Weißt Du was Selbst-Mitgefühl ist?
Wann hattest Du das letzte Mal Mitgefühl? In welcher Situation hast Du es empfunden? Für wen hast Du es empfunden? Ich gehöre zu den Menschen, denen es echt schwer fällt, in Situationen Mitgefühl zu empfinden, in denen andere normalerweise Mitgefühl haben. Ich denke hier z. B. an Bilder von geschundenen Tieren, von leidenden Obdachlosen und hungernden Kinder. Diese Geschichten sind weit von mir entfernt, und ich weiss, dass es Institutionen und Strukturen gibt, die sich um diese Probleme kümmern
Wenn ich Mitgefühl empfinde dann meist mit Menschen, mit denen ich direkt im Alltag zu tun habe. Ich fühle mit, wenn sie mir davon berichten, dass sie innerhalb ihrer Firma nicht weiterkommen, weil ihr Chef Micromanagement betreibt, oder die Firma alle fünf Minuten einen neuen Plan aus dem Hut zaubert und nie wirklich etwas zu Ende bringt.
Doch das größte Mitgefühl empfinde ich gegenüber Menschen, die kein Mitgefühl für sich selbst haben. Menschen, die das Talent haben, alles, was sie tun, klein zu reden und an allem zu zweifeln, was sie tun. Diese Menschen sind oft großartig, und ihr ganzes Umfeld weiß, dass sie großartig sind. Die einzigen Menschen, die das nicht wissen, sind sie selbst. Und das macht mich unglaublich traurig. Die Sache ist aber die: Diese Menschen gelten als normal und daher gibt es keine Hilfsorganisation, die sich darum kümmert, dass diesen Menschen geholfen wird. Vielleicht ist das der Grund, warum ich das Bedürfnis habe, dieser Gruppe meine Aufmerksamkeit und mein Mitgefühl zu schenken. Lange Zeit habe ich mich gefragt, wie diese Menschen erkennen können, wie großartig sie sind. Und zu meiner großen Freude bin ich in
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endlich einem Konzept begegnet, das eine Antwort auf meine Frage geben kann. Dieses Konzept, das wir uns heute gemeinsam anschauen werden, stammt von Kristin Neff (in meiner Ausgabe des Buches ist hier ein Fehler im Nachnamen von Kristin: Unser Autor schreibt Kristin Ness) und heißt Self-Compassion.
Was ist Self-Compassion?
Unser Autor übersetzt Self-Compassion mit Selbst-Mitgefühl. Was sich hinter diesem Begriff verbirgt, berichtet Kristin Neff in ihrem großartigen TED-Talk.
In ihrem TED-Talk spricht Kirstin über einen Tiefpunkt in ihrem Leben. Im Jahr 1997 wurde Kirstin geschieden und war voller Selbstzweifel, weil das großartige Leben, das sie sich aufbauen wollte, in Scherben vor ihr lag. Um herauszufinden, wie ihr Leben weiter gehen könnte, beschloss sie zu meditieren und schloss sich einer Buddhistische Meditationsgruppe an. Zu meinem großen Erstaunen hörte sie hier zum ersten Mal, dass es okay ist, lieb zu sich selbst zu sein. Diese Erkenntnis veränderte Kristins Leben und brachte sie dazu, das Konzept des Selbst-Mitgefühls zu entwickelt, das auf folgenden 3 Elementen beruht:
- Self Kindness – Uns selbst mit Güte behandeln, so wie wir einen guten Freund behandeln.
- Common Humanity – Die gemeinsame Menschlichkeit zu erkennen, in der wir alle unperfekt sind.
- Mindfulness – Achtsam gegenüber uns selbst zu sein und wahrzunehmen, wenn wir Schmerzen fühlen.
Beim Selbst-Mitgefühl geht es darum, unser bester Freund, statt unser härtester Kritiker zu sein. Viele Menschen haben gelernt, dass der eigene Kritiker ein großartiger Motivator ist. Denn er sagt uns ständig, dass wir besser sein können, dass er mehr von uns erwartet und treibt uns so zu Höchstleistungen an. Doch laut Kirstin verursacht diese Art der Motivation nicht selten Stress, der manchmal so sehr überhand nimmt, dass Geist und Körper sich nur mit einer Depression gegen diesen wehren können.
Beim Selbst-Mitgefühl sprechen wir als Freund mit uns selbst. Wir kritisieren uns nicht, sondern geben uns das Gefühl, sicher und geborgen zu sein. Wenn wir scheitern, akzeptieren wir unser Scheitern, denn wir wissen, dass wir nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, die scheitern, sondern dass Scheitern normal ist und dass wir aus unserem Scheitern lernen können. Laut Kirstin ist ein Mensch, der sich getröstet und sicher fühlt, im optimalen geistigen Zustand, um sein Bestes zu geben.
Was ist der Unterschied zwischen Self-Compassion und Selbstbewusstsein?
Das Self-Compassion-Konzept hat gegenüber dem aktuell verbreiteten Selbstbewusstseins-Konzept den Vorteil, dass es nicht verlangt, überdurchschnittlich gut zu sein. Der Haken an dem (vor allem in den USA) weit verbreiteten Konzept des Selbstbewusstseins ist, dass es sich aus folgenden Gründen negativ auf einen selbst und das eigene Umfeld auswirkt:
- Das Konzept treibt ständig an und führt dadurch in vielen Fällen irgendwann zur Erschöpfung.
- Wenn wir uns für überdurchschnittlich halten, machen wir die Menschen in unserer Umgebung klein und geben ihnen das Gefühl, dass sie uns nicht das Wasser reichen können.
Fazit
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mir ist heute einiges klar geworden. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, in denen mein innerer Kritiker mein Leben dominierte. Dieser hielt mir immer vor, dass ich nicht so kreativ wie mein Vater war, nicht so erfolgreich wie meine Mutter, nicht so schlau wie ihr Mann und nicht so sozial kompetent wie mein Freund. Damals ging es mir nicht gut. Irgendwann ist es mir gelungen, meinen inneren Kritiker (weitestgehend) auszuschalten. Heute weiß ich, dass ich nicht so kreativ, nicht so erfolgreich, nicht so schlau und nicht so sozial kompetent wie die Vier bin. Doch dafür bin ich definitiv verrückter als alle Vier zusammen und gemeinsam sind wir ein unschlagbares Team. Und nun bin ich neugierig. Wie sind Deine Erfahrungen in diesem Bereich? Bist Du Dein bester Freund oder Dein härtester Kritiker? Wie ist es mit den Menschen in Deiner Umgebung? Wem geht es besser? Den Freundlichen oder den Kritikern?
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