Weißt Du, was Kollodium ist?
Ich liebe Romane, wie z. B. den von
Ilja Ehrenburg: Ohne Atempause,
denen es gelingt, mich in eine andere Zeit zu versetzen. Ilja entführt seine Leser in seinem Roman in die Sowjetunion zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er zeichnet eine Welt, in der Menschen bereit sind, ihre ganze Energie in den Aufbau von etwas zu stecken, das den nächsten Generationen ein besseres Leben schenken soll.
Wälder, die seit Anbeginn der Zeit existieren, werden von Menschen gefällt, um ein gigantisches Land mit noch nie zuvor dagewesenen Technologien zu übersäen. Dafür besuchen Menschen, deren Eltern weder lesen noch schreiben können, die Universität. Denn die Aufgabe, vor der diese Generation steht, braucht alle Ressourcen, die das gigantische Land zur Verfügung stellen kann. Es gilt, technologische, menschliche und kulturelle Grenzen zu überwinden. Und genau diese Grenzen lässt der Autor uns mit Sätzen wie dem folgenden in seinem Roman hautnah miterleben:
„Mesenzew runzelte die Stirn und sagte bedachtsam, als müsse er erklären, was Glukose, Terpentin oder Kollodium ist: „Ich glaube, eine Petunie.““
S. 5.
Mesenzew ist ein intelligenter junger Mann, der mit diesem Satz Warwara deren Frage beantwortet „Was ist das?“. Obwohl ich nicht viel Ahnung von Blumen habe, weiß ich, dass eine Petunie eine Blume ist. Glukose ist ein Zucker, Terpentin ein Mittel, mit dem ich schon Pinsel gereinigt habe. Doch der Begriff Kollodium ist mir noch nie zuvor begegnet. Ob sich hinter diesem Begriff ein mir unbekanntes Element oder etwas völlig anderes verbirgt, wird uns nun hoffentlich unser Lexikon verraten.
Was das Lexikon sagt
Laut unserem Lexikon handelt es sich nicht um ein chemisches Element, sondern um eine Lösung, mit der sich sehr unterschiedliche Dinge anstellen lassen:
Kollodium [grch.-lat.] das (Collodium), zähflüssige Lösung von K.-Wolle (niedrig nitriertes Cellulosenitrat) in einem Alkohol-Äther-Gemisch; wird u.a. verwendet zum Verschluss kleiner Wunden, zur Lack- und Filmfabrikation. Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 08, S. 110.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber meine Fantasie reicht nicht aus, um zu verstehen, wie etwas, was zum Verschluss von Wunden genutzt wird, bei der Lack- und Filmfabrikation eingesetzt wird. Lass uns doch einmal schauen, ob uns das Internet an dieser Stelle weiterhelfen kann.
Was das Internet sagt
Nach einer kurzen Internetrecherche verstehe ich nun, warum Kollodium so vielfältig in seinen Einsatzmöglichkeiten ist: Es ist ein spezieller Kleber. In der Medizin wird er genutzt, um Wunden zu verschließen, und in der Fotografie sorgt er dafür, dass Silber auf einer Glasplatte haftet, und diese anschließend wie ein normaler Film belichtet werden kann.
Zu meiner großen Freude habe ich auf YouTube ein paar Videos zu den unterschiedlichen Einsatzgebieten von Kollodium gefunden. Da ich kein Video zur Lackfabrikation gefunden habe, habe ich ersatzweise auf ein Video zurückgegriffen, das zeigt, wie der Kleber genutzt werden kann, um Wunden zu schminken. Hier die Videos:
- Wie die Wundversorgung mit Hydrokolloid funktioniert, sehen wir ab Minute 3:10 in diesem YouTube Video.
- Wie Fotografen eine einfache Glasplatte mit Hilfe von Kolloid Schritt für Schritt in eine Fotoplatte verwandeln, zeigt dieses YouTube Video ab Minute 14.
- Wenn Du schon immer mal wissen wolltest, wie sich mit Hilfe von etwas Make-Up und der Geheimzutat Kollodium realistisch aussehende Wunden zaubern lassen, empfehle ich Dir dieses YouTube Video.
Fazit
Ich habe mich schon immer gefragt, wie Maskenbildner realistische Wunden zaubern und wie es Menschen gelingt, ein Foto auf eine Glasplatte zu bannen. Dass ich die Antwort auf beide Fragen in einem Roman finden würde, hätte ich mir allerdings nicht träumen lassen.
An dieser Stelle bin ich daher wie immer neugierig. Welches unerwartete Wissen hast Du schon in Romanen entdeckt?
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