Weißt Du, was Recrutainment ist?
Obwohl mir der Begriff noch nie zuvor begegnet ist, bin ich mir absolut sicher, dass es eine Wortzusammensetzung der englischen Begriffe

- Recruitment – Rekrutierung, Personalbeschaffung
- Entertainment – Unterhaltung
ist. Begegnet ist mir der Begriff zum allerersten Mal dank des Autors
Im 8. und letzten Kapitel seines Buches gibt Ralf einen Ausblick in die Zukunft der neuen Arbeitswelt in der Steuerberatung. Während sich sein Buch schwerpunktmäßig mit den Strukturen in Kanzleien beschäftigt , konzentriert sich Ralf in seinem letzten Kapitel auf die Zukunft der Personalgewinnung für Steuerkanzleien. Er geht davon aus, dass diese in Zukunft verstärkt via
- Matching-Plattformen (funktionieren wie Dating-Apps)
- Gamification und
- Mitarbeiterempfehlungen
geschehen wird. Mitarbeiterempfehlungen und Matching-Plattformen sind mir bereits begegnet. Mindestens 3 Menschen in meinem engeren Netzwerk arbeiten aktuell in einem Job, der ihnen von anderen Mitarbeitenden empfohlen wurde. Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich auf der Suche nach einem neuen Job eine App installierte, in der ich stumpf Jobs nach links und rechts swipte, statt Bewerbungen zu schreiben. Wenn ich nach rechts swipte, bekam das Stelleninserierende eine Nachricht und konnte mein Profil sichten. Das war definitiv viel komfortabler, als eine Bewerbung zu schreiben. Einen Job brachte es mir am Ende allerdings nicht, der kam über mein Netzwerk.
Was mir neu ist, ist, dass es auch in der Personalgewinnung Gamification gibt. In genau diese Kategorie fällt das Recrutainment, dass Ralf anhand eines Praxis-Beispiels erklärt, bei dem ein Unternehmen ein Computerspiel entwickelte, um neue Mitarbeitende zu gewinnen.
Wie ein Unternehmen mit einem Computerspiel Mitarbeitende gewann
Ralf schreibt in seinem Buch
„Ein spektakuläres Beispiel ist das Computerspiel »Most Serious Game Ever« der französischen Bahngesellschaft SNCF, bei dem weniger als 1 Prozent der 5.000 Teilnehmer gewannen, aber mehr als die Hälfte der erfolgreichen »Spieler« heute für das Unternehmen arbeitet. Die SNCF wollte die Aufmerksamkeit der Elite der Ingenieurstudenten an französischen Unis auf sich ziehen. Das Unternehmen beschloss daher, diesen angehenden Ingenieuren eine – gemäß eigener Aussage – fast unmögliche Aufgabe zu stellen.“
S. 207.
Nun frage ich mich, wie genau dieses Spiel aussah, das dem Unternehmen Tausende von Bewerbungsgesprächen ersparte. Ich bin gespannt, ob das Internet uns diese Frage beantworten kann.
Dieses 10 Jahre alte englischsprachige YouTube Video gibt uns neben den folgenden Daten auch ein Gefühl dafür, wie das Spiel aussah:
- Das Spiel stammt aus dem Jahr 2014.
- SNCF hat das U-Bahn-System in Dubai und den monumentalen Bahnhof in Wuhan in China entworfen und hält den Rekord für den schnellsten Zug.
- Das Spiel hatte 10 Level. Jedes war schwerer als das vorhergehende:
- Prototypen eines Zuges entwerfen,
- Betrug mit Hilfe von Big Data bekämpfen,
- Bau eines U-Bahn-Systems,
- Weltrekord für den schnellsten Zug brechen.
- 150 Universitäten nahmen an dem Spiel teil.
- Aus den 17 Gewinnern des Spiels konnten 10 Arbeitnehmer gewonnen werden.
- Im Jahr des Spiels erhielt das Unternehmen 37.500% mehr Bewerbungen als im Vorjahr.
Gibt es andere Unternehmen, die mit Computerspielen Mitarbeitende gewonnen haben?
Das Spiel von SNCF ist über 10 Jahre alt und war extrem erfolgreich. Daher frage ich mich, ob inzwischen auch andere Unternehmen diesen Weg gegangen sind.
Dieser Zeitungsbeitrag aus dem Jahr 2017 nennt folgende Unternehmen, die Computerspiele für die Personalauswahl nutzen:
- Agentur Dentsu Aegis Network
- Lebensmittelkonzern Unilever
- Hotelkette Mariott
- Unternehmensberatung Deloitte
- Kosmetikhersteller L’Oréal
- Start-Up Knack (Spielname Wasabi Waiter).
Dieses YouTube Video zeigt das Spiel Wasabi Waiter.
Dieser Blogbeitrag fügt unserer Liste noch
- PwC und
- Siemens (Spielname Plantville)
hinzu. Dieses YouTube Video zeigt das Spiel Plantville.
Es gibt definitiv einige Unternehmen, die auf Spiele im Bewerbungsprozess setzen. Ich wette, meine Liste ist nicht vollständig. Solltest Du noch andere Unternehmen kennen, kannst Du diese gern in den Kommentaren ergänzen.
Lass uns jetzt einmal schauen, ob wir ein Spiel finden, das wir selbst spielen können.
Wie schauen die anderen Spiele aus – Beispiel Sparkasse
In diesem YouTube Video bin ich über die Information gestolpert, dass auch Sparkassen Gamification nutzen, um Personal zu gewinnen. Auf dieser Webseite kannst Du das Spiel der Sparkasse spielen.
Der Spieleentwickler hinter dem Spiel ist akeyi. Auf der Webseite des Unternehmens sind weitere Recruitmentspiele von anderen Unternehmen zu sehen. Diese Spiele sind allerdings nicht mit dem zu vergleichen, was SNCF auf die Beine gestellt hat. Der Anspruch an den Bewerber ist gering, und es ist leicht zu gewinnen.
Fazit
Dank unserer heutigen Recherche habe ich eine bessere Vorstellung vom aktuellen Stand des Recrutainment im Bereich der Gamification gewonnen. Wie in der echten Spielewelt gibt es hier riesige Qualitätsunterschiede. Das Spiel der SNCF ist ein Beispiel für ein richtig gut gemachtes Spiel, das darauf abzielt. hochqualifizierte Bewerber zu bekommen. Das Spiel der Sparkasse dagegen sucht nur nach Bewerbern, die in der Lage sind, mit Kunden zu kommunizieren.
In meinen Augen ist Recrutainment ein großartiger Ansatz, und ich bin sehr gespannt, was hier noch entstehen wird. Je mehr Hirn in die Spieleentwicklung gesteckt wird, desto fesselnder wird das Spieleerlebnis für den Spieler. Das Gewinnen des SCNF-Spiels, in das der Spieler 6 Monate seines Lebens investiert hat, erzeugt eine deutlich stärkere Bindung als das Sparkassenspiel, dessen Bewältigung schätzungsweise weniger als einen Tag dauert. Ich persönlich würde liebend gern ein Recruitingspiel sehen, das aus der Schmiede der Spieleentwickler des Computerspiels Ori stammt, das in diesem YouTube Video zu sehen ist.
Die Entwicklungen, die wir gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz erleben, haben das Potenzial, die Kosten für eine Spieleentwicklung dramatisch zu reduzieren. Ich bin sehr gespannt, ob dies dafür sorgen wird, dass auch Unternehmen mit geringem Budget in Zukunft Spiele für ihren Bewerbungsprozess entwickeln werden.
Tatsächlich sehe ich in diesen Spielen ein gigantisches Potenzial für Branchen, die gerade unter akutem Fachkräftemangel leiden.
Ein Spiel zu entwickeln ist nichts, was mal schnell nebenbei gemacht wird. Aus diesem Grund überlege ich gerade, ob es für Unternehmen, die keine Zeit und kein Budget haben, sinnvoll wäre, sich die aktuelle Computerspielwelt anzuschauen und gezielt nach Games zu suchen, für die die Spieler genau die Fähigkeiten brauchen, die sich die Unternehmen von ihren Bewerben wünschen. Sollten sie ein solches Spiel finden, könnten die Unternehmen eine Kooperation mit dem Spieleentwickler eingehen und so gezielt Spieler als Bewerber ansprechen.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Würdest Du Dich über einen verspielten Bewerbungsprozess freuen? Kannst Du Dir vorstellen, dass Dein aktuelles Unternehmen diesen Ansatz gut für sich nutzen könnte.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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