Skizzieren mit Lücken – So zeichnest / sketchnotest Du schneller
Ich liebe Sketchnoten, weil es die Kommunikation an vielen Stellen vereinfacht. In Meetings hilft es dabei sichtbar zu machen, was die Teilnehmer im Kopf haben, wenn sie zum Beispiel von einem Unternehmen sprechen. Denk derjenige dabei an ein Industrie-, oder doch ehr an ein IT-Unternehmen? Ein kleines Bild des Gebäudes auf einem Flipchart bringt hier schnell Klarheit, weil es Aussagen wie „Neee, das muss größer!“ oder „Um Gottes willen, so gigantisch will ich das nicht!“ provoziert. Auf diese Weise können unterschiedliche Wahrnehmungen und Wünsche schon sehr früh zur Sprache kommen und geklärt werden.

Eine weitere Stärke der Sketchnotes ist die Visualisierung von Meetings und Veranstaltungen. Statt eines langweiligen schriftlichen Protokolls entsteht im Rahmen einer Sketchnote – oder in diesem Fall besser gesagt eines Live Recordings – ein Dokument, dass die wesentlichen Punkte des Termins zusammenfasst und sich vom Leser schnell erfassen lässt.
Die Herausforderung bei solchen Meetings und Veranstaltung ist die Zeit, die Dir für die Erstellung der Sketchnote zur Verfügung steht. Professionelle Sketchnoter bereiten solche Termine vor und erweitern gegebenenfalls ihr Visuelles Alphabet, damit sie im Termin selbst nicht in Zeitnot geraten. Denn im Termin gibt es nun einmal keine Pause Taste, mit der Du alle zum Anhalten zwingen und so Zeit zum Nachdenken gewinnen kannst.
Aus diesem Grund bin ich immer auf der Suche nach Möglichkeiten meine Zeichengeschwindigkeit zu erhöhen. Daher lese ich bis heute begierig Bücher wie
Brigitte Seibold: Visualisieren leicht gemacht. Talentfrei skizzieren und mit Bildern kommunizieren.
Denn in diesen Büchern begegnen mir immer wieder hilfreiche Tricks, wie der, den ich heute mit Dir teilen möchte.
Der Trick – bewusst Lücken lassen
Eines der ersten Dinge, die ich beim Sketchnoten gelernt habe, ist dass es wichtig ist Dinge, die ich zeichne auf das Wesentliche zu reduzieren. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, dass derjenige der die Sketchnote sieht, das Bild mit einem Blick erkennt. Wenn ich ein Haus zeichnen möchte, ist das berühmte Haus vom Nikolaus, dass in diesem YouTube Video gezeigt wird und das Du vielleicht schon als Kindergartenkind gezeichnet hast völlig ausreichend. Genau genommen ist auch das schon zu detailreich. Das Kreuz in der Mitte des Hauses können wir uns sparen, wenn wir lediglich ein Haus und nicht das Haus vom Nikolaus zeichnen wollen.
Immer wenn ich mein visuelles Alphabet erweitern möchte, schaue ich Fotos von dem, was ich zeichnen möchte an, und überlege welche Linien das Objekt als dieses Objekt erkennbar macht. Bei einem Hasen sind es die langen Ohren und der runde Puschel-Schwanz, bei einem Schweinchen die Steckdosennase und der Ringelschwanz. Sind diese beiden Elemente erkennbar, weiß der Betrachter in der Regel welche Tiere gemeint sind.
Bei der Reduktion des Objektes auf wenige Striche, scheitere ich nicht selten an einer einzigen Linie, die mir auf die Schnelle gezeichnet einfach nicht gelingen will. An genau dieser Stelle hilft mir unser heutiger Trick. Brigitte verrät uns in ihrem Buch, dass wir Dinge mit Lücken zeichnen können, weil unser Gehirn, diese Lücken automatisch füllt. Mit Hilfe der Webseite line-of-action.com habe ich zufällige Tierfotos ausgewählt, anhand denen wir den Trick heute testen werden. Los geht es.
Versuch 1: Das Pferd – Mein ultimativer Endgegner

Pferde zeichnen fällt mir extrem schwer und natürlich ist das ausgerechnet das erste Tier, dass mir der Zufallsgenerator der Webseite Line of Action vorschlägt. Ich bin sehr gespannt, ob ich in der Lage bin ein erkennbares Pferd mit Hilfe unseres heutigen Tricks zu zeichnen. Schauen wir uns dafür erst einmal an was genau ein Pferd zu einem Pferd macht:
- Spitze Ohren
- Lange Mähne
- Langer Schwanz
- Hufe
- Die Gesichtsform
Im wirklichen Leben habe ich so selten Kontakt zu echten Pferden, dass mein Gehirn nicht in der Lage ist, es sich in verschiedenen Posen vorzustellen. Also nehme ich das sich aufbäumende Pferd, das mir die Webseite Line of Action vorschlägt und…
… scheitere kläglich. Die Linienführung der Beine treibt mich in den Wahnsinn. Also mache ich das, was erfahrene Zeichner tun, ich konzentriere mich auf die Formen, die in dem Tier stecken und zeichne diese in hellen Linien vor, um dann die echte Zeichnung darüber zu legen. Auch dieser Versuch scheitert. Die aufbäumende Pose macht mir noch immer viel zu stark zu schaffen
Doch zum Glück hat mein Gehirn dank der Fehlzeichnungen genügend Elemente, die es nun in ein stehendes Pferd verwandeln kann. Das schaut doch schon schwer nach einem Pferd aus, oder?

Jetzt noch ein paar Schatten ran und endlich habe ich das erste vorzeigbare Pferd in meinem Leben gezeichnet, das nicht wie ein Esel ausschaut. Spannenderweise erkenne ich das Pferd, obwohl es keine Ohren hat.
Versuch 2: Ein Katta
Beim nächsten Versuch schlägt mir Line Of Action eine Affenspezies vor, deren Namen ich erst einmal via Suchmaschine ermitteln muss. Die Suchanfrage „Affe mit gestreiftem Schwanz“ liefert tatsächlich Bilder genau dieser Spezies und die Information, dass wir es mit einem Katta zu tun haben. Mit diesem Wissen stehen wir nun wieder vor der Aufgabe die wesentlichen Elemente eines Affen, bzw. Kattas zu identifizieren.
- Langer Schwanz, mit Streifen, geschwungene Form
- Maskenhaftes Gesicht
- Kleine, rundlich gespitzte Ohren
Binnen 20 Minuten und 3 Versuchen ist es mir nicht gelungen den Katta Affen zu zeichnen. Ich vermute das liegt daran, dass meine affenzeichnen Fähigkeiten nicht ausgereift genug sind, um es mit den Feinheiten einer Unterart aufzunehmen.
Versuch 3: Ein Glas

Tiere mit Lücken zu zeichnen ist offenbar nicht so einfach. Da mir die Zeit davon läuft nehme ich nun ein einfaches Beispiel, dass ich gerade in meinem Wohnzimmer erspäht habe: Ein Trinkglas.
Nun, was soll ich sagen, nach 2 Minuten und 30 Sekunden habe ich ein Ergebnis, das mich zufriedenstellt.
Fazit
Zeichnen mit Lücken ist ein großartiger Trick, um langfristig schneller zeichnen zu können. Wie wir heute gesehen haben, gelingen nicht alle Zeichnungen auf Anhieb, aber wann ist das schon der Fall? Ich bin überrascht, dass es mir endlich gelungen ist ein Pferd zu zeichnen. Offenbar bin ich in der Vergangenheit ausreichend oft daran gescheitert und habe mir genug Gedanken über die Formen gemacht. Denn das Bild, mit dem ich glücklich bin, konnte ich aus dem Gedächtnis abrufen.
Das Glas, das im dritten Versuch entstanden ist, legt nah, dass es sinnvoll ist diesen Zeichentrick mit einfachen Formen zu üben, sprich das was Du schon zeichnen kannst in der Form weiter zu reduzieren und so beim Zeichnen noch ein paar Sekunden zu sparen. Sobald die Übung da ist, lassen sich wahrscheinlich auch für Dich neue Bilder in diesem Stil umsetzten.
Alles, was ich jetzt noch tun muss, sind die beiden Bilder, die heute zu meiner Zufriedenheit entstanden sind, so um die 100-mal nachzuzeichnen, damit es sie Teil meines Muskelgedächtnisses werden. Erst dann könnte ich sie locker bei einer Livezeichnung aus der Hand schütteln. Wer weiß, vielleicht kann ich ja in ein oder 2 Jahren auch einen Katta mit dieser Methode zeichnen.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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