Weißt Du, was Sepulkralkultur ist?
CONTENTWARNUNG: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema Tod.
Mir ist der Begriff noch nie zuvor begegnet. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass der Autor
den Begriff nicht nur erwähnt, sondern im gleichen Atemzug auch erläutert:
„Das Museum für Sepulkralkultur16 in Kassel widmet sich den Themen Sterben, Tod und Gedenken.“
S. 29.
Dank dieses Satzes wissen wir, dass Sepulkralkultur etwas mit dem Thema Tod zu tun hat. Dennoch habe ich keine klare Vorstellung davon, worum es genau geht. Lass uns doch einmal schauen, ob unser Lexikon mehr Informationen zu diesem Begriff für uns bereithält.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon verrät uns die Herkunft unseres heutigen Begriffes.
sepulkral <Adj.> [lat. sepulcralis = zum Grabe gehörig] (veraltet): das Grab[mal] ob. Begräbnis betreffend.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2108.
Wenn sepulkral das Begräbnis betrifft, ist eine Sepulkralkultur wahrscheinlich eine Begräbniskultur, oder? Ich bin gespannt, ob das Internet diese Vermutung bestätigt. Lass uns mit unserer Internetrecherche auf der Webseite des Museums beginnen, von dem unser Autor spricht.
Was das Internet sagt
Pustekuchen. Auf der Webseite des Museums habe ich allen Ernstes keine Definition des Begriffes gefunden. Doch meine Enttäuschung verflog schnell, als ich die Digitale Ausstellungen auf der Webseite entdeckte. Besonders gut gefallen hat mir hier die „3D-Ausstellung: Dauerpräsentation“, die hinter kleinen bunten Punkten Videos zu den jeweiligen Exponaten bereithält. Zwei dieser Videos habe ich mir angeschaut und bin mir nun sehr sicher, dass es bei der Sepulkralkultur um das Thema Begräbniskultur geht.
Wie wenig ich über das Thema weiß, zeigte mir bereits das erste Video, in welchem erklärt wurde, dass der Friedhof eine relativ neue Erfindung ist. Vor dem Begräbnis auf dem Friedhof wurden Menschen auf dem Kirchhof, also in oder neben der Kirche bestattet.
Die einzige Definition des Begriffes Sepulkralkultur ist mir auf Wikipedia begegnet. Hier steht, dass der Begriff nicht nur die Begräbnis-. sondern auch die Trauerkultur umfasst:
„Sepulkralkultur (lat. sepulcrum, „Grab[lege]“) umfasst die Kultur des Todes, des Sterbens, des Bestattens sowie des Trauerns und kann im weitesten Sinne auch als Trauer- und Begräbniskultur sowie als Gesamtheit aller Riten im Bereich eines Grabes verstanden werden.“
Fazit
Schon vor der heutigen Recherche war mir bewusst, dass sich die Art und Weise menschlicher Bestattungen weltweit und historisch unterscheidet. Nach meiner Recherche freue ich mich darauf an einem verregneten Tag einmal tiefer in das digitale Angebot des Museums einzutauchen, da ich nach der kurzen Recherche nun viele neue Fragen in mir trage, die zum Beispiel lauten:
- Wie wurden Menschen bestattet bevor es Kirchen gab?
- Was war zu Zeiten der Pharaonen? Wie wurden normale Menschen damals bestattet? Sicherlich hat nicht jeder eine Pyramide bekommen.
- Warum liegen auf jüdischen Grabsteinen oft kleine Steine?
Trotz all dieser Fragen bin ich kein großer Fan von Bestattungen. Die geballte Emotion, die dort unterwegs ist, überfordert mich. Zudem möchte ich einen Menschen so in Erinnerung behalten, wie er lebte. Ein toter Körper in einer Kiste hat für mich wenig mit dem Menschen zu tun, den ich kannte.
Auf der anderen Seite bin ich unglaublich gern auf Friedhöfen. Zum einen genieße ich als Stadtkind hier die Ruhe und die Natur. Zum anderen bewundere ich den Wandel der Zeiten, der auf Friedhöfen im wahrsten Sinne in Stein gemeißelt ist. Erst an diesem Wochenende war ich auf einem Berliner Friedhof. Während die ältesten Gräber dort nicht nur Grabsteine, sondern ganze Gebäude umfassten, teilten sich viele neue Gräber eine gemeinsame Glasplatte auf der die ca. 25 Namen derer standen, die in Urnen unter dieser Platte beerdigt wurden.
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Begräbniskultur entwickeln wird. In den letzten Jahren musste ich zwei Mal den Bestattungsprozess für Menschen managen. Beim ersten Mal verstarb jemand aus meinem engeren Umfeld unerwartet. Während die Familie trauernd im Wohnzimmer saß, verlangte der Bestatter ihnen Entscheidungen ab, für die die Trauer ihnen keinen Raum ließ. Daher tat ich mein Bestes, um den Anwesenden die Entscheidungsfindung zu erleichtern.
Die zweite Bestattung war absehbar. Mein Vater erkrankte an Demenz. Soweit ich mich erinnere, prognostizierte der Arzt 2011, dass mein Vater maximal noch 7 Jahre zu leben hätte. Am Ende bewahrheitete sich diese Prognose nicht. Mein Vater überlebte sogar den Arzt und verstarb 2020. So hatte ich 9 Jahre, in denen ich mich von meinem Vater verabschieden konnte. Ich nutzte diese Zeit auch, um das Begräbnis, an dem ich nicht teilnehmen wollte, zu organisieren. Im Nachhinein war dies eine gute Entscheidung. Als ich die Nachricht seines Todes erhielt brauchte ich nur einen Freund anrufen, der die Aufgabe übernahm, alle zu informieren, die zur Beerdigung wollten. Danach konnte ich mich zurückziehen und meiner eigenen Trauer Raum geben.
Nach meinen Erlebnissen wünsche ich mir eine andere Begräbniskultur in Deutschland. Zum Glück scheint sich diese gerade zu wandeln. Da ich Beerdigungen nicht mag, träume ich davon, meiner entgehen zu können. Am liebsten wäre es mir, wenn meine Asche in eine Silvester-Rakete gefüllt wird und diese dann am Himmel explodiert. Auf der anderen Seite ist mir bewusst, dass es bei der Sepulkralkultur vor allem um die Trauernden und nicht so sehr um die Toten geht. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Daher ist es mir tatsächlich egal, was mit meinen Überresten passiert.
An dieser Stelle bin ich neugierig. Wie stehst Du zum Thema Sepulkralkultur?
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Hi! Das Thema ist (für mich) total wichtig, eben weil eine entspannte Beschäftigung damit im Ernstfall sehr viel Druck herausnehmen kann. Es gibt einige tolle Bücher zum Thema, die ich absolut empfehlen kann.
Das witzigste Bilderbuch dazu ist „Die besten Beerdigungen der Welt“, das man wirklich einfach so mit ab 4jährigen anschauen kann. Ein tolles Buch, um Kinder (oder auch einen selbst) darauf vorzubereiten, dass ein liebes Familienmitglied aus Altersgründen stirbt, ist das Buch „Leb wohl, lieber Dachs“. Das gibt es auch als Youtube-Filmchen.
Wirklich gut für alle möglichen Fragen rund um das Thema Trauerarbeit, Umgang mit Kindern in dieser Phase ist von Ralph Caspers (der von „Wissen macht Ah!“) das Buch „Wenn Papa tot ist, muss er dann sterben?“
Und ein tolles verständliches Buch an sich zum Thema Tod, Todesarten, Sterbevorgang, das ich sehr mag: Der Tod, das letzte Geheimnis des Lebens (R. Béliveau)
Menschen und Kinder sind neugierig. Und diese Wissenslust darf sich auch mit dem Thema sterben und Tod beschäftigen. Denn eins ist klar: Wir alle werden damit in Kontakt kommen und eine gute Vorbereitung ist das beste Geschenk, das wir unseren Kindern hierbei machen können.
Danke für Deinen wichtigen Beitrag hier!