Weißt Du was Ligaturen und diakritische Zeichen sind?
Weil ich wissen wollte, ob jemand der so unleserlich schreibt wie ist in der Lage ist, auch schön zu schreiben, forderte ich ein Buch über Handlettering an. Womit ich in diesem Moment nicht rechnete, war, dass mir in diesem Buch Dinge über Buchstaben und Zeichen begegnen würden, die mir noch nie begegnet sind. Tatsächlich dachte ich, dass ich mit
- Oberlänge – ein Buchstabe ist höher als andere Buchstaben (Beispiel: h, l, t),
- Unterlänge – ein Buchstabe ist tiefer als die anderen Buchstaben (Beispiel g, q, j),
- Zeichenabstand – bezeichnet den Raum zwischen Buchstaben in einem Wort
inzwischen alles Relevante über Schrift wüsste. Wie sehr ich mich geirrt hatte, erfuhr ich bereits auf den ersten Seiten von
Chris Campe: Brush Lettering Praxisbuch
auf denen mir das geballte Schriftwissen der Autorin begegnete. Zu meiner großen Freude wirft die Autorin nicht einfach mit Fachbegriffen um sich, sondern erläutert Fachbegriffe wie Ligaturen oder diakritische Zeichen ausführlich und verständlich:
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Ligaturen sind Verbindungen zwischen zwei Buchstaben, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind. Eine beliebte Ligatur beim Handlettering ist das „tt“, bei dem die horizontalen Striche der zwei t als ein Strich ausgeführt werden.
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Diakritische Zeichen ist der Oberbegriff für Sonderzeichen (§, $, %, &, #, @, €), für Satzzeichen (!, “, /, (), [], {}, ?, =, -, *, +, ><, ;, :, ,, .), für das ß und für die Zeichen und Symbole, die sich oberhalb der „normalen“ Buchstaben befinden und so im Deutschen z. B. das u in ein ü verwandeln.
Lediglich über den Ursprung der beiden Begriffe verrät uns unsere Autorin nichts. Daher bin ich nun sehr gespannt, ob wir mit Hilfe des großartigen Internets mehr über den Ursprung der beiden Begriffe herausfinden können.
Ligaturen
Zu meiner großen Freude beschäftigt sich die Seite www.typolexikon.de/ligatur ausführlich mit dem Thema Ligaturen. Hier erfahren wir nicht nur, dass der Begriff im 18. Jahrhundert in Europa entstand und sich vom lateinischen Wort für binden (ligare) ableitet, sondern auch, dass das ß im weitesten Sinne eine Ligatur aus ss ist. Obwohl der Begriff an sich erst vor ein paar hundert Jahren entstand, werden Ligaturen bereits seit über 2000 Jahren von schreibenden Menschen verwendet.
Tatsächlich waren Ligaturen bis 1980 ziemlich weit verbreitet, doch mit dem Einzug der Technik (Digitaler Buchdruck und Computer) wurden Ligaturen immer seltener verwendet.
Diakritische Zeichen
Als ich den Begriff diakritische Zeichen zum ersten Mal las, fragte ich mich, was an diesen Zeichen kritisch sein könnte. Dank www.wortbedeutung.info/diakritisch habe ich gerade erfahren, dass diakritisch nicht von kritisch kommt, sondern aus dem Griechischen stammt:
„von altgriechisch διακριτικός (diakritikos) ´zum Unterscheiden dienlich´, abgeleitet vom Verb διακρίνειν (diakrinein) ´trennen, scheiden, unterscheiden´“.
Während Ligaturen uns helfen, Buchstaben miteinander zu verbinden, helfen diakritische Zeichen uns dabei, unterschiedliche Aussprachen von Buchstaben zu identifizieren.
Fazit
Spannenderweise leiten sich die Ligaturen von einem lateinischen Begriff und die diakritischen Zeichen von einem griechischen Begriff ab. Bei meiner Recherche habe ich nicht herausgefunden, warum das so ist. Daher kann ich nur vermuten, dass die diakritischen Zeichen deutlich älter sind als Ligaturen. So wurden diakritische Zeichen wie der Punkt – . – wahrscheinlich schon im antiken Griechenland verwendet, um das Ende eines Satzes kenntlich zu machen. Ligaturen dagegen hatten möglicherweise so lange keinen eigenen Namen, weil sie dem Schreiber zwar Zeit und Material sparten, aber nicht zwingend für das Verständnis des Textes an sich waren.
An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig: Welche Begriffe zu Sprache und Schrift sind Dir erst relativ spät in Deinem Leben das erste Mal begegnet?
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