Weißt Du, was Naked Planning ist?

Gibt es die eierlegende Wollmilchsau für Projektorganisation?

Im agilen Projektmanagement gibt es viele Methoden, um Projekte zu organisieren. Daher bin ich nicht überrascht, dass mir in Büchern wie

Sandra Sieroux & Stefan Roock & Henning Wolf: Agile Leadership. Führungsmodelle, Führungsstile und das richtige Handwerkszeug für die agile Arbeitswelt

auch nach 3 Jahren teils sehr intensiver Beschäftigung mit dem Thema noch immer Methoden begegnen, von denen ich noch nie gehört habe. Zum Glück geben sich die Autoren solcher Bücher in der Regel viel Mühe, um Methoden im Detail zu erklären, weil sie wissen, dass nicht jeder Leser alle Methoden kennen kann.

Doch manchmal sind den Autoren die von ihnen erwähnten Methoden offenbar so vertraut, dass sie diese nicht erklären. Bei unserem Buch ist dies bei „Naked Planning“ der Fall. Mir ist der Begriff noch nie begegnet. Und auch wenn ich den Begriff mit „Nackte Planung“ ins Deutsche übersetze, bringt mich das auch nicht weiter. Ich vermute, dass bei der „Nackten Planung“ alle Projektbeteiligten bekleidet sind und frage mich daher, was „Naked“ in diese Art des „Planning“ bedeuten könnte. Lass uns doch einmal schauen, ob uns das Internet diese Frage beantworten kann.

Die Idee hinter Naked Planning

Im Naked Planning kommen viele Agile-Projektmanagement-Begriffe zusammen, die ich bereits in anderen Blogbeiträgen ausführlich erläutert habe. Ich bitte daher um Nachsicht, wenn ich die Begriffe hier nicht erneut erkläre, sondern auf die jeweiligen Beiträge aus der Vergangenheit verlinke.

Ich bin ein einfaches Kanban Board.

Naked Planning vereint laut dieser Webseite die Idee des Kanban Boards mit dem Ansatz der Lean Production, bei der es darum geht, Verschwendung zu vermeiden. Verschwendung entsteht aus Sicht von Arlo Belshee, des Erfinders  des Naked Plannings, auf einem Kanban Board immer dann, wenn in der Offen-Spalte so viele Aufgaben liegen, dass das Team eine gefühlte Ewigkeit damit beschäftigt wäre, diese zu erledigen.

Ich selbst kenne dieses Problem aus meinem Arbeitsalltag. Ich organisiere meine Kundenprojekte seit 2020 mit einfachen Kanban Boards. In der Regel habe ich je Kunde ein Projekt. Wann mmer der Kunde einen neuen Wunsch äußert, wandert dieser in Form einer Aufgabe in die Offen-Spalte auf seinem Projekt-Board. Bei Projekten, bei denen Kunden nur einmal alle zwei Monate anrufen, funktioniert diese Methode fantastisch.

Ist das dringend?

Schwierig wird es bei größeren Projekten. Hier ist die Offen-Spalte bald so voll, dass die zeitlichen und finanziellen Ressourcen fehlen, um alle Aufgaben umzusetzen. Doch auch dafür haben wir eine Lösung gefunden. Bei diesen Projekten bespreche ich in meiner Rolle als Projektmanager im Abstand von ca. 4 Wochen alle Aufgaben mit dem Kunden um festzulegen, welche Aufgaben als nächstes erledigt werden sollen und welche Aufgaben noch Zeit haben.

Doch es gibt mindestens ein Kanban Board, bei dem ich nicht die Chance habe, alle 4 Wochen mit dem Kunden zu sprechen. Auf einem dieser Kanban Boards liegen die Aufgaben für das Unternehmen, in dem ich arbeite. Und auf den anderen Boards liegen die Aufgaben für Projekte meines Unternehmens. Diese Boards leiden unter notorischer Ressourcenknappheit, da die Aufgaben unserer Kunden immer Vorrang haben. Das führt dazu, dass einige dieser Projekte auch nach einem Jahr noch immer nicht live sind. Bis jetzt habe ich keinen Weg gefunden, mit dem ich dafür sorgen kann, dass diese Projekte zumindest soweit vorankommen, dass sie live gehen können. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass Naked Planning eine wichtige Methode sein könnte, um dieses Ziel zu erreichen.

Wie kann Naked Planning dafür sorgen, dass Projekte mit akuter Ressourcenknappheit live gehen können?

Beim Naked Planning wird nach dem Prinzip des Minimum Viable Products gearbeitet. Bei diesem Prinzip geht es darum, ein knapp überlebensfähiges Produkt an den Markt zu bekommen.

Was ist die Mindestanforderung an eine Webseite?

Um die Idee des Minimum Viable Product zu verstehen, werfen wir kurz einen Blick in meinen Alltag. Bei vielen der von mir gemanagten Projekte geht es um die Erstellung einer Webseite. Eine großartige Webseite verfügt über Bilder eines Fotografen, professionell erstellte Texte, einen aktuellen Newsbereich, eine Teamseite, ein ansprechendes Design und mehr. Eine knapp überlebensfähige Webseite dagegen verfügt über einen Text, der gerade so ausreicht, um dem Besucher der Webseite klar zu machen, worum es geht, sie hat zudem ein paar Smartphone-Bilder und alle rechtlich erforderlichen Dinge, wie zum Beispiel ein Impressum und eine Datenschutzerklärung.

Bei einer normalen Webseitenentwicklung fülle ich die Offen-Spalte in mein Kanban-Board mit zahlreichen Aufgaben (oft mehr als 30), die das Ziel haben, eine für den Besucher ansprechende Webseite zu erschaffen. Beim Naked Planning darf ich die Offen-Spalte lediglich mit maximal 7 Aufgaben befüllen. Die Anzahl 7 hat Arlo Belshee gewählt, weil dies die Menge an Dingen ist, die ein durchschnittlicher Mensch in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern kann.

Nachdem diese Aufgaben erledigt sind, muss das Minimum Viable Produkt fertig sein. Ich muss mir also im Gegensatz zu meinem normalen Vorgehen schon bei der Befüllung der Offen-Spalte meines Boards Gedanken machen, welche Aufgaben zwingend notwendig sind. Bei unserem gerade genannten Beispiel wären das:

  1. Ziel des Projektes definieren
  2. Texte erstellen und einbauen
  3. Bilder erstellen und einbauen
  4. Eine Domain buchen
  5. Einen Hoster buchen
  6. Rechtstexte erstellen und einbauen
  7. Seite Online stellen.

Maximal 7 offene Aufgaben sind möglich.

Damit niemand auf die Idee kommt, mehr als 7 Aufgaben in die Spalte zu packen, werden auf einem analogen Whiteboard 7 Slots aufgemalt, in die die Aufgaben geklebt werden. Der Projektmanager oder Kunde organisiert die Aufgaben so, dass die wichtigste Aufgabe immer oben steht. Niemand im Team arbeitet an mehr als einer Aufgabe. Erst wenn diese aus Sicht der Kunden erledigt ist, darf sich das Teammitglied der nächsten Aufgabe zuwenden. Sobald eine Aufgabe erledigt ist, kann der Kunde eine neue Aufgabe hinzufügen.

Fazit

An dieser Stelle habe ich nicht das Gefühl, dass ich Naked Planning allumfassend beschrieben habe. Doch zumindest weiß ich nun grob, wovon unsere Autoren sprechen. Ich vermute, Arlo Belshee hat diese Art der Planung deshalb als Naked bezeichnet, weil das Produkt, das entsteht, nur das hat, was es zum Leben braucht. Es also quasi nackig ist und nicht durch schönes Design und Co. verhüllt ist. Solltest Du noch Fragen zu Naked Planning haben, empfehle ich Dir dieses YouTube Video anzuschauen, in welchem Arlo das Prinzip in seinen Worten erklärt.

Ich für meinen Teil finde die Idee des Naked Plannings spannend und freue mich darauf, diese demnächst einmal auszutesten. An dieser Stelle bin ich neugierig: Nutzt Du ein Kanban Board in Deinen Projekten? Welche Wege hast Du gefunden, um zu verhindern, dass die Offen-Spalte von Aufgaben überflutet wird?

 

2. November 2022
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Kommentiere den Beitrag

  1. Stefan Roock 2. November 2022 at 15:43 - Reply

    Freut mich, dass wir inspirieren konnten 🙂
    Der Ansatz ist im Buch nicht beschrieben, weil er nicht wirklich Leadership-spezifisch ist. Daher vielen Dank für die deutschsprachige Aufbereitung.
    Es gibt sehr viele sehr coole Ansätze, die leider viel zu unbekannt sind und dadurch bleiben wir häufig hinter dem Möglichen zurück.

    • Maria Steinberg 2. November 2022 at 17:29 - Reply

      Hallo Stefan,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Bei den vielen coolen Ansätzen bin ich bei Dir. Das Ziel dieses Blogs ist es einige von diesen sichtbarer zu machen. Dank Euch und Eurem Buch ist nun einer mehr sichtbarer geworden. 🙂 Tausend Dank auch dafür.

      Viele Grüße

      Maria

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