Weißt Du, was frappierend bedeutet?

Heute geht es um einen Begriff, der mir so vertraut ist, dass ich ihn ab und an selbst benutze. Ich bin mir sehr sicher, dass er überraschend bedeutet, doch ich habe keine Ahnung, woher der Begriff stammt. Dank dem Autor von

Martin Wikelski: The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können,

wird sich dies heute ändern. Martin ist ein Vogelforscher, der Tiere mit Sendern ausstattet, um diese zu beobachten, wenn sie nicht in Sichtweite sind.

Damit die Tiere sich trotz Sender möglichst natürlich verhalten, setzt der Forscher alles daran, dass die Sender die Tiere nicht behindern. Aus diesem Grund setzte er bei der Verfolgung von Zwergdrosseln, die lediglich 35 Gramm auf die Waage bringen einen Sender an, der lediglich 1,5 Gramm wog. Er ging davon aus, dass das Tier mit diesem Zusatzgewicht gut zurecht kommen würde.

Kaum war das gerade gefangene Tiere mit dem Sender ausgestattet, ließ Martin es wieder frei, damit es genug fressen konnte, um nachts hunderte oder tausend Kilometer zurückzulegen. Dank des Senders und einer langen Nachtfahrt konnten er das Tier am folgenden Tag wieder einfangen. Als er es dabei wog, stellte er fest, dass sie Zwergdrossel noch immer 35 Gramm wog, dieses Mal allerdings samt Sender. Sie hatte ihr Körpergewicht also auf 33,5 Gramm reduziert, um den Sender zu kompensieren.

Dies war kein Einzelfall. Alle Zwergdrosseln reagierten so auf den Sender. Bei ihrer Gewichtsanpassung reagierten sie sogar auf die Position des Senders am Körper. Wenn der Sender weiter vorn am Vogel befestigt war, reduzierte die Zwergdrossel ihre Fetteinlagerung vorn, war er weiter hinten befestigt, reduzierte sie ihre Fetteinlagerung im hinteren Bereich des Körpers. Damit reagieren Zwergdrosseln auf Zusatzgewicht so wie Piloten:

„Solche Feinabstimmungen ähneln in frappierender Weise der Trimmung, die Piloten vornehmen, um ihr Flugzeug perfekt in der Luft zu halten.“

S. 184.

Lass uns nun einmal schauen, ob Martin in seinem Satz sagen möchte, dass er überrascht war, oder ob unser heutiger Begriff noch eine andere Bedeutung hat.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon verrät uns neben der Herkunft des Begriffe, dass dieser noch eine weitere, mir bis jetzt unbekannte Bedeutung hat.

frappieren, jemanden überraschen, in Erstaunen versetzen.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 05, S. 117.

frap|pie|ren <sw. V.; hat> [frz. frapper, eigtl. = schlagen, treffen, wohl aus dem Germ.] (bildungsspr.): 1. In Erstaunen versetzen, sehr überraschen: ihr Kommentar frappierte; <häufig im 1. Part.:> mit frappierender Genauigkeit; der Schluss ist frappierend. 2. (Fachspr.) (Sekt, Wein) durch drehende Bewegung der Flasche in Eis kühlen.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 794.

Dank unserem Lexikon wissen wir nun, dass Martin erstaunt oder überrascht war, wie sehr die Reaktion des Vogels auf das Zusatzgewicht der Reaktion eines Piloten gleicht. Wir wissen nun auch, dass der Begriff vermutlich aus dem Germanischen stammt, von der französischen Sprache übernommen wurde und wieder in die deutsche Sprache schwappte. Das Einzige, worauf ich mir noch keinen so rechten Reim machen kann, ist die Sache mit dem Sekt bzw. Wein frappieren. Ich bin gespannt, ob unser Internet uns verraten kann, warum Fachleute ihren Sekt in Eis drehen, statt diesen einfach im Kühlschank zu kühlen.

Was das Internet sagt

Dieses YouTube Video verrät uns, dass ein Wein mit Hilfe von frappieren schneller heruntergekühlt werden kann als im Kühlschrank. Wer richtig frappieren möchte, braucht

• einen Sektkühler,
• viele Eiswürfel und
• ausreichend Salz.

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Zunächst wird der Boden des Sektkühlers mit Eis bedeckt. Dieses wird mit Salz bestreut. Anschließend wird die zu kühlende Flasche in den Sektkühler gestellt und mit weiteren Eis und Salzschichten umgeben. Damit sich die Kälte schnell in der Flasche verteilt, wird diese immer wieder gedreht, damit sich die Flüssigkeit in der Flasche bewegt und so auch die Kälte.

Was uns das Video verschweigt, ist welche Rolle das Salz in diesem Szenario übernimmt. Als passionierte Nudelvernichterin weiß ich, dass Salz im Wasser nicht nur den Geschmack der Pasta optimiert, sondern auch den Siedepunkt des Wassers senkt und somit Energie spart, wenn es gleich zu Beginn des Kochvorgangs ins Wasser gegeben wird. Lecker.de verrät uns, dass das Salz das Eis schneller zum Schmelzen bringt und somit schneller Kälte an die Flasche abgegeben werden kann. Laut diesem YouTube Video senkt das Salz den Gefrierpunkt des Eises.

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Wie schnell frappieren ist, erfahren wir in diesem YouTube Video, in dem vier Flaschen Wasser binnen 10 Minuten auf unterschiedliche Weise gekühlt werden. Zudem verrät uns die Dame in dem Video, wie genau das mit dem Gefrierpunkt senken physikalisch betrachtet funktioniert.

1. Gefrierschrank 21,9°C
2. Schale mit Eis 21,6°C
3. Schale mit Wasser und Eis 9,1°C
4. Schale mit Wasser, Eis und Salz 4,8°C

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Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich freue mich wie ein Kullerkeks darüber, dass ich heute eine mir völlig neue Bedeutung in einem Begriff entdeckt habe, den ich zu kennen glaubte. Zudem wette ich, dass das heute gewonnene Wissen auf der nächsten Party durchaus nützlich sein könnte. Zudem freue ich mich, dass wir dank YouTube eine noch schnellere Kühlungsmöglichkeit als das reine frappieren gefunden haben.