Weißt Du, was Kongruenz bedeutet?

Unser heutiger Begriff ist mir schon des Öfteren begegnet. Dank der Autorin

Hey, wir haben kongruente Transportwege.

Alica Ryba: 2.13 Einführung in die Humanistischen Ansätze, S. 306-312. In: Alica Ryba, Gerhard Roth: Coaching und Beratung in der Praxis. Ein neurowissenschaftlich fundiertes Integrationsmodell

bin ich mir sehr sicher, dass Kongruenz Übereinstimmung bedeutet, da Alica den Begriff in ihrem Buch nicht nur erwähnt, sondern auch erklärt.

„Nach [Carl R.] Rogers kann es zu einer Kongruenz oder Inkongruenz zwischen dem Selbst und der Erfahrung kommen. […] Kongruenz liegt vor, wenn die Erfahrung des Organismus inklusive ihrer Bewertung vollständig und genau im Bewusstsein repräsentiert werden kann, weil sie mit dem Selbstkonzept übereinstimmt. Inkongruenz hingegen entsteht, wenn das Selbstkonzept durch eine ihm widersprechende Erfahrungen Fragen gestellt und damit bedroht wird.“

S. 306.

Was ich nicht weiß, ist, woher der Begriff kommt und ob Übereinstimmung seine einzige Bedeutung ist. Um diese beiden Fragen zu beantworten, werden wir nun zum Lexikon greifen.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon hält zwei passende Einträge für uns bereit:

Kongruenz die, Grammatik: Übereinstimmung von syntaktisch zusammengehörigen Satzteilen in Person, Numerus, Genus und Kasus.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 08, S. 164.

Warte, ich kongruenziere mal kurz.

Kon|gru|enz, die; -, -en (Pl. selten): 1. (bildungsspr.) das Kongruentsein (1). 2. (Math.) das Kongruentsein (2). 3. (Sprachw.) a) formale Übereinstimmung zusammengehörender Teile im Satz (in Kasus, Numerus, Genus u. Person); b) inhaltlich sinnvolle Vereinbarkeit des Verbs mit anderen Satzgliedern.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1342.

Da diese beiden Lexikon-Einträge nicht auf die Herkunft unseres heutigen Begriffes eingehen und die bildungssprachliche Erklärung des zweiten Eintrages alles andere als selbsterklärend ist, schauen wir uns auch den folgenden Lexikon-Eintrag an.

kon|gru|ent (Adj.) [lat. congruens (Gen.: congruentis) = übereinstimmend, entsprechend, adj. 1. Part. von: congruere, ↑ kongruieren): 1. (bildungsspr.) in allen Punkten übereinstimmend, völlig gleich: -e Begriffe. 2. (Math.) a) (von geometrischen Figuren) völlig übereinstimmend: deckungsgleich; b) (von zwei Zahlen, die, durch eine dritte geteilt, gleiche Reste liefern) übereinstimmend.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1342.

Der Begriff Kongruenz stammt aus dem Lateinischen. Nachdem ich nun die bildungssprachliche Bedeutung des Begriffes kenne, verstehe ich, warum Alicia sich in ihrem Buch für diesen Begriff entschieden hat. Wenn etwas übereinstimmt, wissen wir nicht, wie genau es übereinstimmt. So haben Eis, Wasser und Wasserdampf übereinstimmende Atome, doch aufgrund der  unterschiedlichen Dichte der Atome sind die Eigenschaften der drei Atomzustände völlig unterschiedlich. Wenn dagegen etwas kongruent ist, stimmt es in allen Punkten überein. Somit sind die Atome in Eis, Wasser und Wasserdampf nicht kongruent.   

In Eis schwimmt es sich nicht ganz so gut.

Was das Internet sagt

Unser Lexikon hat mir geholfen zu verstehen, warum unsere Autorin den Begriff verwendet. Gleichzeitig hat es mich vor neue Fragen gestellt, indem es mir verraten hat, dass der Begriff auch in der Grammatik eine Bedeutung hat. Obwohl ich in der Schule immer wieder Kontakt mit Grammatik hatte, habe ich dieses Wissen im Verlauf der Jahre verloren. Das bedeutet, ich bin in der Lage, grammatikalisch korrekte Sätze zu schreiben, aber ich kann nicht erklären, warum diese Sätze korrekt sind. Sobald ich mich mit Grammatik auseinandersetze und bewusst über Satzteile nachdenke, kann es mir passieren, dass ich kurzfristig die Fähigkeit zum Bau eines korrekten Satzes verliere. Aus diesem Grund meide ich das Thema in meinem Alltag. Es stiftet in meinem Kopf schlichtweg mehr Verwirrung als Klarheit. 

Zum Glück gibt es auf YouTube Menschen, die sich mit Grammatik auskennen und Ahnungslosen wie mir diese Themen ähnlich geduldig erklären, wie es einst meine Lehrer taten. In diesem YouTube Video erfahren wir bei Minute 7 und 40 Sekunden, was es mit der Kongruenz in der Grammatik auf sich hat. Es geht bei der grammatikalischen Kongruenz einfach darum, dass ich Dinge wie „ich bin“ schreibe und nicht Dinge wie „ich sind“. Ich bin ist kongruent, weil ich eine Person bin und das Verb sein in seiner Einzahl „bin“ lautet. „Ich sind“ ist dagegen inkongruent, weil ich eine Person bin, „sind“ aber nicht die Einzahl, sondern die Mehrzahl des Verbs sein ist. 

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Fazit

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, was Kongruenz ist und wissen, dass der Begriff

  • eine bildungssprachliche
  • eine grammatikalische
  • zwei mathematische

Bedeutungen hat. 

Nachdem wir nun wissen, was es mit unserem Begriff auf sich hat, können wir uns nun endlich mit dem Thema befassen, das unsere Autorin in ihrem Zitat anspricht. Ich für meinen Teil habe in meinem Leben sowohl inkongruente als auch kongruente Phasen erlebt. Aktuell befinde ich mich in einer sehr kongruenten Phase, was daran liegt, dass ich nicht mehr danach strebe „normal“ zu sein. Zudem habe ich aufgehört, mich zu idealisieren und mich selbst ernst zu nehmen. Ich habe verstanden, dass ich nicht perfekt bin, und ich kann gut damit umgehen. Es kommt immer wieder vor, dass ich über mich selbst lache, weil ich unfassbar unperfekt und widersprüchlich bin. So erwarte ich zum Beispiel von jeder Person, die mir begegnet, dass sie versteht, dass sie großartig ist. Wenn ich dagegen ein Kompliment bekomme, bringt mich das jedes Mal ins Stolpern. Ich erwarte also, dass andere einsehen, dass sie großartig sind und bin selbst dazu nicht in der Lage. 

An dieser Stelle bin ich neugierig. Wie sind Deine Erfahrungen? Hast Du kongruente, bzw. inkongruente Ereignisse erlebt? 

8. April 2025
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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8. April 2025
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