Woher kommt eigentlich der Begriff Fata Morgana?

So eine Fata Morgana ist schon schön.

Manche Autoren haben das Talent, schwierige Dinge so darzustellen, dass sie sehr leicht verständlich sind. Diese Autoren bereiten mir einen unendlichen Lesegenuss, der meistens viel zu schnell vorbei ist. Das Buch von

Randall Munroe: What if? 2 – Was wäre wenn? Weitere wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen

ist ein solcher Lesegenuss, weil es Sätze wie den folgenden enthält:

„Wenn man übers Wasser schaut, sieht man über der Oberfläche manchmal Land und Wasser schweben, weil das Licht seltsame Wege nimmt. Diese schimmernden Gebilde aus Land und Gebäuden, die über dem Horizont schweben, werden Fata Morgana genannt, weil sie aussehen wie die schwimmenden Schlösser der Zauberin Morgan le Fay.“

S. 61f.

Diese Sätze werden von kleinen Strichmännchen-Zeichnungen begleitet, die die Phänomene zeigen, die dem Leser dabei helfen, das Gelesene zu verstehen. In einem 4 Seiten umfassenden Kapitel gelingt es Randall, mir zahlreiche Dinge zu verraten, die ich bis jetzt noch nicht wusste. Bis jetzt dachte ich, eine Fata Morgana sei ein reines Hirngespinst, das Menschen, die kurz vor dem Verdursten sind, in der Wüste sehen.

Wie entsteht eine Fata Morgana?

Dass es sich bei einer Fata Morgane um ein physikalisches Phänomen handelt, das immer dann auftauchen kann, wenn es über einem kalten Gewässer wirklich heiß ist, war mir neu. Auch wusste ich nicht, dass Licht durch Luft gebremst wird. Da kalte Luft mehr Teilchen pro Kubikmeter enthält als warme Luft, wird das Licht durch kalte Luft stärker gebremst als durch warme Luft. Durch diese Bremsung kann der Lichtstrahl von seinem geraden Weg abgebracht werden, und wir sehen eine Fata Morgana.

Das ist nur ein bissel Physik, die passiert, wenn kalte und warme Luft mit dem Licht spielen.

Dass Fata Morganas mir bis jetzt nur im Kontext durstiger Menschen und Wüsten begegnet sind, liegt also nicht daran, dass die Menschen durstig waren, sondern daran, dass diese durstigen Menschen nach Wasser suchten und daran, dass die Luft über dem Wasser kälter ist als die Wüstenluft.

Nachdem unser Autor seinem Leser geduldig erklärt hat, wie eine Fata Morgana entsteht, geht er noch einen Schritt weiter und verrät ihm, dass wir den Begriff Fata Morgana Morgan Le Fay, der Halbschwester von König Artus verdanken. Da Randall in seinem früheren Leben Ingenieur und kein Historiker war, gibt er sich mit diesem Hinweis zufrieden und wendet sich der nächsten wissenschaftlichen Antwort auf eine hypothetische Leserfrage zu. Damit schenkt er uns heute die Gelegenheit, mehr über Morgan Le Fays schwimmende Schlösser zu erfahren, die mir in Randalls Buch zum ersten Mal begegnet sind.

Was hat es mit Morgan Le Fays schwimmenden Schlössern auf sich?

Wikipedia verrät uns, dass Fata Morgana italienisch ist und Fee Morgana bedeutet. Von schwimmenden Schlössern weiß der Wikipedia-Eintrag nichts. Laut des Eintrags lebte Morgen Le Fay auf der Insel Avalon, die Menschen ebenso wenig betreten können wie eine Fata Morgana.

Die Herausforderung an unserer heutigen Recherche ist, dass es viele Geschichten über König Arthus und Morgan Le Fay gibt. Erschwert wird die Recherche dadurch, dass Morgan Le Fay in den Geschichten, die es in vielen Sprachen gibt, unterschiedliche Namen trägt:

  • Morgen Le Fay
  • Fee Morgana
  • Fata Morgana
  • Morgaine,
  • Morgain
  • Morgain la Fée
  • Morgana
  • Lady Morgana
Da ist kein Schloss, dass schwimmt. Meinen die ein Schloss oder ein Schloss?

Zudem hat sie in den Geschichten unterschiedliche Rollen, von denen dieses PDF, das sich intensiv mit der Geschichte Sir Gawain und dem grünen Ritter auseinandersetzt, die folgenden auflistet:

  • Fee
  • Hexe
  • Göttin
  • Zauberin

Die Frage lautet also, in welcher der vielen Geschichten lebt Morgan nicht auf Avalon, sondern in einem schwimmenden Schloss?

Ich habe nun eine Stunde lang im Internet, in Google Books, in meinem Lexikon und in meinem Sprichwörterlexikon nach den „Schwimmenden Schlössern“ von Morgan Le Fay gesucht und bin nicht fündig geworden. Also habe ich zum letzten Strohhalm gegriffen, der mir in den Sinn gekommen ist und habe Randall auf Twitter nach den schwimmenden Schlössern gefragt. Ich bin gespannt, ob er auf diesen Fragetweet antworten wird.

Fazit

Bis heute dachte ich, dass ich die Geschichte von König Arthus kennen würde. Ich dachte, es wäre ein Kinderspiel im Internet die Geschichte mit den schwimmenden Schlössern zu finden. Was ich dabei völlig unterschätzt habe, ist die Tatsache, dass Morgan Le Fay so beliebt ist. Sie taucht nicht nur in alten Sagen und Geschichten, sondern auch in aktuellen Büchern und Filmen auf.

Passenderweise gibt es in Randalls Buch auch ein Kapitel, das der Frage nachgeht: „An welchem Punkt der Menschheitsgeschichte gab es zu viele (englischsprachige] Bücher, um sie alle im Laufe eines Lebens lesen zu können?“. Nach meiner Recherche interessiert mich die Antwort auf die Frage „Wie lange würde es dauern, alle Bücher, Filme, Podcasts usw. zu konsumieren, in denen Morgan Le Fay auftaucht?“. Wer weiß, vielleicht beantwortet Randall diese Frage ja in einem seiner kommenden Bücher.

Abschließend möchte ich nun noch einmal auf unsere eigentliche Frage eingehen. Wie wir gelernt haben, stammt der Begriff Fata Morgana aus dem Italienischen. Das wirft die Frage auf,  warum wir für Fata Morgana einen italienischen Begriff und keinen lateinischen, griechischen oder französischen nutzen wie sonst üblich? Aufgrund dieses Lexikon Eintrages vermute ich, dass wir den italienischen Begriff Fata Morgana verwenden, weil auf der Straße von Messina, die zwischen Italien und Sizilien liegt, regelmäßig Fata Morgana zu sehen sind.

Buchcover zum Beitrag

Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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Datum & Autor

16. März 2023
Die perfekte heiße Schokolade - Jacobs im Tesp
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