Wusstest Du, dass wir in 8 Jahren nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten werden?
Wenn es Dir so geht wie mir, dann ist Dir der Name John Maynard Keynes das erste Mal in der Schule begegnet. Der bereits 1948 gestorbene Ökonom, beeinflusst unsere Welt bis heute massiv. Mit dem Keynesianismus stellte er ein staatliches Investitionskonzept auf die Beine, dass bis heute in der Politik Anwendung findet. Dieses Konzept besagt, dass der Staat in wirtschaftlich schlechten Zeiten die Aufgabe hat Ausgaben bzw. Investitionen zu tätigen. Diese Ausgaben sollen dafür sorgen, dass die Abschwung Phase, in der sich die Wirtschaft gerade befindet, endet und eine wirtschaftliche Aufschwung Phase beginnt.
Was mir meine Lehrer verschwiegen haben, ist dass Keynes das Ende der 40 Stundenwoche vorhersagte. Daher war ich sehr erstaunt als ich in
James Suzman: Sie nannten es Arbeit. Eine andere Geschichte der Menschheit
über den folgenden Satz stolperte:
„1930 wagte er die Voraussage, dank Kapitalvermehrung, ständig weiter wachsender Produktivität und des technischen Fortschrittes könnten oder müssten wir gegen Anfang des 21. Jahrhunderts im Eingangsbereich zu einem >>gelobten Land<< ankommen, mit einer Wirtschaft, die die Grundbedürfnisse aller Menschen mühelos stillen würde und in der infolgedessen niemand mehr als 15 Stunden pro Woche arbeiten werde.“
S. 11.
Weiter schreibt unser Autor, dass wir die für die 15 Stunden Woche notwendigen Schwellenwerte der Kapitalvermehrung und Produktivität schon vor einigen Jahrzehnten erreicht hätten. Unser Autor verspricht im Rahmen des Buches die folgende Frage zu beantworten, die in meinen Worten lautet:
Warum zum Kuckuck leben wir nicht in einer 15 Stunden Woche Welt, sondern in einer Welt, in der einige ständig und immer arbeiten und andere, die arbeiten wollen nicht arbeiten dürfen. Wie kann es uns gelingen, dass jeder von uns 15 Stunden die Woche arbeitet?
So spannend die Antwort auf diese Frage ist, mich interessiert gerade mehr was meine Lehrer mir damals in der Schule über die Keynesianische Arbeitswoche verschwiegen haben. Lass uns doch einmal schauen, ob uns das Internet mehr über dieses Thema verraten kann.
Wie lautet Keynes Wochenarbeitszeit Vorhersage?
Zu meiner großen Freude bin ich im Internet über die Originalquelle in Form eines 7 Seitigen PDF mit Keynes Aufsatz «Economic Possibilities for our Grandchildren» gestolpert. Der Text ist auf Englisch und ich tue mein Bestes bei meiner Übersetzung die Daten nicht zu verzerren. Lies ihn aber bitte unbedingt, bevor Du Dich auf meine Aussagen berufst.
Die Kernfrage dieses Aufsatzes lautet: Was können wir vernünftigerweise von Wirtschaftsleben in 100 Jahren erwarten? Da der Aufsatz 1930 erschein, wagt Keynes hier eine Vorhersage für das Jahr 1930.
Damit Johns Vorhersagen eintreffen können nennt er folgende Voraussetzungen
- die Kapitalerhöhung muss 2% pro Jahr oder mehr betragen
- die technische Effizienz um mehr als 1% pro Jahr erhöhen
- Die Weltbevölkerung stabil bleiben
- Keine größeren Krisen
- Keine größeren Kriege
Aufgrund meines mangelnden Wissens kann ich nicht sagen, ob sich alle Punkte erfüllt haben. In Sachen Weltbevölkerung und Kriege liegt Johns Prognose daneben. In Sachen Kriege stand nach 1930 noch der zweite Weltkrieg an und die Weltbevölkerung blieb nicht stabil. Tatsächlich hat sie sich bereits nach 92 Jahren fast vervierfacht. 1930 lebten 2 Milliarden Menschen auf der Welt, heute sind es fast 8 Milliarden.
Mein Bauchgefühl sagt mir allerdings auch, dass wir in Punkt 1 und 2 über Johns Prognosen gelegen haben könnten und die Kriegs- und Bevölkerungsabweichungen dadurch kompensiert wurden.
Doch nun zu dem spannenden Teil des Textes. John sagt, dass wir an den Punkt kommen werden, an dem Arbeiten nur noch den Zweck erfüllt den Adam in uns glücklich zu machen. Denn dieser Adam ist ans Arbeiten gewöhnt, wenn wir es ihm ganz verwehren, wird er unglücklich sein, weil er sich unnütz fühlt.
Fazit
An dieser Stelle habe ich nicht das Gefühl den Text von John im Detail verstanden zu haben. Doch ich habe das Bedürfnis uns zur Vernunft aufzurufen. Zahlreiche Staaten haben sich in den letzten Jahrzehnten an das gehalten was John gefordert hat und der Wirtschaft in schlechten Zeiten geholfen und durch Ausgaben die Wirtschaft anzukurbeln.
Nachdem nun fast 100 Jahre vergangen sind, ist es an uns die 15 Stunden Woche mit 3 Stunden Arbeit pro Tag umzusetzen. Tatsächlich glaube ich, dass das möglich ist.
Als ich mit meinem Arbeitsleben begann, träumte ich von einer Karriere, Reichtum und Anerkennung. Obwohl das noch nicht so lange her ist, hat sich das inzwischen geändert. Ja, ich arbeite noch immer 8 Stunden am Tag für einen Arbeitgeber, doch die 14 Stunden Tage, die ich in der Vergangenheit geleistet habe, sind vorbei.
Ich kann heute mit gutem Gewissen 8 Stunden arbeiten, weil ich viel weniger Geld verdiene als ich wert bin. Doch das ist für mich in Ordnung. Ich verdiene zwar weniger Geld als die Menschen in meinem Umfeld, doch dafür bin ich deutlich glücklicher als sie. Die Vielverdiener kämpfen in ihren Unternehmen zum Teil absurde politische Kämpfe. Ich dagegen genieße in meinem Job viel Freiheit. Ich kann gestalten und erschaffen. Ich kann Dinge lernen und mich verbessern und ich kann mein Wissen teilen. Damit bin ich glücklich und zufrieden.
Während es für mich unvorstellbar ist mich 8 und mehr Stunden am Tag mit unternehmenspolitischen Kämpfen zu beschäftigen, finde ich die Vorstellung das nur 3 Stunden am Tag zu tun durchaus erträglich. Sollte also irgendwann der Tag kommen, an dem ich meinen aktuellen Job nicht mehr machen kann, stehen die Chancen nun gut, dass ich bereit bin mir Keynes zu Herzen nehmen und für 3 Stunden am Tag und die Hälfte des vollen Gehaltes zu arbeiten.
Und jetzt bin ich neugierig: Kannst Du Dir einen 3 Stunden Tag für Dich vorstellen? Denn die Sache ist die: Wenn auch Du und alle anderen, die diesen Beitrag lesen sich dies Vorstellen können und die 3 Stunden Tage umsetzen, dann stehen die Chancen, dass wir in 8 Jahren nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten, nicht mehr bei 0. 😉
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Wir wissen zwar nicht, wann die 15 Stunden Woche Realität werden wird, aber was der Autor von
Nir Eyal: Die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen. Indistractable – Werden Sie unablenkbar
weiß, ist dass es keine Gute Idee ist Menschen mehr als 55 Stunden in der Woche arbeiten zu lassen. Er schreibt:
„Studien haben ergeben, dass Arbeitnehmer, die mehr als fünfundfünfzig Stunden pro Woche am Arbeitsplatz verbringen, die Produktivität verringerten [sic!]; und dieses Problem verschlimmert sich automatisch, weil mehr Fehler gemacht werden, sie ihren Kollegen mehr nutzlose Arbeit zuschustern, was zu erhöhtem Zeitaufwand führt und alle noch weniger erledigen.“ S. 75.
Die Studien, auf die Nir sich mit seiner Aussage bezieht wurden 1997 bis 1999 und 2002 bis 2004 durchgeführt. Die englischsprachigen Studien mit dem Namen
Marianna Virtanen, Archana Singh-Manoux, Jane E. Ferrie, David Gimeno, Michael G. Marmot, Marko Elovainio, Markus Jokela, Jussi Vahtera, Mika Kivimäki: Long Working Hours and Cognitive Function: The Whitehall II Study. In: American Journal of Epidemiology, Volume 169, Issue 5, 1 March 2009, Pages 596–605.
sind online (https://academic.oup.com/aje/article-abstract/169/5/596/143020?redirectedFrom=fulltext) abrufbar, liegen allerdings hinter einer Paywall, so dass ich sie nicht im Detail gelesen habe.