Weißt Du, woher der Begriff Schmarotzer kommt?
Heute geht es um einen Begriff, der mir so vertraut ist, dass ich noch nie über ihn nachgedacht habe. Ich weiß, dass ein Schmarotzer ein Lebewesen ist, das auf Kosten anderer lebt und sich dabei nur um sein Wohlbefinden kümmert. Die Autorin

nennt in ihrem Buch ein Beispiel für ein scharmotzendes Insekt:
„So ungefährlich eine Wespenbiene für uns ist, als Schmarotzer stellt sie für die Larven anderer Wildbienen schon eine Gefahr dar. Sie legt ihre Brut bevorzugt in die Nester von Sandbienen. Dort frisst ihre geschlüpfte Larve die ursprüngliche Sandbiene Larve auf, übernimmt ihre Nahrungsvorräte, um sich damit bis zur Imago zu entwickeln.“
S. 75.
Dank Ulrike weiß ich, dass eine Wespenbiene eine Biene ist, die sich als Wespe tarnt, und ich habe gelernt, dass der Begriff Imago ein erwachsenes Insekt beschreibt.
Microsoft Word markiert den Begriff Schmarotzer und weist darauf hin, dass ich diesen durch neutralere Sprache ersetzen soll. Wie so oft verrät mir das Programm aber nicht, welche neutrale Sprache diesen Begriff ersetzen kann. Das Internet schlägt als alternative Begriffe unter anderem Nutznießer und Parasit vor. Beide Begriffe werden von Microsoft Word nicht angemahnt und sind damit wahrscheinlich ein guter Ersatz.
Ich für meinen Teil bin jetzt sehr gespannt, ob uns das Lexikon neben der Herkunft des Begriffes auch verraten kann, warum meine Schreibsoftware von dessen Verwendung abrät.
Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt den Begriff und seine Herkunft.
Schmarotzer, Biologie: ↑Parasiten.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 13, S. 106.
Schmalrot|zer, der; -s, – [spätmhd. smorotzer = Bettler]: 1. (abwertend) jmd., der schmarotzt (1). 2. (Biol.) tierischer od. pflanzlicher Organismus, der schmarotzt (2); Parasit (1): viele Pilze sind S.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2025.
schmalrot|zen (sw. V.; hat) (älter: schmorotzen, spätmhd. smorotzen = betteln, H. u.]: 1. (abwertend) faul auf Kosten anderer leben: er schmarotzt immer noch bei seinen Verwandten. 2. (Biol.) (von Tieren u. Pflanzen) als Parasit (1) auf od. in einem Lebewesen, einer Pflanze leben: der Bandwurm schmarotzt im Darm des Menschen; eine schmarotzende Orchidee.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2025.
Der Begriff Schmarotzer leitet sich also vom spätmittelhochdeutschen Begriff für Bettler ab. Was unser Lexikon uns nicht verrät, ist, warum der Begriff problematisch ist. Ich bin gespannt, ob das Internet diese Frage beantworten kann.
Was das Internet sagt
Die Duden Webseite fasst das Problem des Begriffes in leicht verständliche Worte:

„Auch aufgrund seiner stark diskriminierenden Verwendung im Nationalsozialismus sollte das Wort Schmarotzer in politisch-gesellschaftlichem Kontext nicht unüberlegt gebraucht werden.“
Okay, in Bezug auf Insekten wie in Ulrikes Fall ist der Begriff okay, in Bezug auf Menschen kann er aufgrund seiner historischen Nutzung problematisch sein.
Fazit
Wir wissen dank unseres Lexikons nun, woher der Begriff kommt und haben gleichzeitig gelernt, dass er in die sprachliche Mottenkiste gehört. Ein schmarotzendes Insekt ist ein Parasit. Das gilt auch für Pflanzen. Und ich bin sehr gespannt, ob ich das nächste Mal, wenn ich eine Orchidee sehe, an mich halten kann, sie nicht als hübschen Parasiten zu bezeichnen.
An Tagen wie heute bin ich erstaunt, wieviele Begriffe aus meiner Vergangenheit problematisch sind. In meiner Schulzeit waren Beleidigungen wie „Spast“ oder Opfer an der Tagesordnung. Heute tut mir mein Verhalten von damals sehr leid, und mir gehen diese Worte nicht mehr über die Lippen, wenn ich wütend bin, da ich gelernt habe, dass
- der Begriff „Spast“ Menschen beleidigt, die an Spasmen leiden und
- der Begriff Opfer als Beleidigung problematisch ist, weil er Gewalttaten verharmlost.
Obwohl ich an mir arbeite, gibt es noch immer Momente, in denen mir der Geduldsfaden reißt und ich anfange zu motzen. Daher bin ich immer auf der Suche nach unproblematischen Schimpfworten, wie zum Beispiel „Du braunbürstige Hosenbiene, Du“ oder „Du Nachfahre eines Schimpfwortes“. An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie steht es um Dein Schimpfwortvokabular? Welche unproblematischen Begriffe kannst Du empfehlen?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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Schmarotzer gibt es bei den Echten Bienen durchaus mehrere. Da gibt es auch die Fleckenbienen (Thyreus), dabei handelt es sich um Brutschmarotzer. Die Fleckenbienen werden deshalb auch Kuckucksbienen bezeichnet -> https://www.reddit.com/r/Tiere_der_Welt/comments/17dplzf/fleckenbienen_thyreus_tierwelt_und_griechische/
Danke für das Auseinanderklamüsern von Begriffen und dem Erklären ihrer Herkunft.
Im gesellschaftlichen Kontext würde ich das Wort nie verwenden, habe ich auch nie.
Im biologischen Kontext ist es ein „normal“ gebräuchliches Wort, das beschreibt.
Es ist wichtig, sich mit Sprache auseinanderzusetzen, und den Kontext auseinanderzuhalten.
LG
Ulrike
Hallo Ulrike,
ja, absolut. Dieses Wort ist ein Paradebeispiel. Ich hab den Schweinehund aus meinem Wortschatz gestrichen, als ich erfuhr wo er seinen Ursprung hat.
Ich danke Dir für das schöne Beispiel und wünsche Dir einen fantastischen Tag.
Viele Grüße
Maria