Wer war eigentlich dieser Seneca?

Der war wichtig.

Seneca ist ein Name, der mir immer wieder begegnet. Da ich Geschichte studiert habe, weiß ich, dass Seneca eine bedeutende historische Person ist, dennoch erinnern sich meine grauen Zellen nicht daran, welche Ideen wir dem Mann verdanken.

Der Autor

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verrät uns, dass Seneca ein römischer Stoiker war, der vor 2000 Jahren lebte und sich unter anderem fragte, warum sparsame Menschen verschwenderisch mit ihrer Zeit umgehen. Obwohl dies eine spannende Frage ist, bezweifle ich stark, dass diese ausreichte, um Senecas Namen Jahrtausende überdauern zu lassen. Lass uns nun daher etwas Zeit verschwenden und versuchen herauszufinden, warum Senecas Name bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist.

Was das Lexikon sagt

Seneca war mehr als nur ein einfacher Philosoph.

Heute hält „Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 13“ auf Seite 317 einen so ausführlichen Beitrag für uns bereit, dass ich darauf verzichte, diesen zu zitieren und nur die Informationen herauspicke, die der Beantwortung unserer Frage dienen.

Senecas vollständiger Name lautet Lucius Annaeus Seneca. Der römische Philosoph und Schriftsteller wurde um das Jahr 4 vor Christus in Cordoba, heute eine Stadt im Süden Spaniens, geboren und starb 65 nach Christus in Rom. Folgende drei Punkte hält das Lexikon über Senecas „Arbeitsleben“ fest.

  1. Seneca war der Erzieher und erster Berater des römischen Kaisers Nero.
  2. Seneca widmete sich der Aufgabe, die stoische Philosophie allgemein verständlich niederzuschreiben.
  3. Seneca verfasste Tragödien über die furchtbare Wirkung menschlicher Leidenschaften.

Da mein Wissensdurst in Bezug auf römische Herrscher minimal ist, und wir das Thema Stoizismus bereits in einem anderen Beitrag gestreift haben, werden wir uns im Folgenden darauf konzentrieren, etwas mehr über Senecas Tragödien zu erfahren. Sie haben, so steht es in unserem Lexikon, die Entwicklung des Schauspiels in Frankreich stark beeinflusst.

Senecas Tragödien

Auf der Webseite von Wilfried Stroh bin ich über eine Bibliographie zu einer Seneca Vorlesung gestolpert, die unter dem Punkt „Einzeltragödien“ folgende Werke benennt:

  • Agamemnon
  • Hercules furens
  • Hercules Oetaeus
  • Medea
  • Octavia
  • Oedipus
  • Phaedra
  • Thebais (Phoenissae)
  • Thyestes
  • Troas (Troades)

Wichtig ist mir, an dieser Stelle zu erwähnen, dass Senecas Tragödien nicht aus dem Nichts entstanden sind. Sie bauen, so steht es in unserem Lexikon, auf „griechischen Stoffen“ auf, die vor und nach Seneca auch von anderen „Autoren“ genutzt wurden. Seneca hat also weder die Figur Ödipus noch den Helden Herkules erfunden.

Senecas Ödipus

Wie kann ich meinem Schicksal entgehen?

Da fünf der von Seneca geschriebenen Tragödien so umfangreich sind, dass sie ein 491 Seiten starkes Buch füllen, beschränke ich mich an dieser Stelle auf die Tragödie, deren Namensgeber mir etwas sagt und die zudem auf Wikipedia zusammengefasst ist: Ödipus.

In Senecas Tragödie ist Ödipus ein tragischer Herrscher, der alles daransetzt, seinem prophezeiten Schicksal zu entgehen. Denn nach einer Prophezeiung wird er seinen Vater ermorden und seine Mutter heiraten. Ödipus wähnt sich in Sicherheit, weil er Abstand zu seinen Eltern hält.

Leider scheitert er dennoch daran, seinem Schicksal zu entgehen, weil er zu spät erfährt, dass er als Kind adoptiert wurde. Die Eltern, zu denen er Abstand hält, sind also gar nicht seine Eltern. Als er dies erfährt muss er gleichzeitig zur Kenntnis nehmen, dass er seinen Vater bereits erschlagen hat und dass seine Ehefrau seine Mutter ist. Als selbst gewählte Strafe erscheint es ihm zu einfach und als Buße nicht angemessen, sich schnell das Leben zu nehmen. Stattdessen entscheidet er sich für einen langsamen Tod und blendet sich im ersten Schritt mit einem glühenden Schwert die Augen und erblindet. Ödipus Mutter entscheidet sich für einen schnellen Tod und begeht Selbstmord.

Fazit

Ich wollte nicht, dass das passiert.

Nach dem Lesen der Zusammenfassung von Senecas Ödipus habe ich das Gefühl, dass der Mann ein genialer Tragödien-Schreiber war. Obwohl Ödipus danach strebt, ein anständiger und guter Herrscher zu sein, zerstören zwei menschliche Leidenschaften sein Leben: er erschlägt in Wut einen Wanderer und er verliebt sich in eine Frau. Ich liebe diese Tragödie, weil sie emotional so bewegend ist und weil sie zeigt, dass das Richtige tun zu wollen und nicht automatisch bedeutet, auch wirklich das Richtige zu tun. Wie im Falle von Ödipus kann das Fehlen einer einzigen Information,  die Unkenntnis der eigenen Adoption, dafür sorgen, dass wir Dinge tun, die wir eigentlich mit aller Macht verhindern wollen.

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen meine Recherche mehr Fragen aufwirft, als ich beantworten kann. Dennoch freue ich mich über mein neues Wissen über Seneca. Bis jetzt hatte ich diesen Mann in die Schublade der Philosophen geparkt, für die mir eigentlich die Geduld und das Wissen fehlen, um die Schriften dieser Autoren zu verstehen. Dank seiner Tragödien ist Seneca nun in „meine Schublade“ Literatur gewandert, und ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich die Zeit habe, die eine oder andere seiner Tragödien in aller Ruhe zu lesen.

An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig: Hast Du schon eine von Senecas Tragödien gelesen? Wenn ja: Was hast Du dabei gelernt?

 

4. April 2022
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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4. April 2022
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  1. Holger 2. August 2023 at 17:58 - Reply

    „In der erzählenden Literatur und Dramaturgie wurde in der Antike die Gestalt Medea oft thematisiert. Besonders berühmte Fassungen der Medea-Tragödie sind von Euripides und Seneca.

    Beschrieben wird Euripides als einer der großen klassischen griechischen Dichter mit der Datierung * 480 v. Chr. oder 485/484 v. Chr. auf Salamis >>; † 406 v. Chr. im makedonischen Pella >>.

    Lucius Annaeus Seneca wird als römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und Stoiker mit der Datierung * etwa im Jahre 1 in Corduba; † 65 n. Chr. in der Nähe Roms beschrieben.“ Medea ist tatsächlich eine interessante Gestalt der griechischen Mythologie -> https://www.mythologie-antike.com/t1421-heroine-medea-mythologie-tochter-des-aietes

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