Weißt Du, was telemetrisch bedeutet?

Obwohl ich weiß, dass der Begriff Telepathie die Gedankenübertragung bzw. das Gedankenlesen meint und uns das Telefon miteinander sprechen lässt, auch wenn wir unzählige Kilometer voneinander entfernt sind, weiß ich nicht, was der Begriff telemetrisch bedeutet, der ebenfalls mit der Silbe „tele“ beginnt. Dank des Autors

Hat Telemetrie etwas mit einem Telefon zu tun?

Martin Wikelski: The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können,

habe ich gelernt, dass telemetrische Daten genutzt werden können, um die Flugbahn von Vögeln zu verfolgen, die man nicht sehen kann. Martin ist ein Vogelforscher, der 1965 geboren wurde. Als er mit seinen Forschungen begann war das heute selbstverständliche GPS, das es kinderleicht macht, Dinge bzw. Tiere über den ganzen Globus zu verfolgen, noch nicht für die zivile Bevölkerung zugänglich. Forscher, die vor dem Jahr 2000 mehr über die Flugbahnen von Vögeln wissen wollten, mussten in Sachen Verfolgungstechnik kreativ werden.

Gemeinsam mit dem amerikanischen Radioastronom Bill Cochran, dem es zu Zeiten des Kalten Krieges gelungen war, mit Hilfe des russischen Satelliten Sputnik Daten über Tiere zu sammeln, grübelte Martin, wie man eine 10 Gramm schwere Drossel verfolgen könnte, die den Golf von Mexiko überquerte. Bei mindestens einer ihrer Ideen spielte die Telemetrie eine Rolle:

„Bill und ich hatten ursprünglich mehrere Pläne entwickelt, um zum Beispiel automatisierte telemetrische Empfänger an Bord von Flugzeugen der FedEx-Flotte zu installieren, sodass jedes ihrer Flugzeuge im Luftraum des amerikanischen Doppelkontinents Daten von Zugvögeln für uns sammeln konnte.“

S. 43.

Lass uns nun einmal mit Hilfe des Lexikons schauen, was genau telemetrisch bedeutet, damit wir eine bessere Vorstellung davon bekommen, was genau die beiden Forscher damals vorhatten.

Ein Männchen möchte ein Buch mit einem Kamm durchkämmen. Das Buch schaut etwas besorgt aus.
Na, dann mal her mit den Infos.

Was das Lexikon sagt

Den Begriff telemetrisch kennt unser Lexikon nicht, dafür aber die Telemetrie.

Telemetrie die (Fernmessung, Messwertübertragung), die Übertragung von Messwerten über größere räuml. Entfernungen, wobei die Messgröße in einer proportionalen elektr. Größe (Stromstärke, Spannung, Frequenz) umgeformt wird. Die Informationsübertragung geschieht meist drahtlos über einen Sender und ein Empfangsteil. Telemetr. Verfahren werden angewendet, wenn die Messstelle schwer zugänglich ist und/oder die Messdaten zentral ausgewertet werden sollen. Beispiele sind die telemetr. EKG-Überwachung in der Kardiologie, die Datenfernübertragung zw. Satelliten und Bodenstation sowie zw. Rennwagen und Boxen.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 14, S. 446.

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, dass die Telemetrie die Fernmessung ist. Dank der Beschreibung unseres Lexikons wissen wir nun auch, dass Bill und Martin für ihr FedEx-Vorhaben nicht nur Empfänger in den Flugzeugen, sondern auch Sender an den Vögeln brauchten. Trotz der ausführlichen Beschreibung unseres Lexikons kann ich mir noch immer kein genaues Bild davon machen, wie genau die Daten aussehen, die mittels Telemetrie übertragen werden. Daher werden wir hierzu gleich noch das Internet konsultieren. Doch zuvor fragen wir unser Lexikon noch schnell, was genau dieses Tele bedeutet, das die Telepathie, das Telefon und die Telemetrie gemeinsam haben.

te|le-, Te|le [griech. tele (Adv.) = fern, weit, unklare Bildung zu: télos = Ende; Ziel, Zweck] 1. <Best. in Zus. mit der Bed.>: fern, weit, in der /die Ferne (z.B. Teleobjektiv, telekinetisch). 2. Steht in Bildung mit Substantiven für Fernsehen: Teleshow.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2297.

Dieses Tele bedeutet also gewissermaßen ferne Ziele nah bringen. So bringt die Telepathie ferne Gedanken nah, das Telefon ferne Stimmen und das Teleobjektiv holt mittels Zoom ferne Dinge in die Nähe.

Da wir das nun auch geklärt haben, ist es an der Zeit, unser Internet um eine Visualisierung der Telemetrie zu bitten.

Was das Internet sagt

Zu meiner großen Freude erfüllt uns das Internet unsere Bitte.

In diesem YouTube Video ist zu sehen, wie junge Kaiseradler aus ihren Nestern geholt und mit einem 20 Gramm schweren Sender versehen werden. 20 Gramm wären für die 10 Gramm schwere Drossel, die Bill und Martin mittels Flugzeugen verfolgen wollten, wahrscheinlich ein Todesurteil gewesen,. Dem Kaiseradler, der als erwachsener Vogel 3,1 Kilo auf die Waage bringt, dürften 20 Gramm nicht so viel ausmachen.

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Dank des technischen Fortschrittes in den letzten Jahrzehnten greifen die Kaiseradlerforscher in Sachen Empfänger auf GPS zurück und nutzen für die Energieversorgung des Senders Sonnenenergie. Dank des Senders können die Forscher am Computer die Flugrouten der Tiere verfolgen. Diese Computerdarstellung ist der Routendarstellung auf Google Maps nicht unähnlich, nur dass diese nicht 2D, sondern 3D ist und somit auch die Flughöhe der Vögel darstellt.

Was für eine Art Sender bei Drosseln zum Einsatz kommen, könnte dieses YouTube Video zeigen, bei dem ein 1,3 Gramm schwerer Sender auf einem Brachvogelküken angebracht wird. Ein großer Brachvogel hat ein Gewicht von ca. 730 Gramm und dürfte den 1,3 Gramm schweren Sender daher kaum merken.

Fazit

Dank unseres Lexikons und des Internets haben wir nun eine genauere Vorstellung davon, wie genau telemetrische Daten aussehen, die es Forschern erlauben, den Flug von Tieren über große Wasserflächen wie den Golf von Mexiko zu verfolgen.

Zu meiner großen Freude enthält Martins Buch nur sehr wenige Begriffe, die ich nicht kenne. Das Buch mit seinen wunderschönen Illustration liest sich geschmeidig wie ein Abenteuerroman und vermittelt ganz nebenbei spannendes Wissen über Tiere. So weiß ich nun zum Beispiel, dass ein winziger Pieperwaldsänger mitten auf dem Meer landen kann und sich mit ausgebreiteten Flügeln eine kleine Verschnaufpause auf seinem Weg ans andere Ufer gönnen kann.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Welche Bücher kennst Du, die viel Wissen vermitteln und dennoch leicht und fluffig geschrieben sind?

27. Mai 2024
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Buchcover Martin Wikelski: The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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Buchcover Martin Wikelski: The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können

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27. Mai 2024
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  1. Holger Fischer 27. Mai 2024 at 11:03 - Reply

    „Tēlé“ ist altgriechisch und bedeutet „Ferne / Weite.“ In der griechischen Mythologie tauchen mehrere Gestalten mit dem Namen Tele-…auf, beispielsweise Telemachos. Mit Telemachos ist „Kämpfer in der Ferne“ gemeint ->

    https://www.mythologie-antike.com/t701-telemachos-mythologie-sohn-des-odysseus

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