Welche Kooperationsstrategie ist die Beste?

Wir leben in einer vernetzten Welt. In meiner Wahrnehmung hatte Kooperation noch nie in der Geschichte einen höheren Stellenwert als heute. Wer erfolgreich Netzwerken, will braucht eine gesunde Kooperationsstrategie. Die Sache ist nur die: Es gibt keine offizielle Kooperationsstrategie der Netzwerkens (oder aber sie ist mir nicht bekannt).
Seitdem ich Geben und Nehmen von Adam Grant gelesen habe, war ich der festen Überzeugung, dass die beste Kooperationsstrategie auf der Welt Generous Tit for Tat ist. Doch wenn es nach
Nowak, Martin A. & Highfield, Roger: Kooperative Intelligenz. Das Erfolgsgeheimnis der Evolution
geht, liege ich mit meiner festen Überzeugung völlig daneben. Denn Marin Nowak hat dank zahlreicher Computersimulationen herausgefunden, dass Win Stay, Lose Shift Generous Tit for Tat schlägt. Doch bevor ich weiter in Rätseln spreche, werfen wir im ersten Schritt einmal einen Blick auf verschiedene Kooperationsstrategien.
Tit for Tat – Der Klassiker

Tit for Tat ist der absolute Klassiker unter den Kooperationsstrategien. Hinter dem englischen Begriff verbirgt sich die allseits bekannte und beliebte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ oder die „wie Du mir, so ich Dir“ Strategie. Zumeist beginnt diese Strategie mit höflicher Kooperation. Doch sobald das Gegenüber einen Funken Böswilligkeit zeigt, wird auch der eigene Böswilligkeitsschalter umgelegt. Aus der anfänglichen Kooperation entstehen dank Tit for Tat schnell Grabenkämpfe, die sich nicht nur im Sandkasten, sondern leider auch in Unternehmen und Beziehungen beobachten lassen.
Generous Tit for Tat – Die Weiterentwicklung des Klassikers

Weil Tit for Tat seine Schwächen hat war ich überglücklich als ich dank Adam Grant Generous Tit for Tat kennenlernte. Diese Kooperationsstrategie ist ähnlich einfach wie Tit for Tat, denn sie unterscheidet sich nur in einem kleinen Detail: Genersous Tit for Tat vergibt dem Gegenüber die erste Tat. Bei Generous Tit for Tat unterstellen wir nicht immer gleich bösen Willen oder eine böse Absicht. Wir wissen, dass unser Gegenüber ein Mensch ist, der weil er Mensch ist auch mal einen Fehler macht. Daher sind wir bei einem Fehler unseres Gegenübers nachsichtig und bleiben kooperativ. Wenn unsere Gegenüber allerdings im nächsten Schritt erneut patzt, beenden wir die Kooperation und reagieren mit einem Gegenschlag.
Win Stay, Lose Shift – Der evolutionäre Gewinner

Win Stay, Lose Shift hat wenig Ähnlichkeit mit Tit for Tat. Bei Win Stay, Lose Shift reagieren wir immer auf das Ergebnis der letzten Interaktion mit unserem Gegenüber. War das Ergebnis der letzten Interaktion in unseren Augen positiv wiederholen wir das Verhalten, welches zu diesem Ergebnis geführt hat. Wenn das Ergebnis negativ war, wechseln wir unsere Strategie und machen das Gegenteil vom letzten Mal.
Was mich an Win Stay, Lose Shift überrascht ist nicht nur die Tatsache, dass es in Martins Computersimulationen häufig die Gewinnerstrategie ist, sondern vor alle, die Tatsache, dass diese Strategie auch bedeuten kann, dass man selbst sich die ganze Zeit unkooperativ verhält, wenn dies zu den gewünschten Ergebnissen führt. Natürlich muss das nicht so sein. Win Stay, Lose Shift kann auch 100% freundlich sein, wenn die Gewinnerstrategie dauerhafte Kooperation ist.

Das Schöne an dieser Strategie ist, ist dass sie einfacher ist als Generous Tit for Tat. Bei Win Stay, Lose Shift brauchen wir uns nicht merken beim wie vielen Tat wir gerade sind, wir brauchen uns nur fragen, ob wir mit dem Ergebnis der letzten Interaktion zufrieden sind oder nicht.
Martin Nowak, der uns das Wissen um Win Stay, Lose Shift geschenkt hat, ist übrigens Experte im Bereich Evolutions- und Spieltheorie. In den Evolutionen, die er auf dem Computer simuliert ist Win Stay, Lose Shift oftmals die Gewinnerstrategie.
Eine Strategie – viele Namen
Win Stay, Lose Shift hat laut unserem Autor bei unterschiedlichen Autoren unterschiedliche Namen. Rapoport nennt sie zum Beispiel Simpelton was sich mit Einfallspinsel oder Trottel übersetzen lässt. David und Vivian Kraines nennen Win Stay, Lose Shift Pavlov. Wenn Du also mehr über Win Stay, Lose Shift erfahren möchtest, solltest Du auch die anderen Namen nicht aus den Augen verlieren.
Fazit

Ich verstehe, dass Win Stay, Lose Shift erfolgreicher ist, dennoch bleibe ich bei Generous Tit for Tat, zumindest immer dann, wenn ich bewusst handle. Dass Win Stay, Lose Shift durch Ausnutzen des Gegenübers erfolgreich sein kann ist der Punkt, bei dem ich merke, dass er mir emotional gegen den Strich geht. In meinem tiefsten Inneren glaube ich, dass jeder Mensch großartig ist und es lediglich Zeiten geben kann, in denen es dem ein oder anderen schwerfällt, das zu zeigen. Ich möchte jedem Menschen kooperativ begegnen und ihm so die Möglichkeit geben, dass er seine eigene Großartigkeit sehen kann, falls diese gerade hinter einem Nebelschleier verborgen liegt.
An dieser Stelle interessiert mich brennend, welche der drei genannten Strategien Dir am meisten entspricht und welche Du oft in Deinem Umfeld erlebst. Ich freue mich sehr, wenn Du dieses Wissen mit uns teilst.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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Dank den Autoren von
Jörg Bernardy, Lisa Krusche: Ohne euch wär’s echt scheiße. Von Freundschaften, Netzwerken und politischen Bewegungen
habe ich heute herausgefunden, wer die Tit for Tat Strategie entdeckt hat:
„Entdeckt hat es der amerikanische Politikwissenschaftler und Mathematiker Robert Axelrod, als er verschiedene Computerprogramme gegeneinander antreten ließ. […] Am Ende hat sich eine Strategie als erfolgreichste herausgestellt, die sich Tit for Tat nennt oder Wie du mir, so ich dir.“ S. 145.