Warum erhalte ich immer Absagen auf meine Bewerbungen?

Ich bin ein großartiger Mitarbeiter und möchte für Dich arbeiten.

Wann hast Du Dich das letzte Mal auf einen Job beworben? Wie viele Bewerbungen hast Du geschrieben? Wie viele Absagen hast Du bekommen? Wie viele Zusagen hast Du bekommen? Wie lange hat es gedauert, bis Du Deinen neuen Job hattest?

Die meisten Menschen, die ich kenne (mich eingeschlossen), finden Bewerbungen unglaublich nervig. In jeder abgeschickten Bewerbung steckt Arbeit, und viel zu oft gibt es keine Antwort oder eine Absage, die so formuliert ist, dass sie rechtlich sauber ist. Jede Absage und jede ausbleibende Antwort kratzen am eigenen Selbstwertgefühl. Während das finanzielle Polster von Monat zu Monat schrumpft, oder der Stress im aktuellen Job immer belastender wird, werden die Zweifel im eigenen Kopf immer lauter.

Bei meiner ersten Bewerbung war ich der festen Überzeugung, dass ich zu jung und unerfahren war und daher jede Menge Absagen bekam. Mir kam damals noch nicht in den Sinn, dass meine Unerfahrenheit gleichzeitig einen unglaublichen Preisvorteil für ein Unternehmen mit sich brachte. Weil mir das nicht bewusst war, konnte ich diesen Vorteil auch nicht in meinen Bewerbungen hervorheben. In meinen Bewerbungen konzentrierte ich mich (meiner vagen Erinnerung nach) darauf zu betonen, dass ich lernwillig war. Das Eigentor, dass ich mir damit schoss, nahm ich nicht wahr. Natürlich ist es für Unternehmen wichtig, dass Mitarbeiter in der Lage sind zu lernen. Doch kein Unternehmen stellt Mitarbeiter ein, damit sie lernen. Mitarbeiter werden eingestellt, weil sie eine Aufgabe erledigen sollen, und ich versäumte in meinen Bewerbungen darzustellen, wie ich das machen würde.

Bewerbungen schreiben und Absagen erhalten ist anstrengend, und ich hoffe wirklich, dass dieser Prozess irgendwann der Vergangenheit angehört. Doch da es noch nicht so weit ist, möchte ich heute ein paar Tipps mit Dir teilen, die hoffentlich auch Dir bei Deiner nächsten Bewerbung helfen.

Will mich keiner, weil ich zu alt bin?

Der erste Tipp stammt aus dem Buch von

Martin Wehrle: Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch! Was Mitarbeiter in den Wahnsinn treibt.

Ich bin einfach zu alt, oder?

Der Autor des Buches ist Karrierecoach und kennt daher die Sorgen und Nöte von Bewerbern. Eine Frage, die ihm häufiger begegnet lautet „Ich bin 50 Jahre alt, warum will mich keiner haben?“. Seine Antwort auf dies Frage ist ganz einfach: Weil die Firmen den Preis sehen. Nach den Erfahrungen unseres Autors verdient ein junger Ingenieur 50 % weniger als ein erfahrener. Die Firmen übersehen hier allerdings, dass ein erfahrener Mitarbeiter mehr kostet, weil er mehr Fähigkeiten mitbringt, die ihn effektiver und effizienter machen. Genau diese Fähigkeiten sollten in der Bewerbung betont werden. So empfiehlt unser Autor, der eigentlichen Bewerbung eine dritte Seite beizulegen, in der folgende Punkte erwähnt werden:

  • Welche Vorteile biete ich dem Unternehmen?
    1. Wertvolle Kontakte zu anderen Unternehmen, die über Jahre gepflegt wurden.
    2. Erfahrungen mit Aufgaben, die in der Stellenausschreibung erwähnt werden.
  • Welche Chancen biete ich dem Unternehmen?
    1. Dank Deiner Erfahrung kannst Du hier etwas anreißen bei dem Du sicher bist, dass das Unternehmen das Thema nicht auf dem Zettel hat. Wichtig ist, dass es genug ist um eine Einladung zu erhalten, aber nicht genug, damit der Ansatz von jemand anderem weiterentwickelt werden kann.
  • Vor welchen Fehlern kann ich das Unternehmen bewahren?
    1. Welchen Fehler hat ein Unternehmen, in dem Du gearbeitet hast (keine Namen nennen) gemacht? Wie teuer war er und wie hast Du alles wieder ins Lot gebracht?

Will mich keiner, weil ich zu jung bin?

Ich bin jung und möchte lernen.

Während ältere Bewerber gern glauben, dass sie zu alt sind, befürchten junge Bewerber gern, dass sie zu jung sind. Wie wir gerade gesehen haben, bringt die Jugend Vorteile mit sich: Junge Menschen erwarten und verlangen oft wenig Gehalt und daher sind sie für Unternehmen trotz geringerer Erfahrung attraktive Arbeitnehmer. Statt lediglich unseren Lernwillen zu betonen und damit unbewusst als Ballast wahrgenommen zu werden, können wir folgende Punkte auf der dritten Seite einer Bewerbung erwähnen:

  • Welche Vorteile biete ich dem Unternehmen?
    1. geringes Einstiegsgehalt
    2. Reisebereitschaft
    3. Flexibilität
  • Welche Erfahrungen bringe ich mit?
    1. Junge Menschen haben oft Kompetenzen in sozialen Netzwerken, die Unternehmen fehlen. Nenne in Deiner Bewerbung gern Deinen Social Media Account und zeige dem Unternehmen auf inwieweit es von Deinen Social Media Erfahrungen profitieren kann.
  • Auf welche Aufgabe freue ich mich aus der Stellenanschreibung am meisten und warum?
    1. Nimm einen Punkt raus und gib dem Unternehmen das Gefühl, dass Du es meinst und nicht irgendein x beliebiges Unternehmen. Wenn Du keinen Punkt findest, kannst Du einfach anrufen und nach demjenigen Fragen der die Stellenanzeige verfasst hat. Frag ihn zu dem Punkt Löcher in den Bauch. Was auch immer Du erfährst, die Worte „Ihr Herr Müller hat meine Fragen zum Punkt xy freundlich beantwortet. Dieser Punkt reizt mich aus folgenden 3 Gründen sehr. Nach dem Gespräch freue ich mich richtig darauf, dass Herr Müller vielleicht bald mein Kollege ist. Grüßen Sie ihn bitte von mir.“
  • Warum möchtest ich für dieses Unternehmen arbeiten?
    1. Formulierungen wie „Weil Ihre Webseite so modern ist“ sind hier völlig fehl am Platz. Schapp Dir etwas konkretes. Eine Werbeanzeige, die Dich beeindruckt hat, oder Deinen Opa, der seit Jahren zufriedener Kunde ist. Gib dem Unternehmen das Gefühl, dass es für Dich einzigartig ist und nicht eines von 50 dass Deine Bewerbung gerade in den Händen hält.

Will mich keiner, weil ich zu teuer bin?

Ich bin wertvoll.

Die Fragen nach den Kosten des Mitarbeiters haben wir bereits unter der Überschrift „Bin ich zu alt“ behandelt. Daher verzichte ich darauf, die Punkte hier noch einmal zu wiederholen. Wichtig bei der Begründung für unsere hohen Lohn- und Gehaltskosten ist, dass wir diese nicht mit unseren laufenden Kosten (Einfamilienhaus, Autokredit, 3 Kinder…) begründen, sondern allein mit dem Mehrwert, den wir für das Unternehmen bringen. Es lohnt sich in meinen Augen, an dieser Stelle zum Beispiel die Investitionen in die eigene (Weiter)Bildung, die in den letzten Jahren stattgefunden hat, aufzuzeigen, weil sie für das Unternehmen nicht mehr anfallen werden.

Will mich keiner, weil ich zu viele Stationen im Lebenslauf habe?

Als mir dieser Zweifel das erste Mal begegnete, ist mir die Kinnlade vor lauter Staunen runtergeklappt. Vor mir saß ein Mensch, der mich mit seinem Wissen tief beeindruckt hatte, weil er in der Lage war, Dinge miteinander zu verknüpfen, die in meinen Augen keinen Zusammenhang hatten. Dieser Mensch konnte die Verbindungen sehen, weil er aufgrund der vielen Stationen in seinem Leben gelernt hatte, viele unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.

Ich bin nur auf Durchreise.

Unternehmen sehen in einem Lebenslauf mit vielen Stationen schnell die Gefahr, dass sie den Mitarbeiter nicht lange halten können. Noch schlimmer ist der Verdacht, dass Kündigungen des Arbeitgebers Grund für die vielen Stationen im Lebenslauf sind. In Deiner Bewerbung solltest Du diesen Punkt direkt ansprechen und begründen, warum es so viele Stationen in Deinem Arbeitsleben gab:

  • Ich wollte mich ausprobieren.
  • ich mag neue Herausforderungen und habe daher Jobs angenommen, die Unsicherheiten mit sich brachten.
  • ich habe ein Angebot erhalten, dass ich aus finanzieller Sicht nicht ausschlagen konnte. Ich wusste es war ein Risiko. Doch ich wollte die Herausforderung um daran zu wachsen.

Im einem nächsten Schritt kannst Du dann zeigen, warum all die Stationen aus Deiner Sicht die beste Vorbereitung auf den Job sind, auf den Du Dich gerade bewirbst. So habe ich zum Beispiel eine ungewöhnliche Laufbahn mit folgenden Stationen

  • Anfang 2000 Studium der Geschichte und Politik
  • Seit 2003 Sales
    • Im Einzelhandel
    • Für ein Start-Up
    • Im Einzelhandel
    • Für eine Agentur
  • Seit 2014 Partnermanager / Sales
  • Seit 2019 Blogger
  • Seit 2019 Sketchnoter
  • Seit 2020 ausgebildeter Digital Transformation Manager, Scrum Master, Product Owner
  • Seit 2020 realer Projektmanager

Für meinen Job als Projektmanager ist jede einzelne Station Gold wert.

  • Dank meines Geschichtsstudiums achte ich auf Quellenangaben, wenn es um Vergleichsdaten geht.
  • Dank meiner Sales-Erfahrung kann ich den Kunden gut darlegen, warum ein Schritt im Projekt Sinn macht und warum nicht.
  • Dank meiner Bloggererfahrung kann ich verständliche Leitfäden schreiben, die es neuen Mitarbeitern leichter machen, sich in den Job einzuarbeiten.
  • Dank meiner Sketchnote-Fähigkeiten kann ich komplexe Dinge schnell anschaulich am Flipchart erläutern.

Noch ein weiterer wichtiger Punkt ist die digitale Transformation, die allen Unternehmen bevorsteht. Im Rahmen dieser Transformation ändern sich die Jobs, die wir machen. Und daher ist es für ein Unternehmen Gold wert, Mitarbeiter zu haben, die keine Angst vor großen Veränderungen haben. Dein Lebenslauf zeigt mehr als deutlich, dass Du an dieser Stelle angstfrei bist.

Fazit

Stellenanzeigen außerhalb von Jobportalen haben weniger Bewerber.

Noch ein Tipp in Sachen Bewerbung, den ich bei meiner letzten Bewerbungsrunde nicht auf dem Schirm hatte: Die Jobnetzwerke LinkedIn und Xing bieten dem Bewerber viele Jobs, die sich leicht filtern lassen. Daher nutzen Bewerber diese Features gern und Stellenausschreibungen, die hier gelistet sind, erhalten viele Bewerbungen. Um diese Funktionen als Unternehmen nutzen zu können, zahlen die Unternehmen Xing und LinkedIn monatlich nicht wenig Geld. Viele (gerade kleinere Firmen) scheuen diese Investition. Das bedeutet, es gibt da draußen zahlreiche Unternehmen mit Jobangeboten, die Du bei LinkedIn und Xing nicht findest und die händeringend auf Bewerbungen warten.

Noch ein Tipp: Vernetze Dich mit anderen Menschen, die aktuell auf Jobsuche sind. Es ist hilfreich zu wissen, dass man nicht allein ist. Schau als Inspiration gern mal in folgendes Interview rein: https://du-bist-grossartig.de/quit-and-jump-bewerbung-geht-heute-anders-das-interview-teil-1-von-2-inkl-checklisten-fuer-arbeitgeber-und-arbeitnehmer/.

Dieser Blogbeitrag ist natürlich nicht vollständig (und wird es wohl auch nie sein). Sollte Dir noch ein Tipp, oder eine Frage einfallen, freue ich mich sehr darüber, wenn Du sie mit mir teilst, damit sie in einer der Listen ergänzt werden.

 

 

 

11. Oktober 2021
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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