Weißt Du, was Firlefanz und Schmus sind?
Ich liebe Bücher für Kinder. Nein, ich meine nicht die Babybücher mit den dicken Seiten, die Bilder von Tieren enthalten, die gestreichelt werden können. Ich meine Bücher für Kinder, die tieferes Wissen vermitteln und dabei eine Sprache verwenden, die leicht zu verstehen ist. Eines dieser Bücher ist
In diesem leicht verständlichen Buch, das sich mit nicht ganz einfachen THemen wie „Gott“ und „Tod „auseinandersetzt, bin ich über folgenden Absatz gestolpert, der ein Wort enthält, dessen Bedeutung ich glaubte zu kennen und ein Wort, das ich noch nie zuvor gehört hatte:
„Ich sag’s dir lieber gleich: Ich hasse das Schreiben. Muß mich wirklich dazu zwingen. Weil Schreiben wie Lametta ist, Firlefanz, Schmus, Kokolores und so weiter. Schreiben ist nichts anderes als Schwindel mit Schnörkeln drum herum. Erwachsenenkram.“ S. 9.
Die beiden Worte, die ich meine, lauten Firlefanz und Schmus. Den Begriff Kokolores kannte ich bis vor kurzem auch noch nicht. Doch zum Glück haben wir uns diesen bereits in einem Blogbeitrag angeschaut. Lass uns daher jetzt einmal schauen, was es mit den beiden Begriffen auf sich hat.
Was das Lexikon sagt
Wie so oft haben wir Glück, und unser Lexikon hält zwei passende Beiträge für uns bereit:
Firlefanz, der, -es, -e [spätmhd. Firlifanz, Bez. für einen lustigen Springtanz, H. u.] (ugs. abwertend): 1. <o. Pl.> überflüssiges od. wertloses Zeug; Tand, Flitter. 2. <o. Pl.> Unsinn, törichtes Zeug, Gerede, Gebahren: das ist doch alles F. 3. (selten) jmd., der nur Torheiten im Sinn hat, mit dem nicht viel anzufangen ist.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 758.
Schmus, der; -es [aus dem Rotwelschen < jidd. schmuo (Pl.: schmuoss) < hebr. Semûa = Gerücht; Gehörtes] (ugs.): wortreiches Getue; schöne [schmeichelnde] Worte; Gerede, Geschwätz: das ist doch alles S. !; so ein S.!
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2030.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin überrascht, dass ein mir so vertrautes Wort wie Firlefanz gleich 4 Bedeutungen (ich zähle den Springtanz jetzt mit) hat, von denen ich bis jetzt nur eine kannte.
Nachdem wir nun wissen, was es mit unseren heutigen Begriffen auf sich hat, schauen wir uns nun an, was unser Autor uns in dem zitierten Absatz sagen will, indem wir die heute gefundenen Begriffserklärungen (und Kokolores) dort einsetzen:
„Ich sag’s dir lieber gleich: Ich hasse das Schreiben. Muß mich wirklich dazu zwingen. Weil Schreiben wie Lametta ist, wertloses Zeug, wortreiches Getue, Unfug und so weiter. Schreiben ist nichts anderes als Schwindel mit Schnörkeln drum herum. Erwachsenenkram.“
Ja, jetzt verstehe ich den Satz.
Fazit
Zu meiner großen Freude erkennt unser Oskar im Verlauf des Buches, dass Schreiben nicht wie Lametta ist, kein wertloses Zeug, wortreiches Getue, Unfug und so weiter. Sein eigenes Schreiben hilft ihm (und hoffentlich auch dem Leser des Buches) mit einem schweren Thema Frieden zu schließen.
Das heutige Buch ist erst das zweite Kinderbuch (das erste war Momo), dem ich einen Beitrag gewidmet habe. Bei beiden Büchern war ich überrascht, wie tiefgründig sie waren. Und ich bin froh, dass ich mir als Erwachsene die Zeit genommen habe, sie zu lesen, denn aus beiden Büchern habe ich viel gelernt.
Viele Kinderbücher sind ein wahrer Wissensschatz, auch wenn sie von Dingen handeln, die es nicht (mehr) gibt. In meinen Augen ist es daher wichtig, Kinderbücher am Leben zu halten. Gleichzeitig ist es sinnvoll sie mit Anmerkungen zu versehen, wenn darin Dinge auftauchen, die aus heutiger Sicht einen problematischen Hintergrund haben.
Denken wir nur an Jim Crow aus dem Disney Film „Drei Caballeros“. Disney hat den Film inzwischen mit einer Inhaltswarnung versehen. Das ist ein in meinen Augen richtiger Schritt. Besser fände ich es allerdings, wenn die problematischen Inhalte erläutert werden, so dass Kinder (und deren Eltern, die nicht selten die Ehre haben, die Bücher vorzulesen) verstehen, warum Begriffe wie Indianer und Jim Crow außerhalb dieser Geschichten mit Vorsicht zu genießen sind.
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