Weißt Du, was kognitive Entladung ist?

Ich verstehe in Sachbüchern oft nicht jedes Wort. Da hilft auch ganz lieb schauen nicht.

Ich liebe Sachbücher, weil sie mir dabei helfen uns und die Welt, in der wir leben besser zu verstehen. Sachbücher werden in der Regel von Menschen verfasst, die sich viele Jahre mit einem bestimmten Thema beschäftigt haben und so passiert es immer wieder, dass die Autoren dieser Bücher mit Fachworten um sich werfen, die ich nicht verstehe. Anders ist es bei dem Sachbuch mit dem Titel

Rebekka Ludwig, Eberhard Schuy: Visuelle Wahrnehmung. Sich und das Thema erfolgreich präsentieren – live, on- und offline. Mit E-Book inside .

Wenn die beiden Autoren ein mir unbekanntes Fachwort erwähnen, erklären sie auch, was es mit diesem auf sich hat. Daher weiß ich nun, wann eine kognitive Entladung auftreten kann:

„Es ist erwiesen, dass das Fotografieren während eines Vortrages oder einer Präsentation es deutlich erschwert, sich später an das gesprochene Wort zu erinnern. Dieser Prozess wird kognitive Entladung genannt.“

S. 10.

Bis heute kannte ich weder den Begriff, noch war mir bewusst, dass Fotografieren diesen Effekt haben kann. Daher frage ich mich nun, ob kognitive Entladung nur beim Fotografieren in Vorträgen vorkommt, oder ob dieses Phänomen auch in anderen Situationen vorkommt. Die Antwort auf diese Frage enthält das Buch unserer Autoren nicht, da es sich auf seinen 102 Seiten darauf konzentriert Menschen praktische Hilfestellungen an die Hand zu geben, die ihre Vorträge und Präsentationen optimieren wollen. Unsere Autoren streben nicht danach ihren Lesern eine Einführung in psychologische Phänomene wie der kognitiven Entladung zu geben.

Daher werden wir uns nun auf das Internet stürzen und schauen, ob wir hier mehr über das Phänomen erfahren können.

Warum heißt das Phänomen kognitive Entladung?

Alles klar, ich muss nix machen, der Fotoapparat merkt sich alles.

Der deutsche Begriff kognitive Entladung heißt im englischen Cognitive Offloading. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Offloading Hypothese, also die Entladungshypothese, die laut Julia S. Soares und Benjamin C. Storm besagt, dass Menschen durch das Fotografieren ihr eigenes Gedächtnis entlasten, indem sie die Aufgabe sich an den Moment zu erinnern an die Kamera auslagern. Statt also lange auf einen schönen Moment zu schauen und sich intensiv jedes Detail des Momentes zu merken, drückt man einfach einmal auf den Kamera Auslöser und kann sich sicher sein, dass man zu Hause jedes Detail dieses schönen Momentes wieder betrachten kann.

In einem Experiment fanden die beiden gerade genannten Wissenschaftler heraus, dass die kognitive Entladung auch dann greift, wenn die Fotografierenden beim Fotografieren wissen, dass das Foto anschließend gelöscht wird.

Findet kognitive Entladung nur beim Fotografieren statt?

Laut Evan F. Risko und Sam J. Gilbert beschränkt sich das Phänomen nicht allein auf das Fotografieren. Wir erleben es jedes Mal, wenn wir zu unserem Smartphone greifen und diesem eine Aufgabe übertragen, die uns entlastet. Schon das Speichern eines Termins im digitalen Terminkalender, der uns durch einen Hinweis rechtzeitig an diesen erinnern wird, ist eine kognitive Entladung. Weil uns unser digitaler Terminkalender an den Termin erinnern wird, können wir ihn für den Moment vergessen.

Für die kognitive Entladung braucht es keine technischen Geräte. Auch das Drehen unseres Kopfes vor einem geneigten Bild stellt eine kognitive Entlastung da. Durch die Drehung unseres Kopfes, entlasten wir unser Gehirn bei der Verarbeitung der Informationen auf dem Bild, weil wir diese leichter zugänglich machen.

Zu meiner großen Freude listet dieser Beitrag ganze zahlreiche Quellen zum Thema kognitive Entladung auf, die sich unter anderem mit den Fragen

beschäftigen.

Kognitive Entladung und schreiben

Wer schreibt, der bleibt.

Wir haben nun eine bessere Vorstellung davon, was genau kognitive Entladung ist. Nun stehe ich vor einer anderen Herausforderung. Bis jetzt war ich der Meinung, dass das Aufschreiben von Dingen per Hand dafür sorgt, dass ich mich besser an Dinge erinnern kann. Nach dem, was ich heute erfahren habe, stellt das Mitschreiben eine kognitive Entlastung da, was bedeutet, dass das Aufschreiben meine Erinnerung negativ beeinflusst. Was also stimmt nun? Ist manuelles Schreiben nun gut oder schlecht für die Erinnerung?

Nach einer kurzen Recherche gibt es die unbefriedigende Antwort auf unsere Fragen, die da lautet: Es kommt darauf an.

Manuelles Aufschreiben ist nützlich beim Auswendiglernen. Durch das wiederholte Aufschreiben der immer wieder gleichen Sätze, helfen wir unserem Gehirn dabei die niedergeschriebenen Informationen dauerhaft zu speichern.

Manuelles Aufschreiben bei Vorträgen kann dagegen der Erinnerung schaden. Zum einen selektieren wir beim Schreiben Informationen. Hier einige Gründe dafür:

  • Wir können schlichtweg nicht so schnell schreiben, wie der Redner spricht.
  • Zudem denken wir beim Schreiben ab und an über eine verständliche Formulierung nach. In diesen Momenten haben wir deutlich weniger Kapazitäten das gesprochene Wort aufzunehmen.   
  • Das Mitschreiben stellt eine kognitive Entladung da. Wir übertragen die Aufgabe des Informationen Merkens an das Papier vor uns.

Zugegeben, meine Antwort auf diese Frage ist sehr oberflächlich. Doch zum Glück musst Du Dich mit dieser nicht zufriedengeben. Irina Ghilic hat dem Thema “Exploring how Note-Taking Impacts Learning” ein 223 Seiten langes PDF gewidmet in dem Du eine viel ausführlichere Antwort auf die Frage wie schreiben Lernen beeinflusst bekommst.

Fazit

Soweit ich es verstehe, nutzen wir kognitive Entladung, um unser Arbeitsgedächtnis oder – wie Daniel Kahnemann es sagen würde – unser langsames Denken zu entlasten. In Vorträgen schmälert die kognitive Entladung unsere Erinnerungsleistung an das gesagte Wort und ist somit nicht unbedingt hilfreich. Doch in vielen anderen Situationen ist es durchaus sinnvoll sich die kognitive Entladung zu Nutze zu machen.

Seitdem wir uns in diesem Beitrag mit dem Thema kognitive Auslastung beschäftigt haben, wissen wir, dass unser Gehirn nur eine begrenzte Menge an Informationen verarbeiten kann, da die Verarbeitung der Informationen Energie kostet. Wenn ich die ganze Zeit an einen Termin denke, um diesen nicht zu vergessen, kann ich die hierfür benötigte Energie nicht mehr für einen anderen Denkvorgang nutzen. Das bedeutet, dass ich mich an den Termin erinnere, aber plötzlich im Supermarkt stehe und keine Ahnung habe, was genau ich eigentlich kaufen wollte.  

Mit dem heute erworbenen Wissen über die kognitive Entladung können wir diese bewusster einsetzen. Wir können in entspannten Situationen wie im Urlaub bewusst auf eine Kamera verzichten und die Eindrücke in vollen Zügen genießen, damit sie sich in unser Gehirn jedes Detail in Ruhe einprägen kann. In stressigen Arbeitssituationen können wir die kognitive Entladung nutzen, um Energie für wirklich wichtige Aufgaben aufzusparen. Als Vortragsredner können wir unsere Teilnehmer auf das Phänomen der kognitiven Entladung hinweisen und ihnen anbieten unseren Foliensatz am Ende des Vortrags per E-Mail zu versenden, damit sich nicht fotografieren müssen und sich so besser an das erinnern, was im Vortrag gesagt wurde.  

7. Dezember 2023
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6 minBücher
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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7. Dezember 2023
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