle wichtigen Leistung zukommen zu lassen. Was gut gemeint ist, führt in der Realität dazu, dass sich die Mitarbeiter in Heimen gerade wegen des Reportings weniger um die Pflegenden kümmern können. Während des Report-Schreibens kann der Pfleger nicht mit dem Pflegenden interagieren. Das sorgt bei vielen Mitarbeitern zu Frustrationen und wirkt sich somit auch auf ihrer Arbeit aus. Ein frustrierter Mitarbeiter im Heim hat eine andere Wirkung auf einen Heimbewohner als ein zufriedener.

Lass mich Deine Berichte erstellen.

Doch wie sieht die Lösung für dieses Problem aus? Nun, einerseits stellt sich die Frage, ob die Reportings wirklich den Nutzen erfüllen, den sie erfüllen sollen. Ist dies sichergestellt, dann ist es an der Zeit, nach Wegen zur Reporting-Erstellung zu suchen, die die Reporting-Ersteller nicht von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten. Als großer Fan von Robotern fällt mir an dieser Stelle Cimon ein. Cimon ist ein von IBM entwickelter Roboter, der mit der Künstlichen Intelligenz Watson verbunden ist und testweise auf der Internationalen Raumstation im All zum Einsatz kam. Der schwebende Roboterball hatte hier die Aufgabe, den Astronauten bei der Dokumentation ihrer zahlreichen Experimente zu helfen. Auch wenn diese Technologie noch am Anfang steht und sehr teuer ist, kann ich mir gut vorstellen, dass Cimon und Watson in Zukunft dafür sorgen könnten, dass die Sache mit den Reportings schneller geht und bessere Daten erhoben werden können.

Fazit

Wie bereits erwähnt, habe ich wenig praktische Erfahrung mit Reportings, was auch daran liegt, dass ich gern nach meinem Bauchgefühl entscheide. Welche Erfahrungen hast Du mit Reportings und Berichtswesen gemacht? Glaubst Du, dass Integrated Reporting hilfreich sein kann?

24. September 2020
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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