Weißt Du, was ein Implicit Office ist?

Muss ich in einem Implicit Office still sein?

Impliziert, die deutsche Übersetzung von implicit, ist uns in diesem Blogbeitrag schon einmal begegnet. Damals haben wir gelernt, dass impliziertes Wissen das stille Wissen in einem Unternehmen ist. Der Autor

Robert R. Bukvić: Die Coworking-Evolution. Wie wir zukünftig leben und arbeiten.

ist der Meinung, dass es zahlreiche implizierte, also stille Dinge in einem Unternehmen gibt. So gibt es in einigen Unternehmen zum Beispiel eine aufgeschriebene (explizite) Unternehmensvision, die die Unternehmen stolz auf ihrer Webseite und ihren Werbematerialien präsentieren. In den Unternehmen selbst gibt es jedoch eine abweichende implizite Unternehmensvision, die von allen gelebt wird.

Implizite vs. explizite Unternehmensvision

In vielen Unternehmen wurde die explizite Vision von einigen wenigen Mitarbeitern entwickelt, weil das Unternehmen keine „offizielle“ Vision hatte. Sobald sie fertig war, wurde sie im Unternehmen in dem Glauben öffentlich gemacht, dass sie sofort von allen übernommen wird. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass es in Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern automatisch eine implizite Vision gibt. Sie ist nicht aufgeschrieben, sie ist nicht greifbar, sie ist nicht sichtbar. Sie ist im Alltag entstanden, die Mitarbeiter sind sich ihrer nicht bewusst, sie wirkt unterbewusst. Diese implizite Vision verpufft nicht einfach, wenn eine explizite Vision verkündet wird.

Da das nun sehr theoretisch ist, ist hier ein praktisches Beispiel für eine explizite Vision. Stell Dir ein Unternehmen vor, das gezielt Einzelleistungen von Mitarbeitern belohnt, um diese zu Bestleistungen anzuspornen. So bekommt z. B. der beste Vertriebler jedes Jahr eine Reise geschenkt, der Beste im Marketing, der die meisten Kunden-Anfragen generiert hat, bekommt den besten Platz im Büro und der Servicemitarbeiter mit den meisten bearbeiteten Fällen bekommt am Jahresende eine fette Prämie.

In unserer Vision arbeiten wir zusammen.

Nehmen wir nun einmal an, dass die explizite Unternehmensvision in einem Workshop der Geschäftsführung entwickelt wurde, der vom Leiter des Marketingabteilung geleitet wurde. In diesem Workshop entstand die explizite Vision, die da lautet, dass das Unternehmen die Vision hat, miteinander für ein besseres Miteinander in der Welt zu sorgen. Diese Vision wird nun im Unternehmen präsentiert und es wird von allen erwartet, dass sie von nun an zusammenarbeiten. Was denkst Du wird passieren?

  1. Alle Mitarbeiter übernehmen die explizite Vision und arbeiten von nun an zusammen.
  2. Alle Mitarbeiter nehmen die explizite Vision zur Kenntnis. Doch sie setzen sie im Alltag nicht um, da das ihre Chance reduziert, für eine Bestleistung belohnt zu werden.

Meiner Erfahrung nach wird Fall B eintreten, und so hat die explizite Vision (Zusammenarbeit) nichts mit der impliziten Vision (Wettbewerb) zu tun. Wenn ich unseren Autor richtig verstehe, können Implicit Offices verhindern, dass zwei Unternehmensvisionen existieren, da Implicit Offices das Unsichtbare sichtbar machen. Wie genau das funktionieren soll, habe ich nicht verstanden. Lass uns daher nun einmal schauen, ob uns das Internet mehr zu diesem Thema verraten kann.

Was ist ein Implicit Office?

Nicht nur Dinge wie das Belohnen von Einzelleistungen haben massiven Einfluss auf die Art und Weise, wie wir mit unseren Kollegen zusammenarbeiten. Auch die Räume, in denen wir uns befinden, beeinflussen unsere Zusammenarbeit. An genau dieser Stelle setzt das Konzept des Implicit Office laut dieser PDF-Broschüre an:

„Wir halten uns die meiste Zeit in Gebäuden auf – deshalb ist es entscheidend, wie diese Gebäude auf uns wirken. Im „Implicit Office“ wird man sich dessen bewusst sein und neben den rein funktionalen Aufgaben auch immer die implizite Wirkung der Architektur mit einbeziehen.“ S. 28.

Ich erschaffe einen neuen Tisch für die Zusammenarbeit im Team.

Beim Implicit Office geht es also darum, dass die Architektur des Büros die Zusammenarbeit im Unternehmen fördert. Statt jeder Abteilung ein Büro zu geben, werden gemeinsame Räume geschaffen, in denen abteilungsübergreifend zusammengearbeitet werden kann.

Auf über 100 Seiten legt die PDF-Broschüre dar, welche Aufgaben ein Implicit Office erfüllen muss, damit Mitarbeiter hier optimal zusammenarbeiten. Ich hatte nicht die Zeit, mir alles im Detail durchzulesen und habe das Dokument nur überflogen. Folgende Aussagen sind mir dabei begegnet:

  • „Das „Implicit Office“ wird in diesem Kontext immer mehr zur fluiden Experimentierstation, in der verschiedene Räume und Umgebungen unser vielfältiges Tun und Denken unterstützen und vernetzen werden. Es kann beispielsweise auch ein „Keine-Ahnung-wofür-Raum“ eingerichtet werden, in dem die Option besteht, dass Neues entsteht.“ S. 54.
  • „Das „Implicit Office“ öffnet sich – in Zukunft wird es wieder verstärkt große Räume geben, in denen Menschen aus unterschiedlichen Abteilungen zusammen arbeiten.“ S. 70.
  • „Die Symbiose von Jung und Alt zu fördern, das wird im „Implicit Office“ zur Selbstverständlichkeit.“ S. 98.
  • „Im „Implicit Office“ wird ein Führungsstil herrschen, der den Mitarbeitern Entfaltung ermöglicht und sie fordert und fördert“ S. 106.

Zusammenfassend würde ich an dieser Stelle sagen, dass das Implicit Office eine neue Art Büro ist. Die Architektur in diesem Büro berücksichtigt nicht mehr nur Bau und Arbeitsvorschriften, sondern nimmt zudem das Thema Zusammenarbeit und gutes Arbeiten in den Fokus. Der Status des Einzelnen im Büro, der in der Vergangenheit massiven Einfluss auf die Büroarchitektur hatte, spielt beim Konzept des Implicit Office keine Rolle mehr. Es geht nicht mehr darum, wessen Büro am größten und schönsten ist, sondern darum, einen Ort zu schaffen, an dem die Mitarbeiter den Raum haben, zukünftige und unbekannte Aufgaben gemeinsam zu lösen.

Wer hats erfunden?

Bürovermietungen stagnieren. Wir müssen etwas tun.

Einst hieß es, dass alle Wege nach Rom führen. Bei der Suche nach Implicit Office haben mich – gefühlt – alle Suchanfragen zu dem oben bereits ausgiebig zitierten PDF geführt, das auf dieser Webseite heruntergeladen werden kann. Dieses PDF beschreibt auf 128 Seiten, was ein Implicit Office ist. Herausgeber des PDF sind das Trendforschungsunternehmen Zukunftsinstitut und das Immobilienunternehmen Signa.

Die Frage, die sich mir aufdrängt, ist, warum ein Trendforschungs- und eine Immobilienunternehmen das Konzept entwickelt haben. Meine nicht durch Fakten abgesicherte spekulative Antwort lautet: Für ein Immobilienunternehmen stellen Trends wie das Homeoffice eine Gefahr da. Wenn alle im Homeoffice sitzen, kann das Immobilienunternehmen nur noch schwerlich Büroimmobilien verkaufen und vermieten. Um das Absatzproblem zu beheben, beauftragt das Immobilienunternehmen ein Trendforschungsinstitut damit, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Büroräume in Zukunft gestaltet werden müssen, damit sie Vorteile gegenüber dem Homeoffice bringen. Das Trendforschungsinstitut macht sich an die Arbeit und entwickelt mit dem Implicit Office ein Konzept, das diese Frage beantwortet.

Meine Spekulation stimmt möglicherweise nicht. An dieser Stelle ist mir nur wichtig, dass nicht der Anschein entsteht, dass das Implicit Office ein 2017 erdachtes und bis jetzt wahrscheinlich wenig erprobtes Konzept ist. 😉

Fazit

Einst war das schönste Büro im Gebäude ein Statussymbol für den Chef oder für besonders erfolgreiche Führungskräfte. Unternehmen, die die Zusammenarbeit über den Wettbewerb stellen, brauchen diese Art der Statussymbole nicht mehr. Daher werden die Büros der Zukunft nicht mehr aussehen wie die Büros der Vergangenheit. Das Implicit- Office-Konzept ist ein Versuch, die Frage „Wie sollten zukünftige Büros aussehen?“ zu beantworten. Wie gut dieses Konzept in der Praxis funktioniert, wird die Zukunft zeigen.

15. Februar 2023
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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