Weißt Du, was verschwurbelt bedeutet?

Wenn ich verschwurbelt höre, habe ich das Gefühl, dass jemand die Worte „verwirrt“ und „rubbeln“ zu einem neuen Wort verwirbelt hat. Ob dieses Gefühl etwas mit der wahren Bedeutung des Begriffes zu tun hat, werden wir dank

Kolja Reichert: Kann ich das auch? 50 Fragen an die Kunst

herausfinden. In diesem Buch bin ich über folgenden Satz gestolpert:

„Nicht die verschwurbelten Texte, die zur Erläuterung ausliegen, nicht die in ihre Tastaturen versenkten Mitarbeiterinnen, nicht die sich unsichtbar stellende Aufsicht, deren Räuspern von Zeit zu Zeit die schwer auf dem Raum drückende Stille durchbricht?“

S. 9.

Dank dieses Satzes weiß ich nun, dass ein Text im Museum verschwurbelt sein kann. Er ist Teil des ersten Absatzes des Buches. Hier fragt unser Autor seine Leser, ob sie auch schon einmal ratlos vor einem Kunstwerk standen und sich ohne einen Begleittext, einen Mitarbeiter oder einen Aufseher zu konsultieren, fragten, warum sich ausgerechnet dieser Gegenstand in einer Kunstausstellung befindet, obwohl er große Ähnlichkeit mit einem Produkt aus dem Supermarkt hat. Bei mir trifft unser Autor mit dieser Frage voll ins Schwarze. Denn ich stelle mir diese Frage immer wieder wenn ich das Bild von Andy Warhol sehe, auf dem eine Dose Tomatensuppe zu sehen ist. Ich mag dieses Bild, dennoch habe ich keine Ahnung, warum es sich dabei um Kunst handeln soll.

Doch zum Glück muss ich diese Frage heute nicht beantworten, sondern möchte heute lediglich herausfinden, was verschwurbelt bedeutet. Lass uns doch einmal schauen, ob unser Lexikon die gesuchten Information bereithält.

Was das Lexikon sagt

Zu meiner großen Überraschung hält unser Lexikon heute keinen passenden Beitrag für uns bereit. Auch bei der Suche nach dem Begriff schwurbeln bin ich nicht fündig geworden. Es ist also an der Zeit, das allwissende Internet um Rat zu fragen.

Was das Internet sagt

Wie so oft hilft uns auch heute die Duden Webseite weiter. Hier erfahren wir nicht nur, dass verschwurbelt ein umgangssprachliches Adjektiv mit unbekannter Herkunft ist, sondern auch, dass es mit

• verworren
• kompliziert

gleich zwei Bedeutungen hat.

Unser Autor möchte uns also sagen, dass es in Kunstausstellungen verworrene und komplizierte Texte gibt, die Kunstwerke erläutern. An dieser Stelle möchte ich die Kunstausstellungen in Schutz nehmen. Auch wenn ich selten Museen oder Kunstausstellungen besuche, habe ich das Gefühl, dass die Texte, die hier zu finden sind, mit den Jahren immer besser und verständlicher geworden sind. Früher hatte ich beim Lesen dieser Texte oft das Gefühl, nur Bahnhof zu verstehen, weil sie sich an ein erlesenes Fachpublikum richteten. Seitdem es in Museen Audioguides gibt – die ja auch Texte sind, nur dass ein anderer sie für Dich liest –, begegnen mir Texte, die sehr weit ausholen und viele Informationen enthalten, die mir helfen, die Frage zu beantworten, warum es sich bei dem besprochenen Werk um Kunst handelt.

Fazit

An dieser Stelle freue ich mich, nun endlich zu wissen, was es mit dem Begriff verschwurbelt auf sich hat. Und ich freue mich riesig, dass es Verlage wie Klett Cotta gibt, die umgangssprachliche Begriffe in einem Buch über Kunst zulassen. Denn auch wenn ich nicht wusste, was verschwurbelt bedeutet, lag ich mit meinem Gefühl von „verwirrt“ und „rubbeln“ nicht völlig daneben. Dass unser Autor umgangssprachliche Begriffe in seinem Buch verwendet, gibt mir das Gefühl, dass er es mit seinem Buch wirklich ernst meint und alles daransetzt, dass auch Kunstbanausen wie ich begreifen, was ein Objekt zu einem Kunstwerk macht.

An dieser Stelle bin ich neugierig. Welche Emotionen hast Du, wenn Dir in Büchern umgangssprachliche Begriffe begegnen?