Weißt Du, was ein Subsistenzniveau ist?
Unser heutiger Begriff wäre mir fast durch die Lappen gegangen, weil sich mein Gehirn beim Lesen der folgenden Sätze

„Ab Mitte der achtziger Jahre häuften einige wenige Inder fabelhaften Reichtum an. Gleichzeitig befreiten sich viele Menschen aus tiefster Armut. Aber Hunderte Millionen Inder führten weiter ein unsicheres Leben knapp über den Subsistenzniveau.“
S. 8.
zunächst sicher war, dass an der Stelle, wo Subsistenzniveau steht, eigentlich Existenzminimum stehen müsste. Dass dort ein anderes Wort stand, machte mich dann doch stutzig, also las ich die Sätze erneut und realisierte, dass mein Gehirn falsch lag. Wenn sich Menschen aus der Armut befreien, verdienen sie mehr als das Existenzminimum. Das Subsistenzniveau, das der Autor
erwähnt, muss also eine andere Bedeutung haben. Ich bin gespannt, ob ein Griff zum Lexikon uns verraten kann, was unser Autor uns sagen möchte.
Was das Lexikon sagt
Das Greifen zum Lexikon verschafft uns nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte, denn es kennt den Begriff Subsistenzniveau nicht. Dank des folgenden Eintrages kommen wir mit unserer heutigen Recherche dennoch einen Schritt weiter:

sub|sis|tieren <sw. V.; hat> [lat. subsistere = stillstehen, standhalten]: 1. (Philos.) für sich unabhängig von anderen bestehen. 2. (bildungsspr. veraltet) seinen Lebensunterhalt haben.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2260.
Wenn subsistieren seinen Lebensunterhalt haben bedeutet, bedeutet Subsistenzniveau vermutlich Lebensunterhaltsniveau, oder? Die Sache ist, dass ich gar nicht weiß, was genau Lebensunterhalt bedeutet. Es ist ganz offenbar mehr als das Existenzminimum, doch ich habe keine Ahnung, wie viel mehr.
Was das Internet sagt
Ich habe zwei Webseiten gefunden, die den Begriff Subsistenzniveau erwähnen:
Beiden Seiten gelingt es nicht, mir den Begriff verständlich zu vermitteln, da es mir an Vorwissen mangelt. Wikipedia definiert den Begriff wie folgt:
„Im klassischen Wachstumsmodell nach Smith und Malthus bezeichnet das Subsistenzniveau den Lohnsatz, auf den langfristig die Entlohnung nach einer Produktivitätssteigerung wieder zurücksinkt.“

Ich weiß, dass Adam Smith und Thomas Robert Malthus (den wir aus diesem Beitrag über die malthusssche Katastrophe kennen) Menschen waren, die sich mit der Wirtschaft beschäftigt und Wirtschaftstheorien aufgestellt haben. Ich habe die Werke der beiden allerdings nie gelesen und kenne sie daher nicht im Detail. Somit kann ich nur spekulieren, dass es in dieser Definition darum geht, dass Lohnempfänger, selbst wenn sich ihre Produktivität durch technische Innovationen erhöht, nur so viel Lohn empfangen, wie sie zum Lebensunterhalt brauchen.
Mit Hilfe der Suchmaschine war ich nicht in der Lage herauszufinden, was genau der Unterschied zwischen Existenzminimum und Lebensunterhalt ist. Doch zum Glück kennt die Webseite des Dudens beide Begriffe:
- Existenzminimum laut Duden „zum Leben unbedingt nötiges Mindesteinkommen“.
- Lebensunterhalt laut Duden „gesamter finanzieller Aufwand für die lebensnotwendigen Dinge (Ernährung, Kleidung, Wohnung usw.)“.
Beides hilft mir nicht wirklich weiter, um das einzuordnen, was unser Autor uns mit seinem Zitat sagen möchte, da ich noch immer nicht weiß, wie viele Inder heute über dem Existenzminimum leben und wie viele darunter. Die Antwort auf diese Frage liefert die Webseite gapminder.org in Form einer wunderschönen Grafik, aus der wir erfahren, dass
- extreme Armut in Indien aktuell bei ca. 2,15 $ am Tag endet,
- 11 % der indischen Bevölkerung 2023 in extremer Armut lebten,
- 99 % der Inder weniger als 25 Dollar am Tag verdienen,
- 1985 noch 54 % der indischen Bevölkerung in Armut lebten.
Fazit
Trotz unserer Recherche habe ich noch immer nicht das Gefühl, dass ich wirklich verstanden haben, was es mit dem Subsistenzniveau auf sich hat. Ich bin mir nun lediglich sicher, dass jemand, der das Existenzminimum erhält, weniger zum Leben hat als jemand, der auf dem Subsistenzniveau lebt. Was mich allerdings freut, ist, dass wir dank gapminder.org nun wissen, was die Aussage unseres Autors in Zahlen bedeutet und zudem wissen, dass die extreme Armut in Indien in den letzten 40 Jahren stark gesunken ist.
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