Weißt Du wer Uncle Sam und Jim Crow sind?

Juhu, der will mich.

Hast Du schon einmal das Plakat mit dem älteren weißen Mann und der Aufschrift „Uncle Sam wants you“ gesehen? Mir ist dieses Plakat schon oft begegnet. Spannenderweise habe ich mich noch nie gefragt, wer dieser Uncle Sam eigentlich ist. Bis jetzt habe ich mich mit dem Glauben zufriedengegeben, dass der Mann auf dem Plakat den Betrachter dazu auffordert, in das amerikanische Militär einzutreten.

Doch dann bin ich in dem Buch von

Yuval Noah Harari: Sapiens. DIE FALLE, S. 200.

über folgende Song-Strophe gestolpert:

„If you ask me, I think democracy is fine
I mean democracy without the color line
Uncle Sam says, „We’ll live the American Way“
Let’s get together and kill Jim Crow today.“

Da mir der Name Jim Crown in diesen Zeilen zum ersten Mal begegnete, fiel mir auf, dass ich weder weiß, wer Jim Crown noch wer Uncle Sam ist. Damit ist es nun höchste Zeit, diese schon ewig währende Wissenslücke zu schließen.

Woher stammt die Song-Strophe?

Wow, den Song habe ich noch nie gehört.

Die oben zitierte Strophe ist die letzte Strophe aus dem 1941 veröffentlichten Song „Uncle Sam Says“ von Joshua White. Diesen Song habe ich heute zum ersten Mal gehört. Der Songtext hat insgesamt 4 Strophen von denen 3 Strophen die Unterschiede schildern, die es in den USA zwischen schwarzen und weißen Staatsbürgern gibt:

  1. Ein Schwarzer darf kein Flugzeug fliegen.
  2. Ein Schwarzer darf zwar in der Navy dienen. Allerdings hat er dort die Schürze um und darf nicht an die Waffen.
  3. In der Armee gibt es ein Lager für weiße und für schwarze Soldaten. Erst im Kampf und in der Gefahr, also beim Sterben für das eigene Land, spielt die Hautfarbe keine Rolle mehr.

Nachdem Joshua White diese ungerechten Unterschiede benannt hatte, forderte er in der oben zitierten letzten Strophe des Songs eine Demokratie, die keine farbige Linie („color line“) zieht und ruft dazu auf,  jetzt Jim Crow zu töten („kill Jim Crow today“).auf. Um zu verstehen, warum Jim laut Joshua sterben muss, ist es jetzt an der Zeit, endlich der Frage nachzugehen, wer oder was sich hinter Uncle Sam und Jim Crow verbirgt.

Wer ist Uncle Sam?

Uncle Sam ist eine erfundene Figur, die die USA repräsentiert. Wann und wie diese Figur entstanden ist, ist ungeklärt.

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Dieses YouTube Video nennt eine der möglichen Entstehungsgeschichten des Namens, deren Hauptakteure ein Fleischlieferant und das amerikanische Militär sind: Im Unabhängigkeitskrieg 1812 trugen die Fleischlieferungen des Fleischlieferant Samuel Wilson an die Truppen die Initialen der United States (U.S.). Irgendjemand, der wusste, wie der Fleischlieferant hieß, kam nun auf die Idee, die Abkürzung U.S. aufs Korn zu nehmen. Das S stand nun für Sam (die Kurzform von Samuel) und das U wurde zum Uncle. Dass die Figur ein Gesicht hat, verdanken wir dem Karikaturisten Thomas Nast, der die Figur später zeichnete und in ihr Aussehen Züge des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln (1861-1865) einfließen ließ. James Montgomery Flagg schnappte sich die von Thomas Nast gezeichnete Figur, entwickelte sie weiter und erschuf den Uncle Sam, den wir auf  den Uncle-Sam-Plakaten wiederfinden.

Das berühmte I-Want-You-Plakat mit seinem Gesicht kam zuerst 1917, also während des Ersten Weltkriegs, in der U.S. Army zum Einsatz, um Soldaten zu rekrutieren.

1961 beschloss der amerikanische Senat, Uncle Sam offiziell „anzuerkennen“. Uncle Sam war und ist meiner Einschätzung nach bis heute die Figur, die der Anfang des 20. Jahrhunderts noch sehr jungen Nation, die bis heute unter ihrem Mangel an historischen Wurzeln leidet, ein Gesicht gab, mit dem sich die Bevölkerung identifizieren konnte.

Wer ist Jim Crow?

Ey, ich seh kein Stück wie eine Krähe aus.

Mit der ebenfalls erfundenen Figur Jim Crow tauchen wir in die dunklen Teile der amerikanischen Geschichte ein. Crow ist nicht nur der Nachname der Figur, sondern auch das englische Wort für Krähe, bekanntlich ein schwarzer Vogel. Die Figur Jim Crow ist die Karikatur eines faulen und dummen farbigen Menschen. Die Figur trugt massiv dazu bei, die „Coloured Line“, also die Rassendiskriminierung, in der amerikanischen Demokratie aufrecht zu erhalten. Mit diesem Wissen verstehe ich nun, warum Joschua White zur Tötung von Jim Crow aufruft.

Bei der Bildersuche im Internet sind mir unter dem Namen Jim Crown drei Bilder besonders ins Auge gefallen:

  1.  Eine Karikatur, die vom Stil her an Uncle Sam erinnert.
  2. Weiße Menschen, die sich das Gesicht schwarz und die Lippen weiß gemalt haben, um Jim Crow darzustellen. (Ich glaube, ich verstehe jetzt zum ersten Mal wirklich, warum Blackfacing so ein riesiges Thema ist.)
  3. Eine schwarze Krähe von Disney namens Jim Crow.

Das dritte Bild finde ich besonders spannend, weil ich auf „Disney Plus“ vor wenigen Tagen den Zeichentrick-Film „Drei Caballeros“ gesehen habe. Der Film beginnt mit einem Hinweis, dass einige Ansichten und Darstellungen in dem Film rassistisch sind. Leider überlässt es Disney dem Zuschauer herauszufinden, welche genau das sind. Ohne den heutigen Beitrag wäre ich wohl nie darauf gekommen, dass die freundliche Krähe, die Donald Duck in diesem Film durch Sudamerika führt, zu den rassistischen Elementen im Alltag der USA gehört.

Fazit

Ich hab ordentlich was zu verarbeiten.

Ist es nicht erstaunlich, wieviel Wissen in einem Song steckt, der aus lediglich 149 Worten besteht? Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe heute eine Menge gelernt. Das Wissen, dass eine harmlos aussehende Disney-Krähe ein rassistischer Stereotyp ist, wird wohl noch eine Weile in mir rumoren. Was es wohl noch alles an Darstellungsformen gibt, die auf mich harmlos wirken und tatsächlich einen rassistischen Hintergrund haben?

Ich freue mich Anbetracht des heute Gelernten sehr, dass ich in einer Zeit und einem Umfeld aufgewachsen bin, in dem Figuren wie Jim Crown nicht existieren.

31. Januar 2022
Werbehinweis, der besagt, dass das Buch zu diesem Beitrag von einem Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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