Weißt Du was präskriptive und deskriptive Normen sind?

Ich wusste es auch nicht. Nein, keine Angst, auch wenn es so klingen mag, es handelt sich nicht um eine Einschlafhilfe 😉 . Was das genau für Normen sind und wie sie unser Verhalten zum Teil gegen unseren Willen steuern und was wir dagegen tun können, erfährst Du heute Dank

Robert S. Feldman: Lügner, Die Wahrheit über das Lügen

Bevor wir uns präskriptive und deskriptive Normen im Einzelnen anschauen, schauen wir uns zunächst einmal die einzelnen Worte der Begriffe an:

Normen

Und wieder ist es Zeit für das Zeit-Lexikon:

Norm, die; – , -en  [mhd. norme < lat. Norma = Winkelmaß; Regel, wahrsch. über das Etrusk. < griech. Gnómon = Kenner; Maßstab]: 1. <meist Pl. Allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben von Menschen: ethische –en; sprachliche –en (Sprachnormen)

Die Zeit: Das Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1658.

Präskription

Präskription, die; -, -en [1: lat. prsescriptio] (bildungsspr.): Vorschrift; Verordnung.

Die Zeit: Das Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18.

Deskription

Deskription, die; -, -en [lat. descriptio] (meist Fachspr.): Beschreibung

Die Zeit: Das Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 489.

Nachdem wir nun wissen was die einzelnen Worte bedeuten, können wir uns nun unsere heutigen Stars anschauen. Die übrigens beide Begriffe aus der Psychologie sind. Beginnen wir mit:

Präskriptive Normen

Laut unserem Autor sind präskriptive Normen bindende Gesetze innerhalb einer Gesellschaft. Beispiele für präskriptive Normen sind

Religion
Religion
  • Nicht Rauchen in der Schwangerschaft
  • Den Müll trennen
  • Nicht in der Nase zu bohren
  • Mit geschlossenem Mund zu essen

Präskriptive Normen sorgen dafür, dass das gesellschaftliche Leben funktioniert. Wir können bei Grün über die Straße gehen und sicher sein, dass ein auf uns zu rollendes Auto an der weißen Linie neben uns halten wird. Diese Regeln geben uns Sicherheit im Umgang mit anderen Menschen. Sie erschaffen Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl.

Einige präskriptive Normen sind von Land zu Land unterschiedlich. Ein Beispiel für unterschiedliche präskriptive Normen ist das Essen mit anderen Menschen.

Sandwich
Sandwich

In Deutschland gibt es in Restaurants die mein Teller mein Essen Politik gibt, wenn man mit Menschen essen geht. Jeder bestellt das Essen was er will und isst es dann. Folgendes Beispiel zeigt, dass diese Norm nicht immer wirklich schlau ist:  Wenn Herbert sein Essen nicht schafft und Elfriede nach ihrem Minisalat noch Hunger hat, dann räumt der Kellner beide Teller ab und wirft die Reste von Herbert weg, während Elfriede entweder noch einen Nachtisch bestellt, oder hungrig nach Hause geht.

Viel cooler ist da die präskriptive Restaurant-Norm, die wir in Thailand kennengelernt haben. Wenn hier 7 Menschen miteinander essen gehen werden 8 Gerichte bestellt. Der Kellner bringt jedem Gast Teller und Besteck und stellt die bestellten Gerichte in die Mitte des Tisches. Jeder am Tisch kann sich nun an dem bedienen was ihm schmeckt und hört dann auf zu essen wenn er satt ist. Auf diese Weise wird jeder Satt und die Chance, dass Essen in den Müll wandert, obwohl noch ein Gast am Tisch Hunger hatte, ist super gering.

Deskriptive Normen

Deskriptive Normen wirken subtiler. Wenn Du in einem Raum voller Menschen bist und die Mehrheit anfängt zu klatschen, dann ist die Chance sehr hoch, dass auch Du anfängst zu klatschen. Ein Nicht Klatschen würde in diesem Moment möglicherweise die Aufmerksamkeit auf Dich lenken und das wäre irgendwie unangenehm. Also folgst Du in diesem Moment mit hoher Wahrscheinlichkeit der deskriptiven Norm und klatschst mit. Deskriptive Normen sind etwas ganz Erstaunliches, da sie zwar subtil sind, aber unglaubliche Macht auf uns auswirken können.

König
König

Ich frage mich gerade, ob Modetrends deskriptive Normen sind. Oder was motiviert viele dazu, ihre völlig intakten Klamotten nicht mehr anzuziehen, weil man gefühlt von heute auf morgen keine Shirts mit Puffärmeln mehr trägt. Was meinst Du: Sind Modetrends deskriptive Normen?

Präskriptive vs. Deskriptive Normen

Präskriptive und deskriptive Normen gehen nicht immer Hand in Hand. Während es, wie oben kurz erwähnt, in Deutschland allgemein üblich ist den Müll zu trennen, gibt es in Berlin Häuser, in denen diese Regel nicht zu gelten scheint. So kenne ich ein Haus, das seinen Mietern keine Papiertonne zur Verfügung stellt. Das stellt die Bewohner des Hauses vor ein Problem: eigentlich wollen sie Müll trennen, können es aber nicht.

Eine weitere präskriptive Norm in vielen Teilen der Welt ist die Treue zwischen Ehepartnern. Forscher haben allerdings herausgefunden, dass auch in Sachen Treue deskriptive Regeln präskriptive Regeln überschreiben können. Studien haben herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit eines Menschen untreu zu werden steigt, wenn er Menschen kennt, die schon einmal untreu waren. Das führt uns zum nächsten Punkt:

Du bist die 5 Menschen, die Dich umgeben

Kennst Du den Spruch: „Wir sind die 5 Menschen, die uns umgeben.“? Ich habe da lange Zeit nicht dran geglaubt. Doch dann kam der Tag an dem ich feststellte, dass der Spruch auch auf mich zutrifft. Dank diesem Text habe ich endlich verstanden, warum das so ist. Der Grund sind deskriptive Normen, die mich dazu veranlassen mich so zu verhalten, wie es mir mein Umfeld vorlebt.

Wenn wir uns also verändern möchten, kann unser Umfeld uns dabei helfen, indem es uns ein gutes Vorbild ist. Wenn wir abnehmen wollen, ist es einfach wenig hilfreich mit Menschen abzuhängen, die Pizza und Burger als Grundnahrungsmittel ansehen. Die Chance, dass wir einem Burger widerstehen können, während unser Gegenüber lustvoll einen verspeist, ist sehr gering.

Auch wenn ich jetzt viel über die Normen geschrieben habe, bringe ich die beiden Normen noch immer durcheinander. Fällt Dir eine gute Eselbrücke ein, die mir hilft mir den Unterschied zwischen präskriptiv und deskriptiv zu merken?

Buchcover zum Beitrag

Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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Datum & Autor

5. Juni 2019
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